Gefährliche Begierde
dachte Chase und nahm die Verfolgung auf.
Er hörte, wie sein Gegner nach links ins Gebüsch auswich. Chase hielt sich ebenfalls links, stolperte über eine niedrige Steinmauer und lief weiter.
Der fliehende Schatten brach durch die Hecke und schlug einen scharfen Haken nach rechts auf das Nachbargrundstück, das mit Gartengeräten übersät war. Im allerletzten Moment bemerkte Chase den Rechen, der durch die Dunkelheit auf ihn zu flog.
Chase duckte sich. Der Rechen flog mit den Zinken vorweg über seinen Kopf und fiel dann klappernd in eine Schubkarre hinter ihm. Chase sprang auf.
Sein Gegner griff nach einer Spitzhacke und schleuderte sie ihm entgegen.
Chase wich wieder aus. Er hörte den Luftzug, als die tödliche Waffe an ihm vorbeizischte. Als er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, entfloh der Schemen schon in Richtung einer Baumgruppe.
Chase sammelte seine Kraft für einen letzten Sprint, um ihn einzuholen. Sein Gegner war müde. Er konnte die keuchenden Atemzüge des Mannes hören. Chase machte einen Satz nach vorne, griff sich einen Zipfel vom Hemd und hielt ihn daran fest.
Sein Gegner, anstatt zu versuchen, sich loszureißen, wirbelte herum und ging wie ein Stier auf ihn los.
Chase wurde nach hinten gegen einen Baum gestoßen. Der Schock dauerte nur einen Augenblick lang. In einer ersten wütenden Reaktion spürte er keinen Schmerz. Er rappelte sich auf und stürzte sich auf den Angreifer. Beide Männer verloren das Gleichgewicht und wälzten sich auf den nassen Blättern. Der Angreifer boxte auf Chase ein und ein Schlag traf ihn in den Magen. Mit neuer Kraft, die aus der Wut geboren wurde, schmetterte Chase seine Faust auf den gekrümmten Schatten. Der Mann stöhnte auf und versuchte zu entkommen. Chase schlug noch einmal auf ihn ein. Und noch einmal. Da sackte der Mann zusammen.
Chase rollte sich von dem fremden Körper weg. Dann blieb er einen Moment lang keuchend sitzen und zuckte vor dem Schmerz in seinen Knöcheln zusammen. Der Mann lebte noch – Chase hörte ihn atmen. Er packte die reglose Person an den Beinen und schleifte sie über den von Blättern übersäten Rasen in den schwachen Lichtkegel einer entfernten Laterne. Dort kniete er nieder, um herauszufinden, wer sein Gefangener war. Fassungslos starrte er auf das bekannte Gesicht.
Es war Noah DeBolt. Evelyns Vater.
13. KAPITEL
Das beständige Grollen eines Motors drang erst allmählich in Chase benommenes Bewusstsein ein. Das Auto in der Garage … die geschlossene Tür …
Und da traf ihn die Erkenntnis. Er erhob sich mit einem Ruck.
Miranda.
Er rannte durch den Garten zur Garage. Eine Abgaswolke umfing ihn, als er die Tür aufstieß. Er erkannte Mirandas Wagen. Der Motor lief. Panisch riss er die Wagentür auf.
Miranda lag der Länge nach auf dem Vordersitz. Ihr Antlitz war kreideweiß.
Er stellte die Zündung ab. Hustend und würgend schleppte er sie aus dem Auto ins Freie. Es erschreckte ihn, wie leblos sie in seinen Armen hing. Er brachte sie zum Rasen und legte sie auf das Gras.
»Miranda!« schrie er. Er schüttelte sie so heftig, dass ihr ganzer Körper vibrierte. »Wach auf«, flehte er. »Verdammt Miranda. Gib nicht auf. Wach auf!«
Sie bewegte sich immer noch nicht.
Voller Panik schlug er ihr ins Gesicht. Die Brutalität dieses Schlages und seine brennende Haut schockierten ihn. Er legte sein Ohr an ihre Brust. Ihr Herz schlug. Und dann – ein Atemzug!
Sie stöhnte und bewegte ihren Kopf.
»Ja!« rief er. »Komm schon. Komm.« Sie versank wieder in ihrer Bewusstlosigkeit. Er wollte es nicht, aber ihm blieb keine andere Wahl. Er schlug sie noch einmal.
Diesmal bewegte sie ihre Hand, ein Reflex, um sich vor den harten Schlägen zu schützen. »Nein«, wimmerte sie.
»Miranda, ich bin es! Wach auf.« Er strich ihr das Haar zurück, nahm ihr Gesicht vorsichtig in seine Hände und küsste sie auf Stirn und Schläfen. »Bitte, Miranda«, flüsterte er. »Schau mich an.«
Langsam öffnete sie die Augen. Sie wirkte benommen und konfus. Plötzlich schlug sie blindlings aus, als ob sie immer noch um ihr Leben kämpfte.
»Nein, ich bin es!« rief er. Er hielt sie in seinen Armen und drückte sie fest an sich. Ihre heftige Gegenwehr ließ nach. Er spürte, wie die Panik aus ihrem Körper wich, bis sie ruhig in seinen Armen lag.
»Es ist alles vorbei«, flüsterte er. »Alles vorbei.«
Sie riss sich los und starrte ihn verwirrt an. »Wer …«
»Es war Noah.«
»Evelyns Vater?«
Chase nickte. »Er ist
Weitere Kostenlose Bücher