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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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passiert
, sagte er zu sich selbst.
Ein körperlicher Akt, nichts weiter, eine zufällige Verschmelzung zweier warmer Körper.
    Er beobachtete ihren Schlaf, während er sich anzog. Mit jeder Lage Kleidung fühlte er sich sicherer und unverwundbarer. Aber als sie sich rührte und die Augen öffnete und ihn an lächelte, bemerkte er, wie dünn sein emotionaler Panzer wirklich war.
    »Wie fühlst du dich heute?« fragte sie sanft.
    »Viel besser, danke. Ich glaube, ich kann selbst zurück in die Stadt fahren.«
    Stille. Ihr Lächeln verblasste, als sie feststellte, dass er sich bereits angezogen hatte. »Du fährst?«
    »Ja, ich wollte nur sichergehen, dass du heil von hier weg kommst.«
    Sie richtete sich auf. Während sie sich das Laken um die Brust schlang, beobachtete sie ihn, so als versuchte sie zu verstehen, was sie in den Stunden des Schlafs getrennt haben mochte. Schließlich sagte sie: »Ich kann auf mich selbst aufpassen. Du musst nicht warten.«
    »Ich bleibe, bis du angezogen bist.«
    Sie ging nicht darauf ein, sondern zuckte mit den Achseln, als ob ihr beides recht gewesen wäre. Gut, dachte er. Keine Sentimentalitäten wegen letzter Nacht. Wir sind beide zu erwachsen dafür.
    Dann wollte er gehen, blieb aber noch einmal stehen.
    »Miranda?«
    »Ja?«
    Er drehte sich um und sah sie an. Sie umarmte immer noch ihre Knie, war immer noch bezaubernd. Sie so zu sehen, hätte das Herz eines jeden Mannes gebrochen.
    »Nicht, dass ich denken würde, du seiest keine wundervolle Frau, es ist nur, dass …«
    »Mach dir keine Sorgen, Chase«, sagte sie müde. »Wir wissen beide, dass es nicht funktionieren würde.«
    Er wollte sagen, dass es ihm Leid tat, aber das schien irgendwie zu platt, zu einfach. Sie waren beide erwachsen. Sie hatten beide denselben Fehler begangen.
    Es gab nichts mehr dazu zu sagen.
    »Nichts davon ist belastend«, sagte Annie, während sie durch die Notizen von M. blätterte, die auf ihrem Küchentisch ausgebreitet lagen. »Nur die üblichen Sätze aller enttäuschten Frauen: Liebling. Wenn du mich nur gesehen hättest. Wenn nur dies und wenn nur das. Es ist pathetisch, aber nicht tödlich. Nichts davon sagt uns, dass M. – wer auch immer sie ist – ihn umgebracht hat.«
    »Du hast Recht.« Miranda seufzte und lehnte sich in dem Küchenstuhl zurück. »Und es scheint überhaupt nichts mit Jill zu tun zu haben.«
    »Entschuldigung, aber die einzige M. in dieser Gegend bist du. Ich würde sagen, diese Briefe könnten mehr Schaden anrichten als helfen.«
    »Jill sprach von einer Sommerpraktikantin im letzten Jahr. Eine Frau, die etwas mit Richard hatte.«
    »Chloe? Das ist eine alte Geschichte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in die Stadt zurückgekehrt wäre, um ihren Ex-Geliebten umzubringen. Außerdem gibt es kein M in ihrem Namen.«
    »Das M könnte für einen Kosenamen stehen. Einen Namen, den nur Richard für sie hatte.«
    »Mäuschen? Mausezahn?« Lachend erhob sich Annie.
    »Ich glaube, wir reiten auf einem toten Pferd. Und wenn ich jetzt nicht fahre, werde ich zu spät kommen.«
    Sie ging zum Schrank und holte ein warmes Jackett heraus. »Irving mag es nicht, wenn ich ihn warten lasse.«
    Miranda blickte amüsiert auf Annies Kleidung: ein altes T-Shirt, abgewetzte Joggingschuhe und eine Trainingshose. »Irving mag es wohl lässig?«
    »Irving ist die Lässigkeit in Person.« Annie schlang den Riemen ihrer Tasche über die Schulter. »Wir schleifen diese Woche das Deck. Was für ein Spaß.«
    »Werde ich deinen Bootsmann jemals kennen lernen?« Annie grinste. »Sobald ich ihn an Land schleppen kann.
    Ich meine, die Segelsaison muss dieser Tage zu Ende gehen.« Sie winkte. »Bis später.«
    Nachdem Annie gegangen war, bereitete Miranda sich einen Salat zu und setzte sich für ein einsames Abendessen an den Tisch. Irving und sein Schiff, das klang nicht besonders innig, aber wenigstens hatte Annie jemanden, der ihr Gesellschaft leistete. Jemand, der die Einsamkeit von ihr fern hielt.
    Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hatte es Miranda nichts ausgemacht, alleine zu sein. Sie hatte die Ruhe und den Frieden eines Hauses, das sie ganz für sich hatte, sogar genossen. Inzwischen sehnte sie sich einfach nach der Gegenwart eines anderen Menschen. Selbst ein Hund wäre in Ordnung gewesen. Sie würde einmal darüber nachdenken müssen, sich einen zuzulegen, einen großen. Ein Hund würde sie nicht so im Stich lassen, wie die meisten ihrer Freunde es getan hatten. Und wie Chase.
    Sie

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