Gefaehrliche Begierde
eine Pfanne in der Hand, in der ein verkohltes Hühnchen lag. »Ich bete diesen Jungen an - ah, wenn ich doch nur zehn Jahre jünger wäre, dann würde ich die Mädchen ausstechen bei diesem Adonis.«
Alexandra erstickte fast vor Lachen. Wenn Dottie wirklich zehn Jahre jünger wäre, dann wäre sie noch immer über fünfzig! Dennoch musste sie zugeben, dass Nicholas Hatton ganz sicher in einer Frau den Wunsch nach einem Geliebten wecken konnte, ganz gleich, wie alt sie war. Sie wurde immer aufgeregter, wenn sie an das kommende Wochenende dachte. »Ich muss mir ein Kostüm für den Maskenball einfallen lassen.« Sie hatte sich schon beinahe dafür entschieden, sich als junger Mann zu verkleiden, da die Gäste weniger vorsichtig sein würden, was sie in Anwesenheit eines Mannes sagten. »Wie steht es mit dir?«
»Oh, ich werde natürlich als Nonne gehen, und die Leute werden glauben, dass ich enthaltsam lebe.«
Diesmal musste Alexandra wirklich husten, doch tat sie so, als käme das vom Qualm des verbrannten Hühnchens, der sie nach Luft ringen ließ.
»Die jungen Leute heutzutage haben keine Phantasie mehr. Sie sind saft-und kraftlose, verweichlichte Kerle! Weißt du denn nicht, dass Maskenbälle erfunden wurden, damit man eine wunderbare Entschuldigung hatte, unpassende, unanständige Kleidung zu tragen? Als ich jünger war, habe ich die skandalösesten Kostüme getragen, eines war so gewagt, dass ich dafür den Spitznamen Godiva bekam.« Ein entrückter Blick trat in ihre Augen. »Ich frage mich, wo diese silberne Perücke ist? Wahrscheinlich in einem Koffer auf dem Dachboden. Du könntest dort oben nach einem Kostüm für dich suchen, Alexandra.«
»Ich denke, das werde ich auch tun... nachdem ich dir ein anderes Hühnchen gebraten habe.«
»Danke, Liebling. Du bist ein Engel.«
Später an diesem Morgen trug Alexandra eine ganze Anzahl von Kostümen in ihr Schlafzimmer, während Dottie ein uraltes Hörrohr umklammerte, als sei es ein verlorener, kostbarer Schatz. »Ich werde das amüsanteste Wochenende meines Lebens mit diesem Ding hier haben!«
Alexandra warf Dottie einen vorsichtigen Blick zu. »Ein Ding, mit dem du die anderen anstoßen wirst?«
»Nein, mein Liebling, nur zum Provozieren ! Ich werde so tun, als sei ich plötzlich taub geworden. Die Party wird nicht langweilig werden!«
Am Freitag, dem 21. Juli, einen Tag vor seinem Geburtstag, freute sich Christopher Hatton über die Lieferung einer großen hölzernen Kiste mit der Aufschrift Joseph Heylin, Cornhill, London. Heylin war der Hersteller der besten Pistolen in England, und Christopher nahm an, dass sein Geburtstagsgeschenk angekommen war. Kit besaß eine große Sammlung von Schusswaffen und er war immer bemüht, sie um einige Exemplare zu erweitern. Er hatte seinen Vater ein paarmal auf ein Paar Halfterpistolen aus Sterling-Silber aufmerksam gemacht, die er in Heylins Laden in Cornhill gesehen hatte, und offensichtlich war sein Wunsch in Erfüllung gegangen.
Nach dem Abendessen stand Lord Hatton vom Tisch auf und erklärte: »Nun, Christopher, wenn du dein Geburtstagsgeschenk haben möchtest, dann kommst du besser mit hinaus in die Ställe.«
Einen Augenblick lang wunderte sich Kit über die Ställe, dann begriff er, dass sein Vater ihm wahrscheinlich ein Paar Sattelhalfter für die neuen Pistolen gekauft hatte. Kit zwinkerte seinem Zwillingsbruder zu, dann folgten beide ihrem Vater hinaus zu den Ställen. »Ich liebe Überraschungen.«
Und es war eine Überraschung, die sein Vater ihm präsentierte, in Form eines wilden, schwarzen Vollbluthengstes. Eine unangenehme Überraschung. Eine plötzliche Angst durchfuhr seinen Körper, als er wie angewurzelt dastand und noch einmal seinen zehnten Geburtstag erlebte. Bis dahin hatten die Zwillinge Ponys geritten, die sie im Alter von drei Jahren bekommen hatten, und keinerlei Bedrohung für sie bedeuteten. Dann hatte Hatton entschieden, dass sein Erbe mit zehn Jahren ein lebhaftes schwarzes Jagdpferd bekommen sollte.
Das Tier hatte Kit verängstigt, und er wünschte sich von ganzem Herzen, dass er die sanfte graue Stute bekommen hätte, die Nick gehörte. Er erinnerte sich daran, dass er sich zwei Tage lang nicht in die Nähe des Jagdpferdes getraut hatte, bis sein Vater von ihm verlangt hatte, den Hengst zu reiten. Mit einem großen Sattel über dem Arm hatte er sich an das große Tier herangeschlichen, in seiner schweißfeuchten Hand die Reitpeitsche.
Das Jagdpferd hatte sich nicht
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