Gefaehrliche Begegnungen
gegenüber zu bekommen. Marisas wertfreies, mitfühlendes Ohr war genau das gewesen, was sie gerade gebraucht hatte.
Jetzt musste sie nur noch die Arbeiten komplett überarbeiten und dann war sie fertig mit ihrem selbst gesetzten Tagespensum für heute.
22.Kapitel
Da sie jetzt mit dem Lernen fertig war, wusste Mia gar nicht, was sie mit sich anfangen sollte. Sie wachte Donnerstag Morgen auf, gab ihre Hausarbeiten ab und entschied sich dazu, einen Spaziergang durch den Central Park zu machen. Korum hatte schon wieder früh am Morgen das Appartement verlassen, lange bevor Mia aufgewacht war, weshalb sie den ganzen Tag allein verbrachte. Sie schrieb Jessie eine Nachricht, aber ihre Mitbewohnerin hatte am Nachmittag ihr Examen in Differentialrechnung und war deshalb noch panisch am Lernen. Mia wünschte sich, es gäbe da noch jemanden, mit dem sie ein wenig Zeit verbringen konnte um nicht mit ihren Gedanken allein zu sein, aber die meisten anderen Studenten waren entweder zu sehr damit beschäftigt, schon ihre Sachen für den Sommer zu packen oder steckten noch mitten in den Abschlussarbeiten.
Mitte Mai war das Wetter in New York normalerweise sehr unbeständig. Dieses Jahr sah es allerdings so aus, als hätte der Sommer sehr zeitig begonnen und das Thermometer zeigte an diesem Tag schon warme 24 Grad an. Mia zog sich erfreut eines ihrer neuen Frühlingskleider an, ein einfaches blaues Etuikleid aus Baumwolle, und dazu ein Paar cremefarbene Sandalen die nicht nur sehr bequem waren sondern auch hervorragend aussahen. Als sie fertig war, ging sie raus und schloss sich den Horden von New Yorkern und Touristen an, die gekommen waren, um den Central Park zu genießen.
Es war kaum zu glauben, dass Mia vor nur einem Monat hier allein spazieren gegangen war, ohne wirklich etwas über die Krinar zu wissen. Sie hatte Korum noch nicht getroffen und hatte nicht einmal geahnt, was für eine dramatische Wendung ihr Leben in den nächsten Minuten nehmen würde. Was wäre passiert, wenn sie sich nicht an diesem Tag auf diese Bank gesetzt hätte? Würde sie dann jetzt gerade am Packen sein, um Samstag nach Hause zu fliegen?
Als ob ihre Füße einen eigenen Kopf hätten, befand sich Mia auf einmal auf dem Weg zur Bogenbrücke, dem Ort, an dem sie sich das erste Mal getroffen hatten. Im Gegensatz zum letzten Mal wimmelte es heute nur so von Menschen auf der kleinen Brücke, die alle ein Foto von diesem malerischen Ausblick machen wollten. Mia fand einen Platz auf einer Bank neben einem jungen Paar und machte es sich bequem, um den neuesten Krimi Bestseller zu lesen – etwas, wofür sie nur dann Zeit hatte, wenn gerade keine Uni war.
Nach einer halben Stunde ging das Paar weiter und Mia hatte die ganze Bank für sich alleine. Bevor sie das allerdings auskosten konnte, hörte sie, wie ihr Name gerufen wurde. Sie schaute überrascht hoch und sah eine junge Frau auf die Bank zukommen, die ein Paar zerrissene Jeans und ein weißes ärmelloses Shirt trug. Ihr kurzes sandfarbenes Haar war zerzaust wie bei einem Jungen und ihre Arme waren schlank aber trotzdem muskulös. Es war Leslie, das Mädchen, das sie das eine Mal mit John getroffen hatte – eine der Widerstandskämpferinnen.
»Hey Mia«, sagte sie, »hast du etwas dagegen, dass ich mich einen Moment zu dir setze?« Ohne die Antwort abzuwarten setzte sie sich auf Mias Bank.
»Na klar, fühl dich wie zu Hause«, sagte Mia ein wenig unhöflich. Sie fand Leslie nicht sonderlich sympathisch und sie war auch gerade nicht in der Stimmung, schon wieder mit etwas beauftragt zu werden. Soweit es Mia betraf, hatte sie ihren Auftrag ausgeführt und jetzt wollte sie einfach nur noch in Ruhe gelassen werden.
»Ich weiß, dass wir einen unglücklichen Start hatten«, sagte Leslie. »Ich wollte dir auch nur für das danken, was du für uns getan hast, und dir etwas von John geben.« Sie hielt ihr ein kleines ovales Objekt hin, das entfernt an eine Fernbedienung zum Öffnen einer Garage oder an einen automatischen Türöffner für Autos erinnerte.
»Was ist das?« fragte Mia misstrauisch und machte keine Anstalten, es an sich zu nehmen.
»Das ist eine Waffe,« sagte Leslie, »eine Waffe mit der du dich schützen kannst, falls Korum herausfindet was passiert ist, bevor wir ihn außer Gefecht setzen können.«
»Ihn außer Gefecht setzen?«
Leslie seufzte. »Auf dein Verlangen hin werden wir versuchen, ihn lebendig zu fangen, damit er nach Krina zurück gebracht werden kann. Das wird nicht
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