Gefaehrliche Begierde
verändert. Sie hat ihn nicht davon abgehalten, mit mir auszugehen. Ich beginne langsam, die Ehe in einem ganz anderen Licht zu sehen.«
Alex beobachtete ihn eindringlich, um zu sehen, ob er seine Worte spöttisch gemeint hatte, aber seine grauen Augen schauten ernst. Ihr Blick ging zu seinen dunklen, dichten Augenbrauen, den hohen Wangenknochen, dann zu seinem kantigen Kinn mit dem tiefen Grübchen. Er ist wirklich einer der bestaussehenden Männer; die ich je in meinem Leben gesehen habe. Wenn ich doch die Ehe in einem anderen Licht sehen könnte.
Ein paar Stunden später in ihrem Traum spielte dieses Gesicht mit den dunklen, dichten Augenbrauen eine überragende Rolle. Er war Alex so nahe, dass sie die Wärme seines Körpers fühlen und den blauen Schatten an seinem kantigen Kinn erkennen konnte. Sie streckte einen Finger aus und legte ihn in das tiefe Grübchen, und dabei rann ihr ein wohliger Schauer über den Rücken. Aber der Mann, der ihre Träume beherrschte, war nicht Kit Hatton, sondern sein Zwillingsbruder Nicholas.
Nick Hatton hatte nur sehr wenig Zeit zu schlafen, geschweige denn zu träumen. Wellington hatte seinen Truppen den Befehl gegeben, weiter vorzurücken, und ihnen versichert, dass ihre nördlichen Verbündeten kurz davor standen, Paris einzunehmen.
Hauptmann Hatton sprach über die Einnahme des nächsten Stützpunkts mit seinen Leutnants. Mont de Marsan war außerordentlich wichtig, denn es diente dem Feind als großes zentrales Lager. Den ganzen Tag über hatte es heftig geschneit, und sie konnten ihr Vorrücken vor dem Feind verbergen. Am späten Nachmittag hatte das Bataillon sein Ziel erreicht und Mont de Marsan erobert. Doch noch ehe Nick die Möglichkeit hatte, den Sieg zu feiern, gab es eine ungeheure Explosion, während Pulverdepots in die Luft flogen und beißender, schwarzer Rauch aufstieg und der Himmel von orange roten Flammen erhellt wurde. Die Anzahl der Todesfälle war groß.
Die Toten lagen zerfetzt am Boden, und die Überlebenden hatten schreckliche Wunden erlitten.
Hatton befahl, ein Feldlazarett zu errichten. Er sammelte die Verletzten ein und brachte sie zur Behandlung, und die ganze Zeit über fluchte er gegen den Gott des Krieges. Die starken Verbrennungen seiner Männer machten ihn ganz krank. Es dauerte nur wenige Tage, bis sie von Wellington den Befehl erhielten, weiterzuziehen. Der große Mann, der unter einer schweren Erkältung litt, ritt durch den Märzsturm, um General Hill die Nachricht von der Stellung von Marschall Soults Truppen zu überbringen. Sie erstürmten die Position des Feindes und zwangen ihn, sich nach Toulouse zurückzuziehen.
Wellington war gnadenlos. In weniger als zwei Wochen hatte er seine Generäle mit ihren Truppen um sich versammelt und ihnen befohlen, Toulouse anzugreifen. Soult entschied sich, zu bleiben und zu kämpfen. Der darauf folgende blutige Kampf hinterließ Verwundete und Sterbende auf beiden Seiten. Hauptmann Nicholas Hatton fühlte eine ungeheure Befriedigung, als er seine Männer kämpfen sah und feststellte, dass sie die defe n sive Taktik anwandten, die er ihnen beigebracht hatte. Erst spät am Tag wurde es Briten und Franzosen klar, dass Soults Widerstand nutzlos war. Die geschlagene Armee floh.
Nick wandte sich schnell im Sattel um und entdeckte einen Dragoner, der auf ihn zugeritten kam, um ihn mit hoch erhobenem Säbel zu enthaupten. Nick feuerte seine Pistole ab, doch der Franzose griff ihn an und warf ihn aus dem Sattel. Nick war durch den Fall für einen Augenblick benommen, und als er wieder auf die Beine kam, hörte er, wie Slate schrie. Entsetzt starrte er auf den Grauen, der sich am Boden wand, durch ein klaffendes Loch in seinem Bauch drangen die Gedärme. Blitzschnell zog Nick seine zweite Pistole und schoss dem Pferd eine Kugel in den Kopf.
Ehe Nick nach den Zügeln eines der herrenlosen Pferde auf dem Schlachtfeld griff, legte er liebevoll die Hand auf Slates noch immer warme Flanke. Der dicke Kloß in seinem Hals drohte ihn zu ersticken. Er sah sich um und stellte fest, dass der Kampf vorüber war. Die Schlacht war gewonnen, jedoch konnte er sich über den Sieg nicht wirklich freuen. Die Opfer waren hoch, und der Feind war geflohen und hatte Hunderte verwundete Männer zurückgelassen.
Es war bereits Mitternacht, als er sich nach den Männern in seinem Bataillon erkundigte. Während er erschöpft in der Dunkelheit lag, konnte er lange nicht einschlafen. Nick haderte mit einem blutrünstigen und
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