Gefaehrliche Begegnungen
sie den Krinar für eines dankbar war, dann waren das die Auswirkung, die die Einflüsse der Krinar auf ihre Eltern und auf andere Amerikaner mittleren Alters im ganzen Land hatten. Diese neue, von den Krinar aufgezwungene Ernährung hatte bei der Gesundheit ihrer Eltern Wunder bewirkt. Ihr Vater hatte keinen Diabetes mehr und der abnormal hohe Cholesterinwert ihrer Mutter war auch drastisch abgesunken. Jetzt, in den Mittfünfzigern, waren ihre Eltern schlanker, energiegeladener und sahen jünger aus, als sie sie in der Vergangenheit in Erinnerung hatte.
Mia grinste glücklich in die Kamera. Das schlimmste daran, in New York zu sein, war, dass sie ihre Eltern nur unregelmäßig sah. Obwohl sie immer dann, wenn sie die Möglichkeit dazu hatte, nach Hause flog – zur Spring Break nach Florida zu fliegen, war kaum eine lästige Pflicht – vermisste sie sie immer noch. Sie hoffte, eines Tages näher an sie heran zu ziehen, vielleicht dann, wenn sie erst einmal ihr Grundstudium beendet haben würde.
»Mir geht es gut, Mama. Wie sieht es bei Euch aus?«
»Ach, du weißt schon, so wie immer – alle Neuigkeiten kommen im Moment von euch jungen Leuten. Hast du schon mit deiner Schwester gesprochen?«
»Noch nicht«, sagte Mia, »Warum?«
Das Lächeln ihrer Mutter wurde riesengroß. »Oh, ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen sollte. Ruf sie einfach an, einverstanden?«
Mia nickte und starb dabei fast vor Neugier.
»Wie läuft es an der Uni? Hast du deine Hausarbeit fertig bekommen?« fragte ihre Mutter.
Mia erinnerte sich zu diesem Zeitpunkt schon kaum noch an die Hausarbeit. »Die Hausarbeit? Ach ja, die Hausarbeit in Soziologie. Die habe ich Sonntag zu Ende geschrieben.«
»Hattest du seitdem noch weitere Arbeiten?« fragte ihre Mutter missbilligend. Und ohne eine Antwort abzuwarten fuhr sie fort, »Mia, mein Schatz, du machst zu viel für die Uni. Du bist einundzwanzig – du solltest ausgehen und Spaß in der großen Stadt haben, und dich nicht immer in der Bibliothek verkriechen. Wann hattest du deine letzte Verabredung?«
Mia errötete ein wenig. Das war ein altes Thema, das in letzter Zeit allerdings immer häufiger angesprochen wurde. Aus irgendeinem Grund machte Mias Mutter sich Gedanken über Mias fehlendes Sozialleben, anstatt sich wie jedes andere Elternteil da draußen zu freuen, eine fleißige und verantwortungsvolle Tochter zu haben.
Mia versuchte sich vorzustellen, wie die Reaktion ihrer Eltern ausfallen würde, würde sie ihnen einfach erzählen, wie aktiv ihr Liebesleben in der vergangenen Woche gewesen war. »Mama«, sagte sie frustriert, »Ich habe Verabredungen. Ich erzähle dir nur nicht immer alles über sie.«
»Ja, richtig«, sagte ihre Mutter ungläubig. »Ich kann mich noch perfekt an die letzte Verabredung erinnern, die du hattest. Das war der Junge aus dem Biologiekurs, stimmt’s? Wie hieß der nochmal? Ethan?«
Als Antwort lächelte Mia reumütig. Ihre Mutter kannte sie zu gut. Oder zumindest kannte sie die Mia, die sie bis letzten Samstag gewesen war.
»Übrigens«, sagte ihre Mutter, »Du siehst wirklich gut aus. Hast du etwas mit deinen Haaren gemacht?« Sie drehte sich nach hinten um und sagte zu Mias Vater, »Dan, jetzt komm doch mal her und schau dir deine Tochter an! Sieht sie nicht gerade umwerfend aus?«
Ihr Vater näherte sich der Kamera und lächelte. »Sie sieht immer großartig aus. Wie geht es dir Liebling? Hast du schon irgendwelche netten Jungs getroffen?«
»Papa«, stöhnte Mia, »du nicht auch noch.«
»Mia, ich sage dir ja nur, dass die Guten zuerst weg sind.« Wenn ihre Mutter mit diesem Thema erste einmal warm geworden war, war es schwer, sie davon abzubringen. »Noch ein Jahr, und dann bist du fertig mit der Uni. Und wo willst du dann einen guten Jungen treffen?«
»Beim Aufbaustudium, auf der Straße, online, auf einer Party, in einem Klub, in einer Bar oder auf der Arbeit«, zählte Mia die offensichtlichen Möglichkeiten auf. »Schau mal Mami, nur weil Marisa Connor an der Uni getroffen hat, heißt das ja nicht, dass es der einzige Ort ist, an dem man jemanden kennenlernen kann.« Man konnte auch einfach im Park einen Außerirdischen treffen – sie war der lebende Beweis dafür.
Ihre Mutter schüttelte tadelnd den Kopf, wechselte dann aber weise das Thema. Sie redeten über die eine und andere unwichtige Sache und Mia erfuhr, dass ihre Eltern darüber nachdachten, zu ihrem dreißigsten Hochzeitstag eine Reise nach Europa zu machen, und dass
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