Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
muss?«
    »Ich habe es im Blut! Und zwar seit ich das erste Mal einen Füller in der Hand hielt und meine Finger eine Tastatur berührten. Ich weiß, wie diese Arbeit geht. Ich kann schreiben, redigieren, Anzeigen layouten und sogar den verdammten Lieferwagen fahren. Ich kann die Zeitung leiten. Phillip kann es nicht.«
    Chase erinnerte sich an Cassies Thesenpapiere, auf die er im Cottage einen Blick geworfen hatte. Es waren nicht die typischen, wiedergekäuten Fakten aus den Fachbüchern, sondern durchdachte, kritische Analysen.
    »Ich glaube, du würdest einen guten Job machen«, stimmte er ihr zu. »Ich werde mit deiner Mutter reden.«
    »Danke, Onkel Chase. Und ich werde mich daran erinnern, deinen Namen zu erwähnen, wenn ich den Pulitzerpreis bekomme.« Dann wandte sie sich grinsend um und wollte ins Haus zurückkehren.
    »Cassie?«
    »Ja?«
    »Was denkst du über Jill Vickery?«
    Cassie runzelte bei diesem Themenwechsel die Stirn.
    »Meinst du als Geschäftsführerin? Da war sie in Ordnung. Und wenn man ihr Gehalt bedenkt, dann konnten wir froh sein, sie zu halten.«
    »Ich meine persönlich.«
    »Hm, das ist schwer zu sagen. Man kommt nicht richtig an sie heran. Sie ist wie ein verschlossenes Buch. Ich hatte keine Ahnung von dieser Sache in San Diego.«
    »Glaubst du, sie hatte ein Verhältnis mit deinem Vater?« Cassie zuckte gleichgültig mit den Achseln. »Hatten sie das nicht alle?«
    »Glaubst du, sie war verletzt, als er sie fallen ließ?«
    Cassie überlegte einen Moment. »Ich glaube, falls sie es war, dann ist sie darüber hinweggekommen. Jill ist ein harter Brocken. Ich wäre gerne genauso.« Sie drehte sich um und ging ins Haus.
    Phillip spielte immer noch Rachmaninow.
    Chase stand da und betrachtete den roten Schein am Horizont. Er dachte an Jill Vickery, an Miranda und an alle Frauen, die Richard verletzt hatte, inklusive seiner eigenen Frau, Evelyn.
    Wir, die Männer der Tremains, sind ekelhaft, dachte er. Wir benutzen die Frauen und dann tun wir ihnen weh.
    Bin ich genauso?
    Frustriert schlug er gegen die Brüstung der Veranda.
    Nein. Ich bin anders. Zumindest wäre ich es, wenn ich ihr nur vertrauen könnte.
    Phillips Klavierspiel war ihm nunmehr unerträglich geworden.
    Chase verließ die Veranda, ging die Stufen hinunter und steuerte seinen Wagen an.
    Er würde ein letztes Mal mit ihr reden. Er würde ihr in die Augen sehen und sie fragen, ob sie schuldig war. Heute nacht würde er die Antwort erhalten. Heute nacht würde er ein für allemal entscheiden, ob Miranda Wood die Wahrheit sagte.
    Auf sein Klopfen reagierte niemand.
    Drinnen brannten die Lichter, und Chase konnte den Fernseher hören. Er klingelte, klopfte und rief Mirandas Namen. Doch es kam noch immer keine Antwort. Schließlich bewegte er den Türknauf und stellte fest, dass die Tür unverschlossen war. Er streckte seinen Kopf in die Diele und schaute sich um.
    »Miranda? Annie?«
    Das Wohnzimmer lag verlassen da. Im Fernseher liefen die letzten Minuten eines Basketballspiels. Ein paar von Annies Socken lagen über der Sofalehne. Alles wirkte ziemlich normal, und trotzdem stimmte irgendetwas nicht. Er blieb einen Moment lang stehen, als erwartete er, dass die Bewohner dieses Zimmers wie von Zauberhand aus dem Nichts auftauchen und ihm gegenüberstehen würden.
    Das Basketballspiel ging in die letzten fünfzehn Sekunden. Ein letzter Wurf über das Feld. Korb. Die Menge johlte.
    Chase durchquerte das Zimmer, ging in die Küche und blieb stehen. Hier war definitiv etwas nicht in Ordnung. Ein Stuhl war umgefallen, und auf dem Boden lag eine umgedrehte Schüssel. Obwohl das Küchenfenster sperrangelweit offen stand, hing ein merkwürdiger Geruch in der Luft. Irgendetwas Scharfes, Medizinisches.
    Rasch durchsuchte er das restliche Haus. Doch er fand weder Annie noch Miranda.
    Mit wachsender Panik eilte er nach draußen und blickte die Straße hinauf und hinunter. Doch außer einem in der Ferne bellenden Hund, blieb es still.
    Nein, nicht ganz. Hörte er da ein Motorengeräusch? Es wirkte gedämpft oder weit weg. Er umrundete das Haus und entdeckte eine kleine versteckte Garage dahinter. Die Tür war geschlossen. Das Motorengeräusch, obgleich immer noch gedämpft, schien näher zu kommen.
    Chase ging auf die Garage zu und dann bemerkte er aus den Augenwinkeln, wie etwas sich bewegte. Er drehte sich gerade rechtzeitig um, um einen Schatten auszumachen, der in der Dunkelheit verschwand.
    Diesmal entkommst du mir nicht, du Bastard,

Weitere Kostenlose Bücher