Gefaehrliche Begierde
rachsüchtigen Gott. Als ich hierher kam, wurde mir alles genommen, bis auf Slate. Du warst erst zufrieden, als du mir auch ihn noch nahmst! Nick war kurz davor, wahnsinnig zu werden. Dann spürte er, wie eine Veränderung in ihm stattfand. Langsam senkte sich eine große Ruhe über ihn, und seine Gelassenheit kehrte zurück. Die Widrigkeiten des Krieges hatten ihn Dinge gelehrt, die er sonst nirgendwo hätte lernen können. Obwohl er zynischer geworden war, so war doch sein Glaube an sich selbst und an seine Fähigkeiten unerschütterlich, und sein Selbstwertgefühl hatte zugenommen. Er schloss die Augen und träumte von zu Hause und von Alexandra.
»Die zusätzlichen fünf Schillinge in der Woche, die Sie mir seit Weihnachten geben, bedeuten einen himmelweiten Unterschied, Mistress.« Sara machte einen höflichen Knicks.
»Nenn mich doch bitte Alex, und du sollst dich vor mir nicht verbeugen, Sara. Ich bin keine Heilige.« Alex hatte ihr eine Lohnerhöhung versprochen, als sie noch glaubte, dass ihre Großmutter eine reiche Witwe war. Daher hatte sie keine andere Möglichkeit gesehen, als Sara ein wenig von dem Geld zu zahlen, das sie bei Champagner Charlie verdiente.
»Ich wollte nur, dass Sie wissen, wie sehr ich das zu schätzen weiß. Ich bin jetzt in der Lage, für meine Mutter einige Dinge zu kaufen, die für sie Luxus bedeuten und die sie in ihrem ganzen Leben noch nicht bekommen hat.«
»Wie geht es deiner Mutter, Sara?«
»Es ging ihr gut, als ich sie das letzte Mal gesehen habe. Für Maggie war der Winter allerdings nicht so gut. Es geht ihr ziemlich schlecht. Aber heute liegt schon der Frühling in der Luft, deshalb hoffe ich, dass es ihr bald besser gehen wird.«
»Du hast Recht, der Frühling liegt in der Luft. Warum machen wir nicht einen Spaziergang und besuchen die beiden, Sara?«
»Oh, können wir das? Ich werde ihr etwas Tee mitnehmen, er ist so teuer.«
Alex dachte über die hohen Preise der importierten Luxusgüter nach und dankte insgeheim Neville Staines dafür, dass er die Rechnungen vom Berkeley Square bezahlte. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Neville sich schnell von seiner Krankheit erholen möge. Dottie war vor zwei Wochen zurückgekehrt und hatte berichtet, dass er sich recht gut erholt habe, aber erst gestern war sie zu ihm zurückgekehrt, für ein paar Tage nur, wie sie sagte, um ganz sicher zu sein.
Ein blasser Sonnenschein spiegelte sich in den Fensterscheiben der Häuser, an denen sie vorübergingen. Das schöne Wetter hatte die Händler auf die Straße gelockt. Alte Frauen, die Frühlingsblumen verkauften, führten Alex in Versuchung, ihr Geld auszugeben, jedoch widerstand sie ihrem Wunsch, weil sie Saras Mutter lieber etwas Nützliches kaufen wollte. Sie betraten eines der Geschäfte, wo Sara zwei Unzen Tee kaufte und Alex einen Topf Honig erstand. Dann griff sie nach einem weiteren Topf Honig für Maggie Field.
Als sie sich langsam den heruntergekommenen Straßen näherten, warnte Sara: »Es ist besser, diese Sachen zu verstecken, oder sie werden uns von dem ersten Kerl gestohlen, der an uns vorüberläuft.« Sie steckte das Päckchen mit dem Tee in die Tasche, und Alex folgte ihrem Beispiel. Die Häuser schienen noch heruntergekommener zu sein als Alex sie in Erinnerung hatte, und an diesem warmen Tag lag ein unglaublicher Gestank über der ganzen Gegend.
Als sie bei Saras Mutter angekommen waren, erklärte Alex, dass sie beim letzten Besuch die Kleidung ihres Bruders getragen habe. Alle lachten darüber, und als die ältere Frau dann den Tee und den Honig sah, den die beiden ihr mitgebracht hatten, war sie überwältigt. Alex trat ein wenig zur Seite, um Sara und ihrer Mutter ein wenig Privatsphäre zu gönnen. Sie tat so, als hätte sie nichts gesehen, als Sara ihrer Mutter einige Schillinge in die Hand drückte. Sie blieben eine halbe Stunde, dann verabschiedeten sie sich und klopften an die Tür auf der anderen Seite des Flurs.
»Ich habe gehört, dass sie gesagt hat, wir sollen hereinkommen«, meinte Sara. Sie drückte die Klinke herunter und die beiden jungen Frauen traten über die Schwelle. »Hier ist Sara. Geht es dir besser?«
Maggie lag auf einem schmalen Sofa, und sie bemühte sich, sich aufzusetzen. Als sie sah, dass Sara nicht allein war, verschwand ihr Lächeln, und ihre tief eingesunkenen Augen weiteten sich entsetzt. »Nein... nein... bring sie hier weg«, keuchte sie.
„Es ist schon in Ordnung, Mrs. Field. Ich war schon einmal
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