Gefaehrliche Begierde
Besitz von seinem Vater erbt, der jüngere das mütterliche Erbe bekommt, das sie mit in die Ehe gebracht hat. Ich rede hier von dem Stadthaus in der Curzon Street in London, das ein Teil der Mitgift von Kathleen Flynn war. Doch wieder einmal ist der verstorbene Lord Hatton von dem konventionellen Weg abgewichen. Er hat auch das Haus in der Curzon Street seinem Erben Christopher hinterlassen.«
Wieder blickte Jacobs über den Rand seiner Brille, dann ging sein Blick zum Testament. »Dies sind die Worte Ihres Vaters: >Ich hinterlasse meinen Landbesitz und meinen persönlichen Besitz meinem erstgeborenen Sohn, Christopher Flynn Hatton« Er stand vom Schreibtisch auf und sah von einem Zwilling zum anderen. »Ich werde Sie jetzt allein lassen. Wenn ich zurückkomme, werden gewisse gesetzliche Formulare, Dokumente und Übertragungsurkunden von Ihnen unterschrieben werden müssen, Lord Hatton.«
Als die Zwillinge allein waren, brach Christopher in lautes Lachen aus. »Der Alte hat mich also doch nicht gehasst!«
»Nein, Kit, er hat dich geliebt.« Auf seine eigene, merkwürdige Art.
»Und gegen dich hat er ganz sicher etwas gehabt. Bis zu seinem Ende hat er dich für den Tod unserer Mutter verantwortlich gemacht. Ich kann es noch nicht begreifen... er hat mir alles hinterlassen und dir gar nichts!«
»Mein Name erscheint nirgendwo in dem Testament. Er hat ihn nicht erwähnt, so als gäbe es mich gar nicht.« Nick war benommen, obwohl er plötzlich begriff, dass sein Vater noch vom Grab aus Unfrieden stiftete. Was er getan hatte, hatte er mit der Absicht getan, das gute Verhältnis zwischen seinen Söhnen zu zerstören. Zu Lebzeiten war es ihm nicht gelungen, einen Keil zwischen die beiden zu treiben, daher war das Testament die letzte Möglichkeit, dies nachzuholen. Nick biss die Zähne zusammen. Niemals würden die teuflischen Methoden seines Vaters dazu führen, sie beide auseinander zu bringen.
»Wenn das Herrenhaus, Hatton Grange und das Haus in der Curzon Street jetzt mir gehören, wo zum Teufel wirst du dann leben?«, fragte Kit.
»Vielleicht bei Champagner Charlie«, antwortete Nick leichthin.
Kit brüllte vor Lachen. »Ich mache doch nur Spaß! Das Herrenhaus von Hatton läuft vielleicht auf meinen Namen, aber es wird auch immer dein Zuhause sein, Nick.«
»Danke, ich werde dein großzügiges Angebot annehmen.«
»Und ich werde dir natürlich auch ein monatliches Taschengeld zahlen.«
Nicholas, ein Meister im Verbergen seiner Gefühle, zuckte innerlich bei den Worten seines Bruders zusammen. Du willst mir ein Taschengeld zahlen? Das ist doch sicher nicht dein Ernst, Christopher? Welche Beleidigung! Der Löwe erhob sein stolzes Haupt und starrte seinen Bruder voller Verachtung an. »Ich bin ein erwachsener Mann, Kit. Gib mir nicht die Rolle eines Bettlers, während du den großmütigen Lord des Herrenhauses spielst, der Almosen verteilt.«
»Verdammt, Nick! Kannst du denn nicht wenigstens einmal so tun, als würdest du meine Eitelkeit befriedigen? Ich habe einfach nur gedacht, dass du auch einmal meine Hilfe brauchen wirst, anstatt umgekehrt.«
Ich habe viel zu viel Stolz und du viel zu wenig. Gott helfe uns beiden, dachte Nick grimmig. Es war so ungerecht. Obwohl er hart gearbeitet hatte, um die Pferdezucht der Hatton Grange zu einem finanziellen Erfolg zu machen, sollte er jetzt nicht an diesem Erfolg teilhaben. Erst im letzten Monat hatte er ein Dutzend edle Wallache an die Horse Guards verkauft und somit dazu beigetragen, Hattons Taschen zu füllen. Kit hatte noch nie einen Finger gerührt, um ihm bei der Arbeit auf der Grange zu helfen, und würde jetzt den gesamten Gewinn bekommen. Die einzigen Pferde auf der Grange waren die Zuchtstuten und die Fohlen, die in diesem Frühjahr zur Welt gekommen waren. Nick hatte sie alle selbst gezüchtet und war sehr stolz darauf. Er hatte Hatton Grange als sein Land angesehen. Dort wollte er sein Haus bauen, wenn er einmal heiratete. Ein spöttisches Lächeln umspielte seinen Mund bei dem Gedanken an eine Ehe. Wer zum Teufel würde einen mittellosen Zweitgeborenen heiraten?
Ein leises Klopfen an der Tür der Bibliothek schreckte Nicholas aus seinen Gedanken. Tobias Jacobs trat räuspernd ein. »Störe ich, Lord Hatton?«
»Natürlich nicht«, antwortete Christopher und ging auf den Schreibtisch zu. »Lassen Sie uns die gesetzlichen Dinge klären.« Er las die Papiere, die Jacobs vor ihm ausbreitete und unterschrieb die Dokumente.
»Ich werde Kopien der
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