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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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aus einem kalten monotonen Grau. Sie gingen eine Weile nebeneinander her, nicht Freund, nicht Feind.
    »Ich will ehrlich sein«, sagte er. »Ich hatte nicht vor, dich heute wiederzusehen, oder überhaupt noch einmal.«
    »Wir leben in einer kleinen Stadt, Chase. Es ist schwierig, hier jemanden zu meiden.«
    »Ich wollte morgen nach Greenwich zurückfahren.«
    »Oh.« Sie schlug die Augen nieder und zwang sich, nicht enttäuscht zu sein. Oder verletzt. Gefühle, die sie sich geschworen hatte, nie mehr für einen Tremain zu empfinden. Gefühle, die sie jetzt aufwühlten.
    »Aber ich habe nachgedacht«, sagte er.
    Diese Worte ließen sie aufhorchen. Sie blieb stehen und blickte zu ihm auf. Er beobachtet mich, wartet darauf, dass ich mich verrate, dass ich mich als dumm und naiv oute.
    Was ich verdammt noch einmal auch bin.
    »Ich habe gedacht«, sagte er, »dass ich noch ein paar Tage länger bleiben werde. Nur, um die Fragen um Richard aufzuklären.«
    Sie schwieg.
    »Das der Grund, weshalb ich in der Stadt bleibe. Der einzige Grund.«
    Sie reckte ihr Kinn. »Habe ich etwas anderes behauptet?«
    »Nein.« Er stieß geräuschvoll Luft aus. »Nein. Das hast du nicht.«
    Schweigend setzten sie ihren Weg fort.
    »Du wirst nach denselben Antworten suchen, hoffe ich«, meinte er.
    »Mir bleibt kaum eine andere Wahl, oder? Es geht um meine Zukunft. Und meine Freiheit.«
    »Hör mal, ich weiß, dass es sinnvoll wäre, wenn du und ich zusammenarbeiten würden, aber es ist nicht gerade …«
    »Schicklich«, beendete sie seinen Satz für ihn. »Das meinst du doch, oder? Dass es peinlich für dich ist, mit einer Frau wie mir zu verkehren.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Schon gut, Chase.« Irritiert wandte sie sich von ihm ab und ging weiter. »Du hast natürlich Recht. Wir können nicht zusammenarbeiten, weil wir uns nicht richtig vertrauen. Nicht wahr?«
    Er antwortete nicht, sondern ging, seine Hände in den Taschen vergraben, neben ihr her. Und das verletzte sie mehr, als alles, was er hätte sagen können.
    Mochten sie sich auch nicht vertraut haben. Mochten sie auch nichts mehr miteinander zu tun haben wollen. Tatsache war, dass sie, falls sie Antworten haben wollten, beide im Cottage danach suchen mussten. Deshalb wunderte sich Miranda nicht darüber, Chase geparkten Wagen zu entdecken, als sie am nächsten Morgen auf den Kiesweg von Rose Hill einbog. Ozzie lag ausgestreckt auf der Veranda und sah niedergeschlagen aus. Er brachte es zu einem halbherzigen Schwanzwedeln, als sie die Treppen hinaufkam. Doch als er bemerkte, dass sie ihn nicht dazu einladen würde, ihr ins Haus zu folgen, verwandelte er sich wieder in die winselnde Imitation eines Teppichs.
    Miss St. John und Chase hatten bereits den zweiten Bücherschrank durchsucht. Dieser Ort glich mehr und mehr einem Katastrophengebiet mit den Kisten, aus denen Papier quoll, den Bücherstapeln, leeren Kaffeetassen und schmutzigen Löffeln, die am Ende des Tisches herum lagen.
    »Ich sehe, ihr habt schon ohne mich angefangen«, sagte Miranda, wobei sie es vorsichtig vermied, Chase anzusehen. Er versuchte genauso vorsichtig, ihrem Blick auszuweichen. »Was habt ihr gefunden?«
    »Kleinkram«, sagte Miss St. John, die beide nachdenklich betrachtete. »Einkaufszettel, Quittungen, noch eine Liebesbotschaft von M. und ein paar ziemlich gebildete Thesenpapiere für das College.«
    »Phillips?«
    »Cassandras. Sie muss hier draußen geschrieben haben. Ein paar der Bücher gehören ihr ebenfalls.«
    Miranda nahm einen Papierstapel in die Hand und überflog die Titel. »Eine politische Analyse des de Boer Konflikts«, »Vorhersehbares Verhängnis: die französischen Besatzer in Vietnam«, »Die Medien und die Politik des Präsidenten.« Die Autorin all dieser Werke hieß Cassandra Tremain.
    »Ein schlaues Köpfchen«, sagte Miss St. John. »Schade, dass ihr Bruder sie immer in den Schatten stellt.«
    Miranda grub tiefer in der Kiste und holte die neueste Notiz von M. ans Licht. Sie war mit der Maschine geschrieben.
    »Ich habe bis Mitternacht gewartet – du bist nicht gekommen. Hast du es vergessen? Ich wollte dich anrufen, aber ich habe immer Angst, dass sie ans Telefon geht. Sie hat dich jedes Wochenende, jede Nacht, jeden Urlaub. Und ich bekomme den Bodensatz.
    Wie kannst du behaupten, du liebst mich, wenn du mich hier auf dich warten lässt? Ich bin mehr wert als das. Das bin ich wirklich.«
    Miranda legte diese Notiz ruhig in die Kiste zurück. Dann ging sie zum Fenster

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