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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Seitenstraße der Hauptstraße versteckte. Von außen wirkte es wie ein bescheidener Ort, der zu seinem Namen passte: Mary Jane’s. Der Geruch nach frischem Kaffee und gegrillten Fleisch zog sie schließlich hinein. Die Karte bot nichts Besonders, sondern gute, einfache Hausmannkost. Gerichte wie gebratenes Huhn und rote Kartoffeln zu knackigen, grünen Bohnen, die von einem frisch aufgebrühten Kaffee begleitet wurden. Mirandas Laune mochte vielleicht gesunken sein, aber ihrem Appetit konnte das nichts anhaben. Sie bestellte noch ein Stück Pfirsichkuchen und eine dritte Runde Kaffee. Es war nur gut, dass sie auf Stress normalerweise nicht mit Essen reagierte. Sonst hätte sie inzwischen zwanzig Kilo Übergewicht.
    »Ich bin eigentlich ganz erleichtert darüber, die Wahrheit über diese Unterlagen erfahren zu haben.«
    »Erleichtert zu erfahren, dass Richard einen Dieb bezahlt hat?«
    »Wenigstens war nicht er derjenige, der seine Nachbarn ausspioniert hat. Oder derjenige, der eine Erpressung eiskalt plante.«
    Sie ließ ihre Gabel sinken. »Ja, ich vermute, du kannst dich sogar dazu bringen, es so zu betrachten, dass der Einbruch bei Stone Coast Trust auf irgendeine Weise, nun, moralisch gerechtfertigt war.«
    »Das behaupte ich nicht. Aber ich kann mir vorstellen, wie Richard es rechtfertigen würde. Er sah voraus, dass die Küste von dem Bauunternehmen zerstört würde. Ausgerechnet in der Nähe seines Zuhauses, und er beschloss, mit unsauberen Mitteln zu kämpfen. Wollte über den Bauunternehmer herausfinden, was möglich war. Ein paar Unterlagen stehlen, Finanzberichte. Um es ihm um die Ohren zu hauen.«
    »Aber er hat es nicht getan. Und das ist das Merkwürdige daran. Er bezahlt Rodell, damit er diese Unterlagen stiehlt und dann, nachdem er sie in den Händen hält, beendet er seinen Kreuzzug. Nimmt den Artikel zurück, feuert Rodell.« Sie machte eine Pause, bevor sie ergänzte:
    »Und ändert sein Testament.«
    Chase runzelte mit den Brauen. »Ich sehe den Zusammenhang nicht.«
    »Es passt zeitlich zusammen. Vielleicht fand er irgendetwas in diesen Unterlagen, das ihn wütend auf Evelyn machte. Das ihn entscheiden ließ, Rose Hill nicht ihr zu hinterlassen.«
    »Du glaubst, es gab etwas über Evelyn? Wir haben keinen Bericht gefunden.«
    »Er könnte ihn vernichtet haben. Oder er könnte vom Cottage entwendet worden sein. Nach seinem Tod.«
    Auf diese Vermutung folgte ein betroffenes Schweigen. Wer, außer Evelyn, hätte sich die Mühe gemacht, diese Unterlage zu entwenden?
    »Das ist verrückt«, sagte Chase. »Warum sollte Evelyn sie stehlen? Es war ihr verdammtes Cottage. Sie hätte ein- und ausgehen können, ohne dass jemand auch nur mit der Wimper gezuckt hätte.« Er griff nach seiner Kaffeetasse und nahm einen großen Schluck. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einbricht und alles verwüstet.«
    Du kannst dir auch nicht vorstellen, dass sie jemanden tötet, dachte sie. Sie geriet über Chase und dessen Schwägerin ins Grübeln. War ihr Verhältnis nur herzlich? Oder war da mehr? Er weigerte sich hartnäckig, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Evelyn schuldig sein oder irgendetwas falsch machen könnte, egal ob Diebstahl oder Mord. Miranda konnte verstehen warum. Evelyn war eine wunderschöne Frau.
    Und nun war sie zudem frei.
    Letztendlich hätten Chase und Evelyn in ihrer wunderbaren Makellosigkeit ein passendes Paar abgeben. Das Geld wäre in der Familie geblieben genau wie der Nachname auf dem Scheckbuch. Alle würden mit einem Minimum an Aufwand in ihre neuen Rollen schlüpfen. Chase hatte seine Kindheit damit verbracht, in Richards Fußstapfen zu treten. Jetzt könnte er gleich Richards Stelle übernehmen. So sehr Miranda den Gedanken auch hasste, sie musste zugeben, dass diese Verbindung gesellschaftlich einwandfrei gewesen wäre.
    Etwas, das ich ihm niemals bieten könnte.
    Die Kellnerin kam und brachte die Rechnung. Miranda griff danach, doch Chase war schneller. »Ich kümmere mich darum«, sagte er.
    Miranda nahm ein paar Scheine aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch.
    »Was soll das?« fragte Chase.
    »Nenn es Stolz«, sagte sie und erhob sich. »Aber ich bezahle immer auf meine Art.«
    »Bei mir brauchst du das nicht.«
    »Doch«, sagte sie glatt heraus. »Gerade bei dir.« Sie griff nach ihrer Jacke und ging zur Tür hinaus.
    Draußen holte er sie ein. Der Regen hatte zwar aufgehört, aber die Sonne war noch nicht wieder durchgebrochen, und der Himmel bestand nur

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