Gefaehrliche Begierde
würde sie Hatton Hall nicht verlassen.
Nicholas traf alle Vorbereitungen für die Beerdigung und ging dann mit Pfarrer Doyle auf den Friedhof, um sich die Grabstätte anzusehen. Er kniete vor dem keltischen Kreuz am Grab seiner Mutter nieder und redete mit ihr, wie er es immer tat. Voller Ehrfurcht fuhr er mit dem Finger über den Schriftzug auf dem Kreuz. Kathleen Flynn Hatton . Dann stand er auf, nickte dem Totengräber zu, der mit seiner Schaufel geduldig gewartet hatte, und ging schnell davon.
Die Hände in den Hosentaschen durchstreifte Nick das Hat-ton-Land, das er so sehr liebte. Als die Dämmerung anbrach, ging er hinüber zur Hatton Grange. Der Anblick der Stuten mit ihren Fohlen erfüllte ihn mit Wohlbehagen. Er hatte die meisten Tiere selbst gezüchtet und war stolz darauf, dass die Pferdezucht dank der harten Arbeit und der vielen Stunden, die er damit zugebracht hatte, ein erfolgreiches Unternehmen geworden war. Die Verträge mit der Royal Horse Guards brachten ihm mittlerweile hohe Gewinne ein.
Nicholas klopfte an der Tür der Grange und ging dann hinein, um dem Pferdepfleger und seiner Frau die Nachricht von dem tödlichen Unfall zu überbringen. Tom und Bridget Calhoun waren entsetzt über die schreckliche Neuigkeit. Sie kannten Lord Hattons berüchtigte Wutausbrüche und waren froh, jetzt für Nick zu arbeiten und nicht mehr für seinen arroganten Vater, der allgemein als schwierig und unnachgiebig bekannt war. Nick versicherte ihnen, dass es auf Hatton Grange keinerlei Veränderungen geben würde, und er sah die Erleichterung in ihren Gesichtern, als das Paar ihm sein Beileid aussprach.
Nachdem er die Grange verlassen hatte, ging er in den großen Park von Hatton und blickte über den See hinüber zum Herrenhaus. Seine Schönheit und Beständigkeit hatten ihm ein Gefühl der Sicherheit gegeben, solange er denken konnte. Das Haus stand schon seit beinahe zwei Jahrhunderten dort und bot den Menschen, die innerhalb seiner dicken Mauern wohnten, Schutz. Er wusste, dass es auch für die zukünftigen Generationen eine Bastion gegen die Stürme des Lebens sein würde, und hoffte, dass auch seine Ur-Urenkel dieses Haus mit der gleichen tiefen und unvergänglichen Leidenschaft lieben würden, die er jetzt fühlte.
Der aufgehende Mond spiegelte sich im See wider und nahm ihm den Atem, er legte den Kopf zurück und blickte zu den Sternen.
Schnell fand er das Sternbild des Löwen und Regulus, den hellsten Stern im Himmel. Morgen war sein 21. Geburtstag. Die Unendlichkeit des Universums half ihm, die Sorgen dieses Tages in einer gewissen Perspektive zu sehen, und er spürte, wie ein Anflug von Ruhe sich auf ihn herabsenkte. In diesem Augenblick traf Nick die Entscheidung, nicht zurück-, sondern nach vorn zu blicken und die Zukunft anzunehmen.
Die warme, beruhigende Stille des Hauses hüllte ihn ein, als er die Treppe zu seinem Zimmer hinaufging. Das Geländer aus Eichenholz gab ihm Kraft, und die Begegnung mit seinem Wolfshund, der sich in der Dunkelheit gegen seinen Schenkel drängte, zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. Er zündete eine Kerze an, zog sich aus und öffnete weit das Fenster. Er stützte die Arme auf die Fensterbank, atmete tief ein und warf einen letzten Blick auf die Sterne. Als er sich auf sein Bett setzte, sprang Leo neben ihn auf das Bett. Plötzlich zerriss der Schrei einer Frau die Stille.
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6
Alexandra riss die Augen auf und sah einen nackten Mann und ein riesiges schwarzes Tier über ihr aufragen.
»Alex, was zum Teufel tust du in meinem Bett?« Seine Worte trafen sie wie eiserne Pfeile, sie waren voller Wut und Zorn.
Sie hatte Angst. Sie hatte sich nichts dabei gedacht, in seinem Zimmer auf ihn zu warten. Jetzt erst begriff sie, dass sie in seinem Bett aufgewacht war. »Ich... ich muss eingeschlafen sein, als ich auf dich gewartet habe.«
»Wieso hast du auf mich gewartet? Das ist der Trick einer Dirne! Du besitzt, verdammt, nicht mehr Verstand als ein fünfjähriges Kind!« Lebhafte Erinnerungen an die vergangene Nacht im Stall erfüllten ihn. Es war schwer genug gewesen, ihr im Heu zu widerstehen, hier in seinem Bett war es beinahe unmöglich. Wut war die einzige Verteidigung gegen Alexandras Verlockung.
Der Trick einer Dirne? Alexandra war entsetzt. Würde er ihr eine weitere Lektion erteilen? Sie war sich keiner Schuld bewusst und hatte sich lediglich danach gesehnt, ihn zu trösten und seinen Kummer mit ihm zu teilen. Wie hatte sie nur
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