Gefährliche Begierde
ist der einzige Mensch auf der Welt, auf den Evelyn hört, dem sie vertraut? Ihr Vater. Noah könnte sie dazu überredet haben, das Land zu verkaufen.«
»Denkst du, dass alles hier passiert nur wegen Rose Hill? Das ist aber ein schwaches Motiv für einen Mord.«
»Nicht, wenn er einen drohenden Bankrott abzuwenden hätte. Wenn nicht alles nach Plan läuft, dann würde Noah nur Land bleiben, das er niemals bebauen könnte. Wertloses Land.«
»Die Nordküste? Du glaubst, dass Noahs Geld hinter Stone Coast Trust steckt?«
»Was aus Tony Graffam nichts als einen Strohmann macht. Ich vermute, dass Richard das herausfand. Er kannte die Finanzberichte von Stone Coast Trust, erinnerst du dich? Die Kontonummern, die Steuerrückzahlungen. Ich denke, er verglich eine dieser Kontonummern mit Noahs.«
»Richard hätte ihn damals schon ruinieren können«, meinte sie. »Er hätte diese Story nur im Herald bringen müssen. Aber er hat die Geschichte zurückgezogen.«
»Auf diese Art funktionierte die Beziehung von Richard und Noah. Sie waren immer darauf aus, den anderen runterzumachen. Aber nicht in der Öffentlichkeit, nie in der Öffentlichkeit. Zwischen ihnen bestand eine private Rivalität und deshalb hat Richard diesen Artikel nicht gebracht. Er hätte seinen eigenen Schwiegervater bloßgestellt und der Öffentlichkeit die schmutzige Familienwäsche gezeigt.«
Miranda schüttelte den Kopf. »Das werden wir niemals beweisen können. Nicht, wenn Noahs Anwalt ihm zur Seite steht und alles vernebelt. Du warst zu lange von der Insel weg, Chase. Du hast vergessen, wie es ist. Die DeBolts sind in dieser Stadt so etwas wie Götter.«
»Nicht mehr lange.«
»Du hat nichts in der Hand! Wie willst du beweisen, dass er Richard umgebracht hat?« Sie seufzte resigniert.
»Nein, ich bin die angenehmere Verdächtige. Diejenige, die sie für schuldig halten werden.« Geschwächt lehnte sie sich zurück. »Diejenige, die sie einsperren werden.«
»Das wird nicht passieren, Miranda. Ich werde es nicht zulassen.«
Ihre Blicke trafen sich. Und zum ersten Mal entdeckte sie in seinen Augen, wonach sie sich schon so lange sehnte. Vertrauen. »Dann glaubst du also, dass ich die Wahrheit sage.«
»Ich weiß, dass du die Wahrheit sagst.« Er berührte ihr Gesicht. Als seine Hand die Kurve ihres Nackens nachzeichnete, schloss sie die Augen und fühlte, wie ihre Sinne sich der Berührung hingaben. »Ich glaube, ich habe es schon die ganze Zeit gewusst, aber ich hatte Angst, es zuzugeben. Ich hatte Angst, die anderen Möglichkeiten in Betracht zu ziehen …«
»Ich war es nicht, Chase. Ich war es nicht.« Sie glitt in seine Arme, wo sie Wärme und Mut fand, allen Mut, den sie selbst während dieser letzten, deprimierenden Tage verloren hatte. Glaub mir! dachte sie. Hör niemals damit auf, mir zu glauben.
Sie waren immer noch eng umschlungen, als Evelyn Tremain durch die Tür der Polizeistation hereinkam.
Miranda spürte, wie Chase sich versteifte und hörte, wie er scharf Atem holte. Langsam hob sie ihren Kopf und sah Evelyn und den Anwalt der Familie DeBolt, Les Hardee, der ein paar Schritte von ihnen entfernt stand.
»So, jetzt ist es also so weit?« sagte Evelyn in ruhigem Ton. Chase schwieg.
»Wo ist mein Vater?« fragte Evelyn.
»In einem Zimmer am Ende des Korridors«, erklärte Chase. »Er spricht mit Lorne,«
»Ohne mich?« schaltete sich der Anwalt ein. Er lenkte seine eiligen Schritte den Korridor hinunter und murmelte: »Eine klare Rechtsverletzung …«
Evelyn hatte sich nicht gerührt. Sie starrte immer noch auf das Paar.
»Welche infamen Lügen verbreitet ihr über meinen Vater, Chase?«
Chase stand langsam auf und trat ihr entgegen. »Nur die Wahrheit, Evelyn. Es mag hart sein, aber du wirst sie akzeptieren müssen.«
»Die Wahrheit?« Evelyn stieß ein ungläubiges Lachen aus. »Man hat mich angerufen, um mir zu erzählen, dass man meinen Vater wegen eines tätlichen Angriffs festgenommen hat. Tätlicher Angriff? Noah DeBolt? Wer lügt hier, Chase? Mein Vater? Oder du?« Sie blickte auf Miranda. »Oder jemand anderes?«
»Lorne wird es erklären. Du solltest besser mit ihm sprechen.«
»Weil du es mir nicht erklären wirst? Ist es das? Oh, Chase.« Sie schüttelte den Kopf. »Du fällst deiner eigenen Familie in den Rücken. Wir lieben dich. Aber du verletzt uns.« Sie wandte sich um und sah den Korridor hinunter. Dann sagte sie sanft: »Ich hoffe nur, dass Lorne ein gutes Gespür dafür hat, die Wahrheit zu
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