Gefährliche Begierde
Dann kehrte sie nach oben in das Schlafzimmer zurück.
Chase schlief immer noch. Sie wusste, dass sie das andere Zimmer, das andere Bett benutzen sollte, doch in dieser Nacht wollte sie nicht alleine im Dunkeln liegen. Sie wollte Wärme und Sicherheit und das Gefühl, das Chase in der Nähe war.
Sie hatte versprochen, in dieser Nacht nach ihm zu sehen. Gab es einen besseren Ort, ihn im Auge zu behalten, als dasselbe Bett?
Sie legte sich neben ihn, nicht zu nahe, aber doch nah genug, um sich vorzustellen zu können, wie seine Wärme über das Laken zu ihr kroch.
Irgendwann während der Nacht kamen die Träume.
Ein Mann, ein Liebhaber hielt sie in seinen Armen, beschützte sie. Dann sah sie ihm ins Gesicht und entdeckte einen Fremden. Sie riss sich los und begann, davonzulaufen. Sie fand sich in einer Menschenmenge wieder und suchte nach einem bekannten Gesicht, nach Armen, die sich nach ihr ausstreckten, doch die Menschen um sie herum waren ihr fremd.
Und dann war er da. Ein Stück entfernt zwar, aber in Sichtweite. Sie rief ihn, streckte ihre Hände nach ihm aus. Da kam er auf sie zu und ihre Hände trafen sich, verbanden ihr warmes, festes Fleisch miteinander. Sie hörte ihn sagen: »Ich bin hier Miranda, ich bin hier …«
Und so war es.
Sie sah sein Gesicht im Halbdunkeln schimmern und die Schatten unter seinen Augen. Sein Blick ruhte still auf ihr. Miranda stockte der Atem, als er ihr Gesicht zwischen seine Hände nahm und seine Lippen langsam auf ihren Mund presste. Bei dieser Berührung lief ein wohliger Schauer durch ihren Körper. Sie schauten sich an, und die Nacht schien nur noch mit ihrem heftigen Atem angefüllt.
Er küsste sie noch einmal.
Und wieder fühlte sie, wie eine Welle des Wohlbehagens sie mit sich fort trug und zu einer Woge des Verlangens anschwoll. Sie wollte mehr. Mehr. Immer mehr. Ihr schlaftrunkener Körper war hungrig erwacht. Sie drückte sich an Chase, damit ihre Körper verschmolzen, ihre Wärme sich vermischte.
Er griff nach ihrem T-Shirt, schob es langsam hoch, zog es ihr dann über den Kopf und ließ es neben das Bett fallen. Sie war nicht so geduldig, sondern öffnete bereits die Knöpfe an seinem Hemd, ließ es ihm über die Schulter gleiten und machte sich an seiner Gürtelschnalle zu schaffen. Sie sprachen kein Wort. Doch das war auch nicht nötig. Leises Flüstern, Seufzen und Stöhnen sagten mehr, als Worte je vermocht hätten.
Genau wie seine Hände. Seine Finger glitten über und in alle warmen und geheimen Stellen ihres Körpers. Sie neckten, entflammten sie, und brachten Miranda an den Rand der Verzückung, um sich dann mit berechnender Grausamkeit kurz vor dem entscheidenden Moment zurückzuziehen. Sie griff nach Chase und bettelte um mehr.
Er packte ihre Hüften und drang bereitwillig wieder in sie ein, doch diesmal nicht mit den Fingern.
Sie schrie auf vor Wonne.
Bei den ersten Anzeichen ihres Höhepunkts, überließ er sich seinem Verlangen. Er drang immer und immer wieder tief in sie ein. Als eine letzte Welle des vollkommenen Glücksgefühls sie durchströmte, erreichte er seinen eigenen, brechenden Wellenkamm. Er ritt ihn bis zum Ende und brach schließlich schweißgebadet und triumphierend in ihren ausgebreiteten Armen zusammen. Und so schliefen sie ein.
Chase erwachte als Erster, sein Gesicht in ihren süß duftenden Haarsträhnen vergraben, die Arme um sie geschlungen. Sie lag zusammengerollt auf der Seite und wandte ihm den Rücken zu, ihre seidige Haut an seine Brust gepresst. Plötzlich erinnerte er sich so lebhaft daran, was in der Nacht geschehen war, dass sein Körper mit augenblicklicher Lust darauf reagierte. Warum auch nicht? Mit dieser Frau in seinen Armen? Sie war Leben und Lust und Honigwärme. Sie war alles, was eine Frau nur sein konnte.
Ich betrete gefährliches Terrain.
Mit diesem Gedanken riss er sich los und richtete sich auf. Die Morgensonne fiel durch das Fenster auf ihr Kopfkissen. Sie sah so unschuldig aus, so unberührt vom Bösen. Es kam ihm in den Sinn, dass Jill Vickery auch einmal so rein ausgesehen haben musste.
Bevor sie ihren Liebhaber erschossen hatte.
Gefährliche Frauen. Wie konnte man sie von den unschuldigen unterscheiden?
Er verließ das Bett und ging gleich unter die Dusche. Den magischen Bann abwaschen, dachte er. Die Sehnsucht abwaschen, das Verlangen nach Miranda Wood. Sie steckte wie eine Krankheit in seinem Blut, brachte ihn dazu, die falschen Dinge zu tun.
Letzte Nacht zum Beispiel.
Es ist einfach
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