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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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legte ihre Gabel auf den Tisch. Der Appetit war ihr vergangen. Wo war Chase in diesem Augenblick? Vielleicht saß er in diesem Haus in der Chestnut Street umringt von den anderen Tremains. Evelyn und die Zwillinge würden ihm Gesellschaft leisten. Er wäre nicht einsam oder alleine. Ihm würde es fabelhaft gehen ohne sie.
    Verärgert stand sie auf und warf die Reste ihres Salats in den Mülleimer. Dann ging sie zur Tür. Sie musste raus, einmal um den Block laufen, frische Luft schnappen, irgendetwas tun, um diesem Haus zu entfliehen.
    Kurz vor der Haustür stoppte sie. Auf der Veranda stand ein Besucher, die Hand bereits zum Klingeln erhoben.
    »Jill«, flüsterte Miranda.
    Das war nicht die kühle, unerschütterliche Jill, die sie kannte. Diese Jill war bleich und zerbrechlich.
    »Annie ist nicht da«, sagte Miranda. »Sie … müsste aber jeden Augenblick zurück sein.«
    »Du bist diejenige, die ich sehen wollte.« Jill schlüpfte ohne Vorwarnung an ihr vorbei in den Flur und schloss die Tür.
    »Ich … Ich war gerade auf dem Weg nach draußen.« Miranda bewegte sich langsam zur Tür.
    Jill trat einen Schritt zu Seite und verstellte ihr den Weg. Dort blieb sie stehen und betrachtete Miranda.
    »Glaube nicht, dass ich nicht dafür bestraft worden wäre«, sagte sie sanft. »Ich habe alles, was ich tun konnte, getan, um es hinter mir zu lassen. Alles. Ich habe in den letzten fünf Jahren wie eine Verrückte geschuftet. Habe den Herald zu einer echten Zeitung gemacht. Glaubst du, Richard hätte gewusst, was er tat? Natürlich nicht! Er vertraute mir. Mir. Oh, er hätte es zwar niemals zugegeben, aber er hat mich alles machen lassen. Fünf Jahre lang. Und nun hast du mir alles kaputt gemacht. Hast sogar die Polizei dazu gebracht, im alten Dreck zu wühlen. Glaubst du, die Tremains werden mich behalten? Jetzt, wo sie alles wissen? Jetzt wo es alle wissen?«
    »Ich war es nicht. Ich habe es Lorne nicht gesagt.«
    »Du bist aber die Ursache dafür, dass alles wieder hochkommt! Du und dein pathetisches Abstreiten! Warum gibt’s du nicht einfach zu, dass du ihn getötet hast? Und lass den Rest von uns aus dem Spiel.«
    »Aber ich habe ihn nicht umgebracht.«
    Jill durchquerte rastlos das Zimmer. »Ich habe gesündigt, du hast gesündigt. Jeder hat. Wir sind alle gleich. Was uns voneinander unterscheidet, ist, wie wir mit unseren Sünden umgehen. Ich habe das Beste getan, was ich konnte. Und jetzt finde ich heraus, dass es nicht gut genug war. Nicht gut genug, um auszulöschen, was geschehen ist …«
    »Wusste es Richard? Das mit San Diego?«
    »Nein, ich meine, am Ende schon. Er fand es heraus, aber es war ihm egal …«
    »Es war ihm egal, dass du einen Mann getötet hast?«
    »Er verstand die Umstände. Richard war gut in dieser Hinsicht.« Sie stieß ein unsicheres Lachen aus. »Außerdem war er selbst kleinen Sünden gegenüber nicht abgeneigt.«
    Miranda schwieg, um den Mut für ihre nächste Frage zu sammeln. »Du hattest etwas mit ihm, nicht wahr?«
    Jill antwortete mit einem gleichgültigen Achselzucken.
    »Es bedeutete nichts. Es ist Jahre her. Du weißt schon, das neue Mädchen in der Stadt. Er hatte es bald über.« Sie schnippte mit dem Finger. »Einfach so. Wir blieben Freunde, und wir verstanden einander.« Sie hielt inne und drehte sich zu Miranda um. »Und nun will Lorne wissen, wo ich in der Nacht war, als Richard getötet wurde. Er fragt mich nach einem Alibi! Du schiebst die Schuld überall hin, oder? Zum Teufel mit denen, die dabei verletzt werden. Du möchtest nur vom Haken kommen. Tja, das ist manchmal nicht möglich.« Sie näherte sich, während ihr Blick auf Miranda ruhte, wie der Blick einer Katze auf einer Maus. Sie sagte sanft, »Manchmal müssen wir für unsere Sünden büßen. Ob es sich nun um eine indiskrete Affäre handelt oder um einen Mord. Wir bezahlen dafür. Ich habe dafür bezahlt. Warum kannst du es nicht?«
    Sie starrten sich an, gefangen in der gegenseitigen Faszination ihrer Verfehlungen, ihres Leids. Mörder und Opfer, dachte Miranda. Das lese ich in deinen Augen. Was liest du in meinen?
    Da zerriss das Läuten des Telefons die Stille.
    Das Geräusch schien Jill durcheinander zu bringen. Sie wandte sich sofort ab und ging zur Tür. »Du glaubst, du bist eine Ausnahme, Miranda. Du glaubst, du bist unberührbar. Warte einfach ab. In ein paar Jahren, wenn du in meinem Alter bist, wirst du wissen, wie verwundbar du bist. Wir sind es alle.«
    Sie ging und zog die Tür hinter sich

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