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Gefaehrliche Begierde

Gefaehrliche Begierde

Titel: Gefaehrliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coreene Callahan
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stehen und starrte sich in einem Spiegel an.
    Lapier, der hinter ihm auftauchte, hielt ihm einen Kamm hin.
    Nian benutzte stattdessen seine Hände, harkte sich das rabenschwarze Haar aus dem Gesicht. »Ist sie schon
    wach?«
    »Gerade eben, Mylord«, antwortete der Numbai und nahm Nian das feuchte Badetuch ab, das er sich um die Taille geschlungen hatte. Lapier legte das Frotteehandtuch zusammen und hängte es über ein vergoldetes Wandgestell, dann strich er es mit seiner langfingrigen Hand glatt. »Ich habe beschafft, um was Sie mich gebeten haben. Es liegt alles auf dem Flurtisch vor ihrem Schlafzimmer.«
    Nian nickte, während seine Gedanken zu der Liste wanderten, die er vor Stunden erstellt hatte.
    »Mylord.« Lapiers Miene war konsterniert. Seine Hände flatterten. Licht brach sich an den vielen goldenen Ringen, die er an jedem Finger trug. »Sind Sie sicher ...«
    »Bin ich.« Stirnrunzelnd beschwor Nian eine Pyjamahose und einen kurzen Morgenmantel aus Brokat herbei. Er zog den Gürtel fest zu, dann ging er seinen Plan noch einmal durch. »Ich habe alle Eventualitäten bedacht, mein Freund. Bis ich die Erzgarde leite, gibt es keinen anderen Weg. Ich muss das Spiel ernsthaft spielen oder gar nicht.«
    Lapier beugte den Kopf und murmelte seine Zustimmung.
    Nian wandte sich ab, verließ das Badezimmer und ging in den breiten Hauptflur seines Zuhauses. Oder eher, weg von seinem ursprünglichen Zuhause. Denn obgleich es jetzt ihm gehörte, schlief er nie in der Villa seines Erzeugers am Rand von Prag. Zu viele Erinnerungen wohnten dort, und nicht viele gute. Und deshalb blieb er lieber in bescheideneren Unterkünften. Gebaut von einem Fürsten vor über einem Jahrhundert, konnte sich das Haus der besten arabischen Architektur rühmen: außergewöhnliche Schmiedeeisenarbeiten, erstaunliche Fliesen, gewölbte Eingänge und geschwungene Durchgänge. Aber das absolut Beste? Eingebettet in den Berghang stand es am Rand einer jäh abfallenden Klippe, hoch über dem grünen Tal darunter... auf halbem Wege zwischen Himmel und Erde.
    Nah bei Gott. Weit weg von seinem alten Leben. Perfekt in jeder Hinsicht bis auf eine: Es war nicht als Gefängnis gebaut worden. Und wenn er sich nicht beeilte, würde seine Gefangene einen falschen Schritt machen und gefährlich stürzen.
    Sogar aus zehn Metern Entfernung und durch die dicken Wände konnte er hören, wie sie an den Fensterriegeln rüttelte, alle Türen überprüfte und nach einem Weg hinaus suchte. Ein weiterer antiker Türknopf ruckelte. Ein unterdrückter Fluch folgte. Nians Mundwinkel zuckten. Sie war ein zäher kleiner Teufel, nicht wahr?
    Nicht das Schlechteste, wenn man bedachte, was auf sie zukam.
    Türkische Brücken unter seinen Füßen, näherte sich Nian dem runden Tisch in der Mitte des Flurs. Ein sauberer schwarzer Matchbeutel stand darauf, wartete auf ihn. Er zögerte nicht, packte den Beutel und schwang ihn sich über die Schulter. Als er sich zur Tür seines Schlafzimmers umdrehte, zog eine laminierte Karte im schwachen Licht seine Aufmerksamkeit auf sich. Er hielt inne, zog das Dokument zu sich und klappte es auf.
    Ein Führerschein mit Foto.
    Nians Herz sank, als er mit dem Daumen über den getippten Text fuhr. Grace. Der Name der Blondine war Grace von Ziger. Nicht dass das eine Rolle spielte. Nach der heutigen Nacht würde sie ihn nicht länger brauchen.
    Nian holte tief Luft und brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, dann ging er zu seiner Schlafzimmertür. Einen Moment starrte er die abgenutzte Oberfläche an, das helle Holz war ihm vertraut und kam ihm dennoch irgendwie verändert vor. Nian fühlte sich auch verändert, so, als würde er an einer Kreuzung stehen. Geh den einen Weg und rette die Welt. Geh den anderen und rette dich selbst.
    Und trotz allem - seinen Zweifeln, seinem Selbsthass und Ekel - war es keine schwierige Wahl.
    Nur der Stärkste überlebt... Selbstschutz siegte am Ende immer.
    Mit einem gedanklichen Befehl drehte Nian den Schlüssel und schwang die Tür weit auf. Aufgeschreckt durch sein plötzliches Erscheinen, wirbelte die Frau am Fenster herum. Überraschung flackerte auf in ihren Augen, kurz bevor in ihren Tiefen Zorn aufloderte. Ihre Angst machte sie rasend vor Wut. Sie erhob den Schürhaken, den sie in der Hand hielt, wie ein Samuraischwert und warnte ihn ohne Worte, ihr ja nicht zu nahe zu kommen.
    »Ganz ruhig, Talmina«, versuchte er sie zu beruhigen. Mit einem mentalen Schnipsen schloss er die Tür hinter sich,

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