Gefaehrlich sexy
das Wiedersehen glücklich, oder habe ich euch unterbrochen, noch bevor ihr richtig angefangen habt?«
Ich habe ihn noch nie so außer sich erlebt, und ohne nachzudenken, ziehe ich den Arm zurück und schlage zu. »Ich habe doch gesagt, dass ich darüber jetzt nicht reden will. Du solltest dich mal hören!«
Damit stürme ich zu meiner Fahrertür, steige entschlossen in den Wagen und lasse zitternd den Motor an. Durch das Fenster sehe ich, wie er schockiert die Hand an seine Wange hebt.
Am liebsten würde ich jetzt wieder aussteigen, ihn um Verzeihung bitten, meine Arme um ihn schlingen und ihn küssen. Denn ich sehne mich danach, dass er mich hält und nie mehr loslässt, aber irgendwie bin ich in diesem Augenblick gefangen zwischen richtig und falsch, zwischen dem, was sein sollte, und dem, was nicht sein darf. Ich weiß, er fragt sich, was das Wiederauftauchen mit Ben und all das zu bedeuten hat und ob es irgendwelche Auswirkungen auf uns beide haben wird.
Trotzdem müssen wir uns erst einmal beruhigen. Muss ich selbst erst mal kapieren, was hier passiert. Der Ben von gestern und von heute ist für mich ein Fremder; das, was er getan hat, hätte ich dem alten, meinem Ben nie zugetraut. Und River hat mir etwas vorenthalten, was sehr wichtig für mich war. Was mich vor allem deshalb stört, weil er mir überhaupt etwas verschwiegen hat.
Plötzlich höre ich »Amazing Grace« und starre auf mein Handy, das auf der Ablage liegt und gerade aufgeladen wird. Bestimmt hat River es dorthin gelegt, gleich nachdem er angekommen ist. Ich schließe die Augen und atme langsam aus. Während ich dem Klingelton lausche, mit dem die ganze Misere ihren Anfang nahm, wünsche ich mir, der Tag könnte noch mal von vorn beginnen. Ich blicke Richtung Haus. Grace steht in der Tür, das Handy am Ohr. Doch ich schalte meinen eigenen Apparat aus und fahre los.
In der Hoffnung, die Musik würde meine Gedanken übertönen, stelle ich das Radio an. Als jedoch Bruce Springsteens »Born to Run« erklingt, stelle ich es sofort wieder aus. Ich habe Konfrontationen immer schon gehasst, und nun befinde ich mich urplötzlich in einem ausgewachsenen Krieg. Aber ich kann mich der Wahrheit jetzt nicht stellen – der Wahrheit, dass ich von den beiden Männern, denen ich bisher so sehr vertraut habe wie keinem Menschen sonst, belogen worden bin. Ich habe kein konkretes Ziel und fahre deshalb erst mal einfach Richtung Osten auf die aufgehende Sonne zu.
Kapitel 6
Remember When
Bens Tagebuch
Gestern lief es völlig anders als geplant. Ich kann einfach nicht glauben, wie sehr die Begegnung mit diesem Dreckskerl mir unter die Haut gegangen ist. Ich habe dieses seltsame Gefühl, als würde ich ihn kennen, und ich kann es einfach nicht abschütteln. An Schlaf war nicht zu denken, also bin ich runter an den Strand und habe weiter über seine Worte und ihre Bedeutung nachgedacht. Gerade als ich über die alte Brücke laufen wollte, tauchte plötzlich Dahls Wagen in der Einfahrt auf. Als ich sie sah, dachte ich allen Ernstes, sie käme zu mir zurück – sie hätte mich in all der Zeit genauso sehr vermisst wie ich sie. Ich dachte, sie würde aus dem Wagen steigen und dann auf mich zugelaufen kommen, aber als sie vorsichtig in meine Richtung ging, sah ich ihren beklommenen Blick und hoffte nur, sie hätte keine Angst vor mir. Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen, ihr versichert, dass ich es tatsächlich bin, und ihr erklärt, ich wäre ihretwegen wieder hier, aber das habe ich mich nicht getraut. Denn sie wirkte furchtbar distanziert.
Obwohl es mich gerührt hat, dass sie immer noch mein Armband trägt, habe ich gleichzeitig vor Wut gekocht, weil sie den Ring von einem anderen am Finger trägt. Während des gesamten Flugs zurück hierher war das Einzige, woran ich denken konnte, dass ich ihr jetzt endlich wieder meinen Ring anstecken, sie heiraten und eine Familie mit ihr gründen kann. Ich hatte bereits angenommen, dass sie meinen Ring nicht länger trägt, als Caleb mir berichtet hat, dass sie mit einem anderen zusammen ist. Und mein Verdacht wurde bestätigt, als ich Mom fragte, ob sie wüsste, was mit meinem Ring passiert ist, und sie meinte, Dahlia hätte sie gebeten, ihn für sie aufzubewahren. Verdammt! Das hat echt weh getan. Dass Dahl den Ring nicht wenigstens behalten hat.
Ich konnte sehen, sie wollte nicht, dass ich sie berühre. Vielleicht hatte sie Angst vor den Gefühlen, die das in ihr wecken könnte. Vielleicht gibt es also
Weitere Kostenlose Bücher