Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
ich noch in der Lobby zu suchen? Ich sollte längst in dem kleinen Aufzug stehen und mich auf dem Weg in den vierten Stock befinden, in das Zimmer, aus dessen Fenster ich, laut Protokoll, um drei Uhr herum auf gar keinen Fall hinausgesehen habe.
„ Ich wohne in Auteuil, ganz in der Nähe der Kirche. Waren Sie schon einmal in Auteuil? Obwohl es zu Paris gehört, kennen es nur die wenigsten.“
Eindeutig. Der Zwillingsbruder von Pep Guardiola flirtet mit mir. Ich stelle fest, dass mein Herz einen Sprung macht. Also bin ich wohl doch nicht so ramponiert aus dem Bett gestiegen. Dafür spiele ich mit dem Feuer und mir kommen gerade ernsthafte Zweifel an meiner Liebe zu Clément. „Wenn man mit einem roten Doppeldeckerbus in Ihr Anteuil kommt, dann war ich dort.“
„Im roten Doppeldeckerbus“, grummelt der Kommissar. Eigentlich wollte er eine abwerfende Bewegung mit der linken Hand machen. Beim ersten Ansatz dazu segelt aber das Protokoll auf den Boden und er bückt sich. Als er wieder hochkommt, ist sein Gesicht fast so rot wie meins, was ihn allerdings nicht daran hindert, mir einen Vorschlag zu unterbreiten. „Ich habe morgen frei. Also eigentlich habe ich jetzt schon frei, aber Sie sehen ja, was los ist. Wenn Sie für den morgigen Tag nichts vorhaben, könnte ich Ihnen mein Paris zeigen.“ Die großen, braunen Augen durchbohren mich.
Glücklicherweise sitze ich, denn gerade bekomme ich verdammt wacklige Knie. „Ihr Paris?“ Hilfe, ist meine Stimme hell! Dann lege ich schon wieder den Kopf schräg. Wie ich aus einer Fernsehreportage weiß, zeige ich damit sämtliche Symptome einer verknallten Frau.
„Paris ist groß. Jeder sieht es auf seine Weise“, gibt er irgendwie huldvoll lächelnd zurück.
„Ich hoffe nicht, dass Sie mich in die Katakomben schleppen wollen.“ Mon Dieu! Was rede ich denn? Das war quasi ein Ja auf seine unausgesprochene Frage.
„Ich heiße José .“ Der Kommissar reicht mir die Hand mit dem Ring, die ich nach einem gespielten Zögern ergreife. Warm und weich fühlt diese Hand sich an und dennoch fest und kraftvoll. Diese Hand möchte man doch überall spüren.
„Jade “, hauche ich und bemühe mich, in seiner Hand nicht ganz zu Wachs zu werden.
„Wegen der Augen?“ , fragt er rau.
„ Pardon?“
Er sieht mir so in die Augen, dass mir angst und bange wird, heiß und kalt zugleich. Zwischen uns knistert es, als hätte Mama gerade den Kamin angezündet und das noch etwas feuchte Holz genommen.
„Deine Augen sind jadegrün“ , erklärt José.
Ich nicke dümmlich. Was soll ich auch sonst tun? Ob er jadegrüne Augen schön findet, hat er nicht gesagt. Also kann ich mich schlecht bedanken. Und dass meine Augen grün sind, weiß ich selbst. Nur ob sie jadegrün sind? Mit diese r Farbnuance habe ich mich noch nicht befasst. Ich kenne hellgrün, lindgrün, flaschengrün, tannengrün und froschgrün. Und grün wie meine Augen. Also doch jadegrün. Ach nee. Was für ein Witz. Jetzt fällt der Centime auch bei mir.
„Dann sehen wir uns morgen, äh, heute, Jade mit den jadegrünen Augen? Ich könnte dich am Hotel abholen, wenn du willst.“
Ich will nicht sagen, dass ich erst mit meiner Mutter sprechen muss. Wie klingt denn das? Clément mit seinem dauernden Gerede, ich sei ein Muttersöhnchen, beziehungsweise ein Muttertöchterchen, hat mich in dieser Hinsicht geschädigt. Andererseits empfinde ich es als eine Unverschämtheit, mich von Mama nach Paris einladen und sie dann allein zu lassen, weil ich mich gleich mit dem erstbesten Kerl verabrede, der mir über den Weg läuft. Wobei dieser Kommissar in Mamas Augen sicherlich der geeignetere Schwiegersohn wäre. Ach Mann, jetzt höre ich schon wieder die Hochzeitsglocken. Meine Hormone spielen verrückt. Ich bin aber auch genau in der Mitte von meinem Zyklus. Ich hätte das Haus überhaupt nicht verlassen dürfen.
„Ich bin Polizist“, bringt José sich mit einem unverschämt sexy Grinsen in Erinnerung, als ich zögere, „bei mir bist du sicher.“
Ganz bestimmt. Was glaubt der, was meine Hormone wollen? Egal, was Clément über meine Beziehung zu Mama zu kackern hat, ich entscheide mich dafür, mit offenen Karten zu spielen. „Meine Mutter hat mich nach Paris eingeladen. Wir haben einen Plan, was wir unternehmen wollen. Ich spreche lieber erst mit ihr.“
„Wir könnten Paris zu Dritt unsicher machen. Ich bringe euch zu allen Sehenswürdigkeiten, die ihr noch nicht kennt und schon immer sehen wolltet. Danach zeige ich
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