Gefaehrliche Begegnungen
schaute zur Seite. »Das geht dich nichts an«, sagte sie leise und betrachtete dabei ihre Fingernägel. »Ich habe das gemacht, was gemacht werden musste. Er wird gehen, und das war es dann.«
»Du dummes Mädchen«, sagte Leslie in einem verächtlichen Ton, »du bedeutest ihm nichts – weniger als nichts. Er wird dich zerquetschen wie ein Insekt, falls du dich in seiner Nähe befindest, wenn wir angreifen. Nur weil er dich gerne fickt heißt das noch lange nicht, dass er Mitleid mit dir haben wird wenn er herausfindet, was du getan hast. Er hat mit Hunderten solcher Frauen wie dir geschlafen – wahrscheinlich Tausenden – und du bist nichts Besonderes–«
»Du hast doch überhaupt keine Ahnung!« unterbrach Mia sie, da sie jedes Wort wie einen Messerstich in ihrem Herz spürte. »Du hast ihn nie getroffen–«
Leslies Augen verengten sich. »Ich muss ihn nicht treffen, um genau zu wissen, wie er ist – er ist genauso wie der Rest von ihnen. Sie haben keinen Respekt vor uns, vor dem menschlichen Leben. Wir sind für sie nur ein Experiment, etwas, das sie erschaffen haben. Ihrer Meinung nach sind wir ihre Geschöpfe – mit denen sie machen können, was ihnen gefällt. Und wenn ihnen danach ist, beseitigen sie uns einfach und übernehmen unseren Planeten um ihn selbst zu nutzen. Du bist ein Narr, wenn du denkst, dass er anders ist. Er ist der Schlimmste von allen – er hat sie hierher geführt...«
Leslie hatte Recht. Mia wusste das alles selber, in einem kleinen rationalen Teil ihres Kopfes, aber ihr dummes Herz weigerte sich, da mitzuziehen. Das Wissen, dass er in ein paar wenigen Tagen völlig aus ihrem Leben verschwunden sein würde war unerklärlich schmerzhaft und der Gedanke daran, dass ihm während der ganzen Ereignisse etwas zustoßen könnte, ließ ihren Magen vor lauter Angst krampfen. Und trotzdem hatte Leslie Recht – wahrscheinlich würde er sie ohne zu zögern umbringen, wenn er herausfand, dass sie diejenige war, die die Bedrohung ihrer Pläne hier auf der Erde erst ermöglicht hatte.
Sie wollte nicht sterben, aber sie glaubte auch nicht, dass sie ihn töten konnte, nicht mal zur Selbstverteidigung.
Mia atmete tief durch und fragte, »Wann wird es losgehen? Wie lange noch, bis die Angriffe stattfinden?«
Leslie zögerte und fragte sich offensichtlich, ob Mia noch vertraut werden konnte.
»Leslie«, sagte Mia müde, »Ich weiß was passieren würde, wenn er dahinter käme, dass ich euch geholfen habe. Ich werde ihn nicht warnen. Ich kann das ja auch gar nicht, ohne dadurch mein Leben zu verlieren. Ich bedauere das, was ich getan habe nicht. Nur weil ich jemanden, mit dem ich in den letzten Monaten sehr eng zusammen gewesen bin, nicht umbringen kann, heißt das nicht, dass ich eure Sache verraten würde. Ich wollte einfach nur wissen, wie lange ich noch habe–«
»Bis Morgen«, sagte Leslie. »Du hast noch bis Morgen Zeit.« Mein Rat ist, dass du am Morgen verschwindest – geh so weit weg, wie du nur kannst. Packe nichts ein und mach auch sonst nichts, was ihn misstrauisch machen könnte. Geh einfach nur weg. So oder so wird dieses Wochenende alles vorbei sein.
* * *
An diesem Abend kam Korum spät nach Hause, es war schon fast neun Uhr.
Mia ertappte sich dabei, wie sie seit fünf Uhr im Wohnzimmer auf und ab lief, weil sie vor lauter Aufregung vor dem, was passieren würde, weder still sitzen, noch sich entspannen konnte. Wenn Leslie ihr die Wahrheit gesagt hatte, war diese ihre letzte Nacht mit Korum...und vielleicht überhaupt die letzte Nacht ihres Lebens. Um die Chancen für ihr Überleben zu erhöhen, entschied sie sich, Leslies Rat zu folgen und gleich am Morgen zu verschwinden. Korum würde dann wahrscheinlich schon das Appartement verlassen haben und sie hätte eine Möglichkeit zu flüchten – vielleicht würde sie eine der U-Bahnen in die Außenbezirke nehmen. Der Auflöser, wie sie die Waffe jetzt nannte, befand sich sicher und heil in ihrer Handtasche. Sie hatte nicht vor, ihn zu benutzen, aber es war trotzdem gut zu wissen, dass sie etwas hatte, mit dem sie sich im Notfall verteidigen konnte, falls am Freitag die Hölle losbrach.
Weil sie eine Beschäftigung brauchte, durchforstete sie ihren Kleiderschrank und probierte einige ihrer neuen Kleider an. Ihre Garderobe war inzwischen so groß, dass viele ihrer Sachen immer noch das Schild dran hatten und sie hatte keinen Überblick mehr darüber, was sie eigentlich alles besaß. Alles passte ihr
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