Gefaehrliche Begierde
verblüfft beschrieb es recht gut. Panisch noch besser. Was zum Teufel war los mit ihm? Verwirrung traf auf Besorgnis, dann schüttelte sich beides die Hände und -
Ah ... was hatte sie zu ihm gesagt?
Sie führte sich ihre Reaktion und die Worte, die sie herausgesprudelt hatte, wieder vor ihr inneres Auge. Ich liebe dich.
Verflixt. Das hatte sie gar nicht sagen wollen. Aber jetzt, wo sie es getan hatte? Tania weigerte sich, es zu bedauern. Oder die Worte - und die unerbittliche Wahrheit hinter ihnen - zurückzunehmen.
Bedauerlich für sie.
So sicher wie sie hier stand und den Mann anstarrte, den sie liebte, wusste Tania, dass sie es zu weit getrieben hatte, dass sie zu schnell gewesen war. Und, da sie schon mal dabei war - sie wusste, dass sie Mac ins Schleudern gebracht hatte.
Nian stand unter der kochend heißen Dusche und warf die Seife in den Seifenbehälter. Sich ein fünftes Mal einzuseifen, würde auch nicht helfen. Egal, wie sehr er sich abschrubbte, er fühlte sich immer noch nicht sauber genug. Die Abscheulichkeit abzuwaschen war eine Unmöglichkeit. Genau wie die Fähigkeit, sie zu vergessen. Psychologischer Schmutz war heikel. Er blieb haften an einem Mann, beherrschte ihn, war hartnäckig, aber vor allem ...
Gnadenlos.
Nian legte beide Hände an die Duschwand, ließ den Kopf hängen und erhöhte mit einem mentalen Klick die Temperatur um noch ein Grad. Heißes Wasser verbrühte ihn, strömte ihm über seine Schultern, den Rücken und über die Zehen. Er genoss das Brennen und flehte den Schmerz geradezu herbei. Er verdiente ihn und noch Schlimmeres für das, was er heute Nacht hatte geschehen lassen. Dafür, dass er zugesehen hatte, während andere litten. Dass er die unschuldigen Seelen im Stich gelassen hatte, die in Rodins Vergnügungspavillon eingeschlossen waren, um in sein behagliches Heim zurückzukehren.
Gott möge ihm vergeben. Er hatte zugesehen und nichts unternommen.
Finster betrachtete Nian die bunten Mosaikfliesen zwischen seinen Füßen. Also, nicht ganz nichts. Er hatte es immerhin geschafft, eine Frau zu retten, eine blonde Schönheit, gefangen in einer unhaltbaren Situation. Die unter Drogen gesetzt worden war, um willfährig zu sein. Die auf die Bühne geschoben und gezwungen worden war, sich auf ein Auktionspodest zu stellen, während Männer seiner Spezies auf sie boten ... für das Recht, sie zu behandeln, wie Menschen ihre Hunde behandelten.
Die Verderbtheit drehte ihm den Magen um. Und dennoch hatte er seinen Part vollendet gespielt. Hatte dafür gesorgt, dass Rodin beifällig nickte, als er fünfundvierzigtausend Dollar bot, um in den Besitz einer der ausgestellten Frauen zu gelangen.
Mach mit, damit du mitmachen kannst. Sagte man nicht so? Wahrscheinlich, aber ...
Nian schloss die Augen. Er verachtete sich selbst dafür. Dass er geblieben und keine Einwände gegen die Durchführung der Auktion erhoben hatte. Jetzt bezahlte er den Preis. Und die Kosten waren was? Seine Ehre. Also, hier stand er, war beschmutzt durch Scham, saß in der durch die Umstände entstandenen Falle. Umstände, die ein unschuldiges weibliches Wesen mit ihrem Leben bezahlen würde.
Der gottverdammte Rodin und seine kranken Spiele.
Ekel ließ Nian erneut zur Seife greifen. Als das Stück in seine Handfläche glitt, rief eine leise Stimme: »Mylord?«
Nian öffnete die Augen und drückte sich ab von der Wand. Nicht deutlich zu erkennen durch den Dampf stand ein dunkler Schatten auf der anderen Seite der Dusche. Lapier. Wie gewöhnlich war das Timing des Numbai einwandfrei. Mit jedem Aspekt Nians Lebens vertraut, entging dem Mann nichts, war er immer zur Stelle, hatte sei-nen Finger immer direkt am Puls der Stimmung seines Herrn.
Heute Nacht bildete keine Ausnahme.
Nian wappnete sich für das Kommende und stellte die Brause mit einem Gedankenbefehl ab. Der Wasserstrom versiegte zu einem Tröpfeln. Er öffnete die Duschkabinentür und nahm das Handtuch entgegen, das Lapier ihm reichte. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, streckte er den Rücken durch und trat aus der Dusche. Der Numbai musterte ihn scharf mit seinen Raubvogelaugen. Der väterliche Blick ging ihm nah, traf einen Nerv. Das schlechte Gewissen meldete sich als Nächstes. Nian ignorierte es, blickte beiseite und ging zur anderen Seite des Raums. Kompliziert gemusterte Mosaiken streichelten seine Fußsohlen, als er unter dem arabisch inspirierten Torbogen durchging. Hohe Deckengewölbe über ihm, blieb er vor einem Toilettentisch
Weitere Kostenlose Bücher