Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
nicht?«
    »Er hat mich gefeuert.«
    Sie betrachteten ihn stirnrunzelnd. »Was?« sagte Miranda ungläubig.
    »Das ist richtig«, meinte Willie. »Zwei Tage, nachdem ich ihm diese Unterlagen aushändigt habe, ruft er an und sagt, danke, er würde meine Dienste nicht mehr benötigen, wie viel er mir schulde. Das war es.«
    »Hat er gesagt, warum er Sie entlassen hat?«
    »Nee. Sagte nur, ich soll es unter dem Teppich halten und dass ihn Stone Coast Trust nicht länger interessierte.«
    »Wann war das?«
    »Oh, so ungefähr eine Woche, bevor er starb.«
    »Zur selben Zeit, als er Jill sagte, sie soll den Artikel nicht bringen«, sagte Miranda. Sie schaute zu Chase hinüber.
    »Vielleicht hat er herausgefunden, was Tony Graffam über ihn wusste und stellte deswegen die Nachforschungen ein.«
    »Aber ich habe mir die Unterlagen angesehen, bevor ich sie ihm übergab«, erklärte Willie. »Ein Bericht über die Tremains war nicht dabei. Soweit ich das sagen kann, war nichts dabei, womit man ihn hätte erpressen können.«
    »Haben Sie Kopien davon?«
    »Mr. T hat alles an sich genommen. Er wollte nicht, dass diese Papiere überall herumflogen.« Willie verschränkte seine Arme im Nacken und streckte sich. Unter seinen Achseln zeigten sich dunkle Schwitzflecken. »Nee, ich glaub nicht, dass es um die Unterlagen ging. Ich denke, jemand kam zu ihm und bot ihm eine kleine, Sie wissen schon, Vorauszahlung, um die ganze Sache zu vergessen. Und das tat er.«
    »Aber Richard brauchte das Geld nicht«, sagte Miranda.
    »Sie konnten Ihn nicht bestechen.«
    »Süße, man kann einfach jeden bestechen«, sagte Willie, der offensichtlich eine Autorität auf diesem Gebiet war.
    »Alles, was man dazu benötigt, ist, den richtigen Preis zu nennen. Und selbst ein so reicher Kerl wie Tremain hatte seinen Preis.«
    »Die Faulpelz-Methode des Enthüllungsjournalismus«, stellte Chase fest. »Einen Schläger anzuheuern, damit er die Beweise stiehlt.«
    »Ich hatte keine Ahnung, dass er so etwas tun würde«, sagte Miranda, während sie ungläubig vor sich hin starrte. Es war gerade Nachmittag, eine Zeit, wo die Hauptstraße von Bass Harbour normalerweise vor Touristen wimmelte. Heute hatte jedoch der kühle Sommerregen den Eifer der eingefleischtesten Stadtbummler gebremst. Miranda und Chase gingen allein in ihre Jacken vergraben durch die Straße.
    »Und ich dachte, es wäre einfach sein Talent«, erklärte sie leise. »Die Art, wie er eine Geschichte zusammenfügen konnte. Mit einem Beweis aufzutauchen, der jeden in Erstaunen versetzte. Die ganze Zeit bezahlte er jemanden für die Drecksarbeit.«
    »Das war genau Richards Art«, sagte Chase. »Das heißt, immer den leichtesten Weg zu wählen.«
    Sie sah ihn an. Seine vom Nebel feuchten Haare wirkten wie eine Kappe schwarzer, unregelmäßiger Wellen. Er starrte geradeaus nach vorne. Seine Miene verriet nichts.
    »War er als Junge auch schon so?« fragte sie.
    »Er war gut darin, Abkürzungen zu finden. Für ein paar Dollar hätte er jemanden gefunden, der ihm ein Zeugnis schreibt. Oder jemanden, der ihm half, für Prüfungen zu büffeln. Er fand sogar einen Idioten, der ihm die Mathematikaufgaben erledigte.« Chase grinste verlegen. »Mich.«
    »Er hat dich bestochen, damit du ihm seine Hausaufgaben machst?«
    »Es war eher, na ja, Erpressung.«
    »Was hatte er gegen dich in der Hand?«
    »Vieles. Zerbrochene Scheiben. Zertrampelte Blumenbeete. Ich war ein ganz schön schlimmes Kind.«
    »Aber offenbar gut in Mathematik.«
    Chase lachte. »Wenn jemand mit Petzen drohte, dann war ich in vielen Dingen gut.«
    »Und Richard hat Vorteile daraus gezogen.«
    »Er war älter. In vielerlei Hinsicht schlauer. Jeder mochte ihn und unterstellte ihm nur das Beste. Und mir das Schlechteste.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann sehen, was jetzt mit seinen Kinder passiert. Phillip ist der Goldjunge, und Cassie wird ihr Leben lang versuchen, es mit ihm aufzunehmen.«
    »Wirst du dein ganzes Leben versuchen, es mit ihm aufzunehmen?«
    Er sah sie an und wandte dann seinen Blick ab. »Nein, ich bin nicht besonders scharf darauf, dieselben Fehler zu machen wie Richard.«
    Er meint mich, dachte sie.
    Der Tag schien plötzlich kälter und dunkler, und das lag nicht nur an ihrer gesunkenen Laune. Das Nieseln hatte sich in Regen verwandelt.
    »Lass uns irgendwo einkehren und Mittag essen«, schlug Chase vor. »Wir haben noch anderthalb Stunden, bis die Fähre geht.«
    Sie fanden ein Bistro, das sich in einer

Weitere Kostenlose Bücher