Gefaehrlich sueße Kuesse
konnte sich Maddy nicht vorstellen, dass Byron Dokumentarfilme über den Hunger in der Dritten Welt oder Militärputschs ansah. Er war ein ziemlich biederer, einfältiger Typ. Sie fragte sich langsam, was sie an ihm nur so anziehend gefunden hatte. Es versetzte ihr zwar einen Stich, aber es war absolut verständlich, dass Rick Lawson als Person des öffentlichen Lebens nicht mehr als notwendig in ihre Privatangelegenheiten hineingezogen werden wollte. Und immerhin lag seine Freundin im Krankenhaus, da wollte er bestimmt nicht, dass irgendwelche Missverständnisse aufkamen.
"Vergessen wir das mit dem Foto", sagte sie. "Ich glaube, wir haben alles Nötige für ein hübsches Täuschungsmanöver." Sie stellte sich instinktiv auf die Zehenspitzen und konnte sich nur im letzten Moment bremsen. Sie wollte Rick tatsächlich auf die Wange küssen, ganz freundschaftlich, was sie jedoch besser sein ließ.
Irgendetwas in ihr warnte sie deutlich davor, dass Rick Lawson zu küssen, und sei es nur auf die Wange, niemals freundschaftlich sein konnte. Sie trat rasch zur Seite. "Vielen Dank, Rick, dass Sie mir helfen wollen."
Er sah sie flüchtig an. "Ist mir ein Vergnügen", sagte er.
So weit habe ich es also gebracht, dachte sie auf dem Weg zurück zu ihrer Wohnung. Rick war wieder so abweisend und unnahbar wie zuvor. Aber das sollte sie nicht kümmern. Wenn nur Byron und Cynthia auf den Zauber hereinfielen!
3. KAPITEL
"Dann nehmen wir also Orchideen?" Byron und Cynthia nickten einmütig. "Eine gute Entscheidung, ihr werdet es nicht bereuen", sagte sie.
Sie atmete tief aus und lächelte entspannt. Alles lief blendend. Der Plan schien aufzugehen. Cynthia und Byron waren seit zirka einer Stunde bei ihr, die Hochzeitsvorbereitungen so gut wie im Kasten, und Cynthias hämisches Grinsen wurde von Minute zu Minute flacher. Maddy konnte ihre innere Genugtuung nur schwer verbergen, als sie beobachtete, wie die Blicke ihrer Besucher an nahezu jedem von ihr dezent ausgelegten Köder haften blieben.
Einige der Requisiten waren allerdings ziemlich auffällig.
Byron wäre beinahe über Ricks Wanderschuhe gestolpert, und Cynthia musste erst einmal Ricks Ruderhemd vom Stuhl nehmen, um sich setzen zu können.
Rick hatte freundlicherweise auch einige Bücher über die politische Lage in Asien und dem Mittleren Osten beigesteuert, die auf dem Beistelltisch lagen, und Maddy hatte in einem Secondhandshop einige exklusive Zeitschriften gefunden. Es war ziemlich mühsam gewesen, sie so zu verteilen, dass sie wie zufällig dalagen.
Byron hatte mehrfach die ansehnliche Kollektion von Golfschlägern gemustert, die innen an der Eingangstür hingen.
Schon ziemlich bald nach ihrem Eintreffen hatte Cynthia wie erwartet das Badezimmer aufgesucht, und Maddy stellte mit hämischer Freude fest, dass Cynthia bei ihrer Rückkehr gar nicht erfreut aussah. Die aschblonde Schönheit schien merklich mit der Entdeckung zu kämpfen, dass es tatsächlich einen neuen Mann in Maddys Leben gab.
"Ich freue mich, dass so weit alles besprochen ist", sagte Maddy. "Es wird zwar nicht einfach, alles in so kurzer Zeit zu organisieren, aber wir werden es schon schaffen."
"Ich hoffe, du kommst mit dem kurzfristigen Termin zurecht", wandte Cynthia ein. "Aber du kennst ja Byron." Sie strahlte. "Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, muss es sofort sein."
"Natürlich", entgegnete Maddy kühl und spürte, wie sich alles in ihr sträubte.
Nachdem er sich Cynthia in den Kopf gesetzt hatte, musste es sofort sein. Sie biss die Zähne zusammen. Das war ein ganz neuer Byron. Als sie mit ihm verlobt war, hatte er alle möglichen Ausreden gefunden, den Termin hinauszuzögern.
Und nun musste sie mit ansehen, wie Byron Cynthia sehnsuchtsvoll anblickte. Wie ein Hund, der gekrault werden wollte. Und die liebe Cynthia streckte ihre Hand mit den langen, rot lackierten Fingernägeln aus, um ihrem Verlobten quer über den Tisch hinweg zärtlich die Wange zu streicheln.
Obwohl sie sich reichlich deplatziert vorkam, rang Maddy sich ein Lächeln ab. "Was kann ich euch anbieten? Wein, Kaffee? Marmorkuchen?"
"Marmorkuchen?" Cynthia stöhnte und presste schnell die Hand vor den Mund. "Oh ... oh verdammt!" jammerte sie. Sie krümmte sich und wurde ganz grün im Gesicht. "Entschuldigt mich", brachte sie gepresst hervor und ging mit unsicheren Schritten Richtung Badezimmer.
"Meine Güte!" Maddy warf Byron einen fragenden Blick zu.
"Fühlt sich Cynthia nicht wohl? Warum hast du nichts
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