Gefaehrliche Begierde
passende graue Jacke mit schwarzer Paspelierung. Als sie ihr Haar bürstete, stellte sie abwesend fest, dass es lang geworden war und warf es dann ungeduldig über ihre Schulter. Sie wusste, dass sie keinen Bissen hinunterbringen würde, deshalb ließ sie das Frühstück ausfallen und ging in den Stall, um Zephyr zu satteln.
Als sie sich auf den Weg nach Hatton Hall machte, entdeckte sie in der Entfernung einen Reiter. Sie hielt an und legte die Hand über die Augen. Ganz plötzlich schlug ihr das Herz bis zum Hals. Nur Nicholas ritt mit solch halsbrecherischer Geschwindigkeit. Doch als sie dann klarer sehen konnte, stellte sie fest, dass es nicht Nick war, sondern Rupert. Alex wandte ihre Stute um und galoppierte los, um ihren Bruder einzuholen.
»Rupert, was um alles auf der Welt ist geschehen?«
»Ich... äh... ich muss Kit eine Nachricht bringen.«
»Es ist etwas passiert! Sage es mir!«
»Nick hat gerade ein Duell im Green Park gehabt, und sie haben ihn verhaftet.«
»Ein Duell?« Alex glaubte, er hätte sich geirrt. »Ein Duell mit wem, um Gottes willen?«
»Mit seinem Cousin Jeremy Eaton. Er könnte tot sein.«
»Nick?« Ohne auf seine Antwort zu warten, grub sie ihrer Stute die Fersen in die Seite und galoppierte los.
»Halt! Warte!« Rupert donnerte hinter ihr her und griff nach Zephyrs Zügel. »Nick ist nicht tot... ich meine Eaton.«
»Ich muss zu Nick, wenn sie ihn dafür eingesperrt haben, dass er Eaton erschossen hat.«
»Sie haben ihn eingesperrt wegen Mordverdacht.«
»Das ist doch lächerlich! Lass mich los!«
»Wegen des Verdachtes, dass er seinen Vater umgebracht hat, Alex.«
Ihre Augen weiteten sich ungläubig, und ihr Gesicht wurde so weiß wie Papier. »Das ergibt doch alles keinen Sinn. Wohin haben sie ihn gebracht?«
»Das weiß ich nicht. Nick hat mich gebeten, zu Kit zu gehen und ihn nach London zu holen. Es gibt nichts, was du tun kannst, Alex, es ist eine Sache, die Christopher erledigen muss. Er ist ein Lord des Königreiches.«
Als sie dort standen und miteinander redeten, fuhr die schwarze Kutsche von Lord Neville Staines an ihnen vorüber. Sie war auf dem Weg nach Hatton Hall. Sie starrten ihr nach und Rupert murmelte: »Schlechte Neuigkeiten verbreiten sich schnell.« Ohne ein weiteres Wort folgten sie der Kutsche.
Als sie abgestiegen waren und ihre Pferde an einen Baum banden, hatten Lord Staines, Oberst Stevenson und der Mann, der sie begleitete, das Haus bereits betreten. Pfarrer Doyle beeilte sich, Alexandra zu erreichen, ehe sie und ihr Bruder im Haus verschwanden.
»Mistress Sheffield, ich würde gern mit Ihnen reden, wenn das möglich ist.«
»Bitte, verzeihen Sie mir, Pfarrer Doyle, ich bin in schrecklicher Eile.«
Sein Gesicht war ernst. »Sie waren am Sonntag nicht in der Kirche, als ich Ihre Hochzeit verlesen habe!«
Alexandra klammerte sich an Ruperts Ärmel. »Ich wurde in London aufgehalten, Herr Pfarrer«, antwortete sie.
»Und Lady Longford?«, drängte er.
»Meine Großmutter war damit beschäftigt, unsere kranke Mutter zu versorgen. Bitte, entschuldigen Sie uns, wir müssen mit Lord Hatton reden.«
Mr. Burke öffnete die Tür, als Neville Staines ungeduldig anklopfte, und ließ die drei Männer ins Haus. »Kann ich Ihnen helfen, Lord Staines?«
»Jawohl, Burke. Das ist der Beamte Norton von der Bow Street Polizei. Kündigen Sie uns bitte freundlicherweise Lord Hatton an.«
Burke war wachsam. »Darf ich Seiner Lordschaft sagen, worum es geht, Lord Staines?«, fragte er.
»Nicholas ist verhaftet worden. Wir werden in London gebraucht.«
Mr. Burke wusste sehr gut, dass Nicholas in der Bibliothek war, daher musste es Christopher sein, der verhaftet worden war. »Ich werde Seine Lordschaft sofort unterrichten, Sir.«
Burke lief nach oben, wählte eine elegante Jacke und ging damit in die Bibliothek. »Lord Staines, Oberst Stevenson und der Polizeibeamte Norton von der Bow Street sind unten in der Halle. Sie bestehen darauf, dass Nicholas verhaftet worden ist und wollen mit Lord Hatton sprechen. Offensichtlich haben sie Sie beide verwechselt.«
Nick runzelte die Stirn. »Haben Sie den Herren das erklärt?«
Burke hielt ihm die Jacke hin, und Nick zog sie an. »Sie wünschen, mit Lord Hatton zu sprechen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich Seiner Lordschaft sofort Bescheid sagen würde.«
Burke führte die drei Männer in die Bibliothek. »Sonst noch etwas, mein Lord?«
»Sorgen Sie dafür, dass wir nicht gestört werden, Mr.
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