Gefaehrlich sexy

und jetzt klärt sie mich über ihre Pläne für die Party auf. Ich versuche, mich auf das Gespräch zu konzentrieren, zuzuhören und zu nicken, kehre aber in Gedanken ein ums andere Mal zu Grace zurück. Denn ich kann einfach nicht aufhören, daran zu denken, wie der Lunch geendet hat.
    Plötzlich aber reißt mich eine vertraute Stimme aus meinen Grübeleien. Mein Blick fliegt Richtung Bühne, und ich sehe ihn dort oben so entspannt und locker stehen, als wäre er an diesem Ort daheim.
    »Hallo allerseits«, begrüßt er das Publikum mit seiner dunklen Stimme. Wenn ich ihn dort oben stehen sehe, kann ich fast nicht glauben, dass er wirklich mir gehört. Denn mit seinem grenzenlosen Selbstbewusstsein zieht er nicht nur mich, sondern auch alle anderen unweigerlich in seinen Bann. Er hat die Gitarre umgehängt, stellt das Mikrophon auf seine Höhe ein, und bei jeder Handbewegung spannen sich die straffen Muskeln unter seinem T-Shirt sichtbar an.
    Aus irgendeinem Grund macht es mich immer völlig atemlos, wenn ich ihn auf der Bühne stehen sehe. Weil dann seine Augen leuchten und er ein so breites Lächeln hat, dass ich seine Grübchen selbst vom Tresen aus erkennen an. Er ist vollkommen ruhig und souverän, und seine Leidenschaft für die Musik ist nicht zu übersehen. Während eines Augenblicks wünsche ich mir, er könnte einfach immer weiter Songs schreiben und hier im Smitten’s singen, ohne dass er extra auf Tournee gehen muss. Aber seine Band ist auf dem aufsteigenden Ast, und er hat den Ruhm und alles, was dazugehört, verdient. Also kann ich nur hoffen, dass er lernt, sich darüber zu freuen.
    »Ich singe heute Abend ein paar Songs, die ich für mein Mädchen geschrieben habe.« Er sieht mich aus leuchtenden Augen an, und während meine Haut anfängt zu kribbeln, zieht er seine Gitarre hinter sich hervor. »Eins, zwei … eins, zwei, drei, vier«, raunt er seinen Männern zu, bevor der Eröffnungssong erklingt.

    You were my once in a lifetime.
    This I knew from the moment your eyes met mine.
    You were my once in a lifetime.
    This I knew the first time I whispered into your ear and my heart stopped.
    You were my once in a lifetime.
    This I knew when I kissed your lips and felt it in my soul.
    So where did you go, where did you go?

    Ich vergesse meine Sorge wegen Grace, denn wie immer, wenn ich River auf der Bühne sehe, bin ich furchtbar aufgeregt. Es verschafft mir ein Gefühl inneren Friedens, als er über uns und seine Gefühle für mich singt. Seine wohlklingende Stimme zieht das Publikum in ihren Bann. Paare fangen an zu tanzen, einzelne Personen wiegen sich im Takt des Liedes hin und her, und alle singen mit. Aber er singt nur für mich, als wären wir zwei völlig alleine. Plötzlich lässt er von seiner Gitarre ab, umklammert das Mikrophon mit beiden Händen, macht die Augen zu und wippt mit seinen schulterbreit gespreizten Beinen leicht den Rhythmus mit. Es besteht kein Zweifel daran, dass dies sein Lieblingssong ist. Am Ende wiegt er sich leicht hin und her, spielt ein paar letzte Noten auf seiner Gitarre und deutet eine winzige Verbeugung an.
    Sofort beginnt der zweite Song. Er setzt sich auf einen Barhocker und stellt die Füße in den schwarzen Stiefeln auf den Querstreben ab. Mit einem breiten Lächeln zupft er vorsichtig die wunderschöne Melodie von »Five« und zieht mich abermals total in seinen Bann. Als er anfängt zu singen, konzentriert er sich derart intensiv auf die Musik, als wäre er selbst das Lied.
    Als während des Refrains ein paar der Mädchen anfangen zu kreischen, steht er wieder auf und sieht sie mit seinem verführerischsten Grinsen an. Wilde Gedanken an uns beide im Bett schießen mir durch den Kopf, und ich spüre, dass ich rot werde, weil ich schon wieder heiß auf meinen Liebsten bin. Er lässt die Gitarre sinken und reckt beide Hände in die Luft. Dabei rutscht sein T-Shirt ein Stück hoch, und alle sehen seinen nackten Bauch. »Los, singt mit«, ruft er ins Mikrophon, und natürlich fangen wir alle an zu grölen.

    5 years, 260 weeks, 1,825 days, 2.3 million minutes.
    That was how long ago I met you.
    If I did it all again. Would you come along for the ride?
    If I did it all again. Could you play this game with me?

    Etwas so Verführerisches wie sein breites Lächeln vor dem Hintergrund des goldenen Bühnenlichts habe ich nie zuvor gesehen. Hier, in dieser kleinen, heimeligen Kneipe, ist River in seinem Element. Als der letzte Ton verklingt, spendet ihm das Publikum