Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
bin es nicht.“ Mama zieht ihre Schlafmaske runter wie ein Rollo.
„Aber du bist doch wohl nicht der Reporter, der den Bericht geschrieben hat? Und der Haustür-Monteur ist die Quelle? Mutter? Ich rede mit dir.“
„Mach das Licht aus. Ich möchte morgen nicht mit dicken Augen durch Paris rennen.“
„Bevor du mir nicht sagst, was du mit der Sache zu tun hast, mache ich hier gar nichts aus.“
„Willst du mir drohen?“, brummt meine Mutter amüsiert.
„Mutter!“
„Meine Güte, Jade. Ich fange an zu bereuen, dass ich dich eingeladen habe. Schlaf‘ endlich! Und denk’ an Clément. Er vertraut dir.“
Was soll bitte jetzt der Hinweis auf Clé? Ich halte mich noch eine ganze Weile dran mit meinen Nachfragen bezüglich der Reporter-Quellen-Sache, aber Mama ist verstummt. Ich habe keine Ahnung, ob sie wirklich schläft oder nur so tut als ob. Entnervt lösche ich schließlich das Licht. Seit wann macht Mama sich Gedanken um Clé? Seit Jahren versucht sie mich davon zu überzeugen, dass er ein langweiliges Landei ist. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie uns voneinander getrennt. Jetzt plötzlich soll ich an ihn denken. Das ist doch nicht normal.
Inzwischen hat das blaue Blinken auf der Straße aufgehört. Anscheinend sind die Polizeiwagen abgerückt. Ich bin zu faul, um noch einmal aufzustehen und aus dem Fenster zu sehen. Unterdessen läuft mein Gehirn auf Hochtouren. Was hat der Schwarzgekleidete da drüben angestellt? Und was haben meine Mutter und ihr guter Bekannter damit zu tun? Warum musste ich lügen? Warum sagt Mama mir nicht, was los ist? Ist sie eventuell doch die Quelle? Oder ist es ihr zotteliger Freund und Türmonteur? Oder machen die beiden gemeinsame Sache? Recherchiert der Zottel für einen Zeitungsbericht, Mama für ihren nächsten Krimi? Oder sind sie gemeinsam einem großen Skandal über die Mona Lisa auf der Spur?
Was auch immer da läuft – auf mein Date mit José Carreras werde ich auf gar keinen Fall verzichten! Schon beim bloßen Gedanken an diesen Hottie läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Mama sagt doch selbst, ich sollte mich außerhalb von Monthomé nach einem Mann umsehen. Wann habe ich denn sonst Gelegenheit dazu, wenn nicht jetzt?
Kapitel 6
„Sag‘ mal, muss diese Mütze sein?“
Gabriel wirft einen Blick in den Spiegel, auf die große, graue Strickmütze, unter der seine Locken wie ein Kranz hervorlugen. „Das trägt man so.“
„Und dazu die Pilotenbrille mit den verspiegelten Gläsern. Alles klar. Da kannst du auch gleich mit einem Schild vor der Brust rumlaufen, auf dem steht: Nicht hinsehen. Ich beobachte dich.“
Sein Freund zieht die Mütze vom Kopf und stapft ins Bad, um die ruinierte Frisur zu retten. Mit einer ordentlichen Portion Gel streicht er sich die Haare aus dem Gesicht. „Besser?“
Mathis nickt und verlässt die Wohnung. Für Zweifel, ob die Geschichte überhaupt funktionieren wird, ist es zu spät.
Kapitel 7
Ein unangenehmes Poltern reißt mich aus dem Schlaf. Im nächsten Moment trifft gleißende Helligkeit auf meine Augenlider und ich reiße die Hände vor meine Augen, um sie vor dem sicheren Erblinden zu retten.
„ Bonjour, mein Schatz“, Mamas fröhlich flötender Stimme nach zu urteilen, ist sie seit Stunden auf den Beinen und fix und fertig angezogen und geschminkt, „es ist gleich zehn. Ich habe soeben mein Protokoll unterschrieben. Mensch, bin ich hungrig! Raus aus den Federn, Jade. Ich brauche einen Café und ein Croissant. Und dann gehen wir shoppen.“ Den letzten Satz singt sie. Es klingt als würde jemand einen Eimer Wasser über einer Katze ausleeren.
Was habe ich nur verbrochen, denke ich im ersten Augenblick, doch schon im nächsten fallen mir all die schönen Geschäfte auf der Champs-Elysees ein – und José Carreras. Vor mir liegt ein schöner Tag, ich kann alles nachholen, was ich in den vergangenen Monaten an Shopping und Cafés vermisst habe. Eventuell habe ich auch noch ein Date. Ein wohliges Prickeln nimmt von mir Besitz, besonders wenn ich an den Kommissar denke. Natürlich fühle ich mich auch ein wenig schuldig wegen Clément, aber die Freude überwiegt eindeutig.
Z ufrieden wünsche ich meiner Mutter einen guten Morgen und setze mich auf, was ich besser unterlassen hätte, denn es erinnert mich schmerzlich an meinen wunden Hintern. Nie wieder Poversohlen, schwöre ich mir und hüpfe aus den Federn. Im gleichen Moment durchfährt mich ein Schrecken, denn ich erwarte fürchterliche Schmerzen an meinen
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