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Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Titel: Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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verpflasterten Füßen, doch die fühlen sich überraschenderweise ganz okay an und ich atme erleichtert auf.
    Mutter steht am Fenster und sieht zu dem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich stelle mich neben sie und lasse meinen Blick wandern. Außer, dass das Einbruchhaus bei Tageslicht weiß ist statt dunkelgrau, hat sich in den letzten Stunden nichts geändert, vor allem sind die Gitter noch immer runtergefahren. Mit zusammengekniffenen Augen scanne ich das Fenster, durch das Spiderman in die Wohnung eingestiegen ist, doch die Scheibe sieht vollkommen unversehrt aus, als hätte sich nie jemand an ihr zu schaffen gemacht. „Kannst du die Stelle erkennen, wo der Typ das Loch in die Scheibe gefräst hat?“
    Mutter schüttelt den Kopf. „Als wären die Klempner von Car Glass dagewesen.“
    „Das sind Automechaniker, Mutter.“
    „Klugscheißer“, zischt Mama , pflanzt sich mit der Fernbedienung in den karierten Sessel und beginnt zu zappen. Bei einer Zeichentrickserie bleibt sie hängen. Sofort hellt sich ihr Gesicht auf und sie amüsiert sich köstlich über einen Kater, der sich von einer Maus an der Nase herumführen lässt. Auch das ist meine Mama.
    Ich nehme eine schnelle Dusche, denn inzwischen knurrt mein Magen wie ein Löwe. Der Croque Monsieur, den ich gestern Abend in der Dorfbar gegessen habe, ist längst verdaut, ebenso der Hundefutter-Schokoriegel von vergangener Nacht. Hochzufrieden notiere ich, dass die Dusche mindestens vier Sterne verdient, denn das warme Wasser kommt beinahe sofort. Überhaupt ist alles bestens. Das Hotelduschzeug riecht neutral, was perfekt ist für den Ausflug in den Kosmetiktempel, den ich besuchen will, seit ich davon in einer meiner Modezeitschriften gelesen habe. Meine nassen Haare flechte ich zu einem Zopf, das sollte zum Shoppen genügen. Den Hintern quetsche ich wieder in die Jeans, während ich meine Füße in den Joggingschuhen atmen lasse. Gott sei Dank habe ich die Schuhe zwei Nummern größer gekauft. Das gleiche hätte ich mal mit der Jeans machen sollen. Egal. Über all dem trage ich meinen Mantel, was das Outfit dann doch wieder Shopping-tauglich macht.
    „Fertig“, verkünde ich in allerbester Laune. Im Geiste sehe ich mich bereits über die Champs-Elysées flanieren, mit zig hübschen Papiertüten am Arm und einem leckeren Coffee-to-Go in der Hand.
    Mama schaltet den Fernseher aus, schnappt sich ihr Cape und den Naturledershopper. Sie stakst noch vor mir aus dem Zimmer.
    In der Lobby sind die Verhöre in vollem Gange. Gut, dass ich meins bereits unterschrieben habe. Ein paar Hotelgäste haben sich vor der Rezeption zusammengerottet und beschweren sich auf verschiedenen Sprachen lautstark über diese, ihrer Ansicht nach unmögliche Behandlung. Die beiden Polizisten grüßen meine Mutter hochachtungsvoll, was sie mit einem dezenten Lächeln erwidert. Das ist auch so eine Sache, die man bei Mama immer wieder erlebt. Einmal im Jahr verlässt sie das Haus und schon liegt ihr die Welt zu Füßen, als würde sie Tag für Tag über den Planeten schlendern und sich wie eine barmherzige Samariterin um Jedermann kümmern.
    Sie gibt unseren Zimmerschlüssel ab, und wir treten auf die Straße. Es ist reichlich kühl, aber nicht kalt, es riecht nach Seine und ein wenig nach Autoabgasen, die Sonne strahlt, obwohl es Dezember ist, und die Champs-Elysées ist in Sichtweite.
    Wieder einmal kommt mir Clément in den Sinn, der vermutlich mehrfach versucht hat, mich zu erreichen. Aus gewissen Gründen verspüre ich momentan zwar keine gesteigerte Lust, mit ihm zu reden, aber so geht das natürlich nicht. „Wann bekomme ich mein Handy zurück, Mutter?“
    Mama hält mir ihr linkes Handgelenk vor das Gesicht, an dem sie die winzigste Armbanduhr der Welt trägt. Die Uhr hat sie von meiner Oma geerbt und ich werde nie verstehen, warum sie sie überhaupt umzieht, denn sie kann die Pünktchen auf dem Ziffernblatt und die spinnbeindürren Zeiger nur unter Zuhilfenahme einer Lupe erkennen.
    „Es ist zehn Uhr einunddreißig“, verkünde ich. Im Gegensatz zu meiner Mutter habe ich Augen wie ein Luch s.
    „In exakt vierzehn Minuten kommt Robert zu Paul.“
    Mein Kopf zuckt zu Mama herum, die mich gut gelaunt anlächelt. Ich verstehe nur Bahnhof. „Der Typ von letzter Nacht, dem du mein Handy gegeben hast, heißt der Robert?“
    „Ja, sicher“, sagt Mama, als hätte ich mal wieder was verpasst, und biegt rechts in die Champs-Elysées ein. Ich folge ihr auf dem Fuß.

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