Gefaehrliche Begierde
bestellt habe, geliefert wird, dann werden wir ihn zur Aufbahrung in die Bibliothek bringen. Ich habe die Kirche benachrichtigt, lassen Sie mich wissen, wenn Pfarrer Doyle kommt, damit wir die Vorbereitungen für die Beerdigung treffen können.«
Mr. Burke nickte verständnisvoll und ging mit dem Kammerdiener davon. Meg Riley legte Nicholas tröstend die Hand auf den Arm, und Tränen traten in ihre Augen, als sie an das entsetzliche Schicksal dachte, das den jungen Mann, den sie auf dieser Welt am meisten liebte, ereilt war. Nicholas legte seine Hand auf ihre und gab ihr Kraft. »Es wird alles gut werden, Meg. Gehen Sie und ruhen Sie sich aus.«
Als Nick auf seinen Vater hinunterblickte, erwartete er, nur Benommenheit zu fühlen, doch zu seinem Erstaunen stellte er fest, dass er trauerte. Er trauerte wegen der Ablehnung, die er von seinem Vater erfahren hatte. Er trauerte um die Liebe und die Akzeptanz, nach der er sich so sehr gesehnt hatte, jedoch nie bekommen hatte. Und er trauerte um die Tatsache, dass die Dinge zwischen ihnen nicht mehr bereinigt werden konnten.
Als Nicholas die große gewundene Treppe hinunterging, die zur hohen Eingangshalle führte, sah er, dass sich alle Gäste dort versammelt hatten und auf ihre Wagen warteten. Sie konnten offensichtlich nicht schnell genug wegkommen. Die Stimme der Herzogin von Rutland ertönte bis zu ihm hinauf. »Verdammt merkwürdig! Es macht einen ganz benommen, wenn man bedenkt, dass er nicht nur für den Tod seiner Mutter verantwortlich war, sondern auf den Tag genau einundzwanzig Jahre später auch noch seinen Vater umgebracht hat!«
Ein zynisches Lächeln umspielte Nicks Mundwinkel. Er hatte doch sicher von diesen Menschen kein Mitleid erwartet? Er zog die Schultern hoch und ging dann hinunter in die Schlangengrube, um sich auf ihre falschen Mitleidsbezeugungen vorzubereiten. Doch dann begriff er plötzlich, dass er noch immer um seine Mutter trauerte, die bei seiner Geburt gestorben war.
Nachdem die Gäste abgereist waren, lief Nick nach oben, um nach seinem Bruder zu sehen, ehe der Priester kam. Was er dort vorfand, überraschte ihn nicht besonders. Das Zimmer war in chaotischem Zustand; überall lagen Kleidungsstücke verstreut und auf dem Boden leere Whiskey-und Brandykrüge. Kit lag betrunken auf dem Bett. Es hatte keinen Zweck, ihn aufzuwecken.
Als er die Tür des Schlafzimmers leise schloss, erblickte er Dottie Longford, die durch den Flur kam.
»Christopher, mein liebster Junge, du sollst wissen, dass mein Herz an diesem traurigen Tag mit dir ist. Wenn es irgendetwas gibt, das wir für dich und Nicholas tun können, dann zögere bitte nicht, uns darum zu bitten.«
Nick begriff, dass sie ihn mit Kit verwechselt hatte, zu seiner eigenen Überraschung korrigierte er sie jedoch nicht. Er nahm ihren Arm und führte sie sanft von Kits Schlafzimmertür fort. »Das ist äußerst freundlich von Ihnen, Lady Longford. Mein Bruder und ich wissen Ihre Freundschaft zu schätzen.«
»Ich bin entsetzt, dass die Umstände es erforderlich machen, die Verlobung aufzuschieben, aber ich möchte dir versichern, dass sich nichts geändert hat. Nach der Trauerzeit...«
Nicholas begriff, dass dies die Gelegenheit war, Alex das ersehnte Jahr Freiheit zu schenken. »Mein Herz tut mir weh, weil ich ein ganzes Jahr lang trauern muss, ehe ich mich mit Alexandra verloben kann.«
Dottie sank in sich zusammen. »Ein Jahr ist eine sehr lange Zeit, Christopher. Jedoch ist jetzt nicht die Zeit, um darüber zu reden... Vielleicht bald, an einem anderen Tag, mein liebster Junge.«
Alexandra ging in ihr Schlafzimmer, um ihre Reitkleidung gegen ein Kleid zu tauschen. Noch einmal rollte sie den Teppich zur Seite, um in das Zimmer unter ihrem sehen zu können. Es schien leer zu sein, sie entdeckte keinerlei Anzeichen dafür, dass Nick dort gewesen war. Sie ging hinüber zum Fenster. Als sie die Spitzengardine beiseite zog, sah sie, wie Nick mit dem Pfarrer in Richtung Kirche davonging. Sie war sicher, dass es sich um Nick handelte, denn er trug noch immer seine grüne Reitjacke.
Während sie die Gardine wieder zuzog, klopfte es an der Tür, und sie hörte, wie Rupert ihren Namen rief. »Alex, wir sind jetzt bereit abzureisen.« Sie hielt den Atem an und blieb bewegungslos stehen. Wieder hörte sie Ruperts Stimme. »Alex, bist du da drin?« Ein Augenblick verging, dann entfernten sich seine Schritte. Alexandra seufzte erleichtert. Bevor sie nicht mit Nicholas gesprochen hatte,
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