Gefährliche Begierde
wieder darauf zurück, oder?« sagte Chase sanft. »Auf die Verbindung zwischen Richard und Stone Coast Trust. Diese Verbindung, die immer wieder auftaucht …« Er erhob sich und schlug sich den Staub von der Hose. »Vielleicht wird es Zeit, den Nachbarn einen Besuch abzustatten.«
»Welchen?« fragte Miranda.
»Sulaway und den Hippies. Die anderen beiden an der Straße, die nicht verkauft haben. Lasst uns herausfinden, ob Graffam sie mit ein oder zwei Erpressungsversuche unter Druck gesetzt hat.«
»Er hat nicht versucht, Miss St. John zu erpressen«, wies Miranda ihn hin. »Und sie hat nicht verkauft.«
»Ach, aber mein Grundstück ist kaum der Mühe Wert«, sagte Miss St. John. »Es ist nur ein kleines Stück an der Seite. Und was den Versuch, mich zu erpressen anbelangt, haben Sie selbst gesehen, dass er nichts in der Hand hat, das es Wert wäre, erwähnt zu werden. Nicht, dass es mir nichts ausmachen würde, in meinem Alter den Hauch eines Skandals zu verursachen.«
»Die anderen könnten verletzlicher sein«, meinte Chase.
»Der alte Sulaway, zum Beispiel. Wir sollten wenigstens mit ihm reden.«
»Gute Idee«, sagte Miss St. John. »Und weil Sie, Chase, daran gedacht haben, sprechen Sie mit ihm.«
Chase lachte. »Sie sind ein Feigling, Miss St. John.«
»Nein, ich bin einfach nur zu alt für Ärger.«
Chase nahm ohne Vorwarnung Mirandas Hand und zog sie mit einer sanften halben Drehung hoch, so dass sie fast in seinen Armen landete. Halt suchend, streckte sie ihre Hände aus und legte sie ihm instinktiv auf die Brust. Sofort trat sie einen Schritt zurück.
»War das vielleicht eine Bitte an mich, dich zu begleiten?« fragte sie.
»Es ist mehr ein Appell, mir dabei zu helfen, den alten Sulaway ein wenig aufzulockern.«
»Muss er denn aufgelockert werden?«
»Lass es uns einfach so sagen, er ist mir nicht besonders wohl gesonnen, seit ich ihm einen Baseball durch sein Fenster geschmettert habe. Das ist fünfundzwanzig Jahre her.«
Miranda lachte ungläubig. »Du hörst dich an, als hättest du Angst vor ihm. Beide klingt ihr so.«
»Offensichtlich ist sie dem alten Sulaway noch nie begegnet«, sagte Miss St. John.
»Gibt es etwas, dass ich über ihn wissen sollte?« Chase und Miss St. John schauten sich an.
»Seien Sie einfach vorsichtig, wenn Sie seinen Vorgarten betreten«, mahnte Miss St. John. »Warnen Sie ihn vor und seien Sie bereit, schnell wieder wegzukommen.«
»Warum? Hat er einen Hund oder so etwas?«
»Nein, aber er besitzt ein Gewehr.«
10. KAPITEL
»Du bist doch der Junge, der meine Scheibe eingeschmissen hat!« brüllte Homer Sulaway. »Ja, ich erkenne dich.« Er stand auf der vorderen Veranda, seine dünnen Arme um ein Gewehr geschlungen, die Ärmel seines Fischerhemds hochgekrempelt. Chase hatte Miranda erzählt, dass der Mann fünfundachtzig Jahre alt war. Die zahnlose, pflaumen-gesichtige Erscheinung auf der Veranda hingegen sah gut und gern ein Jahrhundert älter aus. »Ihr zwei haut ab jetzt! Lasst mich alleine. Ich kann es mir nicht leisten, noch mehr Fenster austauschen zu müssen.«
»Ich habe damals die Reparatur bezahlt, wenn Sie sich erinnern«, entgegnete Chase. »Ich musste sechs Monate lang die Raten abzahlen, aber ich habe gezahlt.«
»Das ist verdammt richtig«, sagte Sully. »Andernfalls hätte ich es deinem alten Herrn aus den Rippen geleiert.«
»Können wir mit Ihnen sprechen, Mr. Sulaway?«
»Worüber?«
»Stone Coast Trust. Ich wollte wissen, ob …«
»Interessiert mich nicht.« Sully wandte sich ab und schlurfte über die Veranda zurück.
»Mr. Sulaway, ich bin mit einer jungen Dame hier, die fragen wollte …«
»Ich habe keine Verwendung für junge Damen. Und für alte auch nicht.« Die Tür flog hinter ihm ins Schloss.
Betreten schweigend blieben die beiden draußen stehen.
»Tja«, murmelte Chase. »Der alte Kerl ist definitiv heiter gestimmt.«
»Ich glaube, er fürchtet sich«, sagte Miranda. »Deshalb spricht er nicht mit uns.«
»Fürchten, wovor?«
»Lass es uns herausfinden.« Sie ging ein paar Schritte auf das Cottage zu. »Mr. Sulaway? Wir wollen nur wissen, ob man Sie zu erpressen versucht? Setzt Stone Coast Trust Sie irgendwie unter Druck?«
»Das sind Lügen, die Sie verbreiten!« brüllte Sulaway durch die Tür. »Gemeine Lügen! Nichts davon ist wahr!«
»Tony Graffam behauptet aber etwas anderes.«
Da flog die Tür auf und Sully stürmte auf die Veranda.
»Was hat Graffam über mich zu sagen? Was erzählt er den
Weitere Kostenlose Bücher