Gefaehrlich sexy
was für eine Macht der Kerl über sie hat, denn als sie vorhin gefahren ist, hatte ich das Gefühl, sie käme nie wieder zurück.
Und der Tag wurde, verflucht noch mal, nicht besser, als ein paar Minuten später plötzlich meine Schwester bei mir Sturm geklingelt hat. Sie hatte bei ihrem Drecksack von Exmann angerufen, und der hatte ihr erzählt, dass Trent nicht bei ihm ist. Also musste ich ihr sagen, was passiert war, aber ich war einfach nicht in der richtigen Verfassung, um auf diese ganze Scheiße einzugehen. Sie meinte, okay, ich sollte Trent morgen in diese Klinik bringen, und dann ist sie aus dem Haus gestürmt und hat gesagt, sie käme noch mal wieder, weil sie über Nacht bei ihrem Jungen bleiben will. Nur wollte sie vorher Mom persönlich sagen, was geschehen ist.
Und dann, als wäre dieser Tag nicht schon ätzend genug gewesen, kam noch dieser Anruf. Der, mit dem ich schon die ganze Zeit gerechnet hatte, seit ich S’belle in Dahlias Haus begegnet bin. Ich hatte gehofft, Dahl würde es nie herausfinden, und habe versucht, ihr gestern alles zu erklären, um den Schlag ein bisschen abzumildern, es dann aber irgendwie nicht über mich gebracht. Natürlich musste dieses College-Chick ausgerechnet die Schwester dieses Arschlochs sein. Kein Wunder, dass ich das Gefühl hatte, ich würde diesen Typen kennen. Weil die zwei sich schließlich total ähnlich sehen. Leck mich doch.
Der Anruf machte auch noch meine letzte Chance zunichte, meine Dahl zurückzukriegen, und jetzt sitze ich hier rum und frage mich, warum, verdammt noch mal, ich überhaupt zurückgekommen bin.
Kapitel 24
Beneath Your Beautiful
Ich wache auf und sehe auf die Uhr: Viertel vor sechs. Verdammt. Ich habe über zwölf Stunden geratzt. Zum ersten Mal in meinem Leben macht die vollkommene Dunkelheit um mich herum mir Angst. Ich stehe eilig auf, öffne die Vorhänge, und als das erste schwache Dämmerlicht ins Zimmer fällt, verkrieche ich mich schnell wieder unter den dicken Decken, weil mir noch genauso kalt wie gestern Abend ist. Dann greife ich nach dem Telefon und sage mir, ich sollte wenigstens bei Aerie anrufen, um ihr zu sagen, wo ich bin. Als ich sie nicht erreiche, spreche ich ihr eine kurze Nachricht auf die Mailbox und lege mit einem leisen Seufzer wieder auf. Bei River rufe ich nicht an – weil ich mit ihm von Angesicht zu Angesicht sprechen muss.
Ich schalte das Radio des Weckers ein, liege im Bett und höre wahllos irgendwelche Songs. Denn die Musik ist eine Welt für sich. Die mich beruhigt, mich anspricht und mir oft sogar die Führung gibt, die mir ansonsten fehlt. Weil sie unendlich viele schöne und auch traurige Geschichten zu erzählen hat. Zu den Klängen von »Clarity« mache ich die Augen zu und denke noch einmal in Ruhe über alles nach. Als wäre alles, was geschehen ist, Teil der Story, über die gerade im Radio gesungen wird. Und während ich dies tue, während ich dem Text lausche und mich als Teil des Liedes sehe, erscheinen die Dinge mir plötzlich viel klarer als am Tag zuvor. Ich atme tief durch, bemerke, dass es mir ein bisschen bessergeht, und döse wieder ein.
Erst anderthalb Stunden später schlage ich die Augen wieder auf. Ich bin tatsächlich noch mal eingeschlafen, obwohl jede Menge Licht ins Zimmer fiel. Das habe ich bisher noch nie geschafft. Im Radio läuft gerade »Broken«, aber ich sage mir laut, dass ich noch lange nicht gebrochen bin. Denn selbst wenn das, was Ben getan hat, unverzeihlich war, hat er mit meiner Zukunft schon seit einer halben Ewigkeit nichts mehr zu tun. Und ich darf einfach nicht zulassen, dass seine Untreue noch irgendeinen Einfluss hat auf das, was vor mir liegt.
Als ein neuer Song beginnt, rauscht der Text einfach an mir vorbei. Ich liege da, starre die Decke an, denke über mich und River – unsere Kämpfe, unsere Liebe, unser Leben – nach und muss ganz einfach glauben, dass zwischen uns beiden alles in Ordnung kommen wird. Er hat mir nichts von Bell und ihrem Unfall sagen wollen, weil er mich liebt, und nicht, weil er mich täuschen wollte. Das ist mir inzwischen klar. Ich weiß, dass ich ihm voll und ganz vertrauen kann. Er wollte mir nicht sagen, dass mich Ben betrogen hat. Denn das hätte mich verletzt. Es wäre das reinste Kinderspiel für ihn gewesen, mich gegen Ben aufzuhetzen, nachdem er herausgefunden hatte, wer mein Exverlobter war. Aber dafür liebt er mich zu sehr. Deshalb glaube ich trotz allem, was geschehen ist, dass zwischen uns alles wieder
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