Gefaehrliche Begierde
alle ausgegeben, Rupert.«
»Guter Gott! Sag bloß nicht, dass ich auch schon mein Kapital angegriffen habe.«
»Geplündert wäre ein weitaus besserer Ausdruck.«
»Wie viel ist noch übrig?«
»Gar nichts mehr.«
»Gar nichts mehr?« Er sprang auf, Panik klang aus seiner Stimme.«
»Gar nichts mehr«, wiederholte Dottie.
Mit großen Schritten lief er im Zimmer auf und ab, dachte einen Augenblick lang nach und sagte dann: »Nun, in diesem Fall ist es wohl offensichtlich, dass der Betrag, den mein Großvater für mich vorgesehen hat, nicht ausreicht. Ich bitte dich, eine Regelung zu treffen, die meinem Stand als Viscount Longford angemessen ist.«
»Als ich Russell Longford geheiratet habe, war er ein reicher Mann. Die Hälfte seines Vermögens hat er für Alkohol und Frauen verprasst, die andere Hälfte verlor er mit Spielen.«
Der hoffnungsvolle Blick verschwand aus Ruperts Gesicht.
»Gott sei Dank wurde ein großer Betrag, die Mitgift deiner Mutter, beiseite gelegt.«
Ruperts Gesicht hellte sich auf.
»Dein Vater, Johnny Sheffield, hat dieses Geld jedoch verschleudert.«
Nochmals wurden Ruperts Erwartungen zunichte gemacht. Er seufzte vor Enttäuschung tief auf. »Gott sei Dank bist du eine reiche Frau. Ich übergebe mich deiner Gnade, Großmutter. Mein Schicksal liegt in deinen Händen.«
»Nein, Rupert, dein Schicksal liegt in deinen eigenen Händen. Mein Geld ist nur eine Legende, ein Mythos, fürchte ich.«
»Das kann nicht wahr sein. All die Jahre war ich davon überzeugt, ein Vermögen zu erben und in der Lage zu sein, es mit vollen Händen auszugeben. Ich werde von allen ausgelacht werden! Ich kann meinen Freunden nicht mehr in die Augen sehen... lieber schieße ich mir eine Kugel in den Kopf!«
»Das würde ich an deiner Stelle nicht versuchen, Rupert.«
»Was soll ich denn tun?«, fragte er geradeheraus.
Dottie lachte laut auf. »Eine typisch männliche Reaktion! Nicht etwa Was wird meine Großmutter tun?, oder Was wird meine liebe Schwester Alex tun ? Die Lösung ist, genau wie du, ziemlich schlicht: Heirate eine Erbin. Hier gibt es viele heiratswillige Mädchen.«
Ein neuer Hoffnungsschimmer trat auf Ruperts Gesicht. »Das Opfer scheint nicht zu groß zu sein, da ich sowieso vorhatte, eine Erbin zu heiraten. Es wird eben nur ein wenig früher sein müssen«, erklärte er entschieden. »Unsere finanziellen Schwierigkeiten müssen ein Geheimnis bleiben, Dottie. Mein Freund Kit würde mich fallen lassen wie eine heiße Kastanie, wenn jemand Wind davon bekommen würde.«
»Du Trottel! Ich werde schweigen wie ein Grab. Ganz besonders, wenn es um den jungen Hatton geht. Alexandra hätte keine Möglichkeit, Lady Hatton zu werden, wenn sie arm wäre. Also, Rupert, ich vertraue darauf, dass du in Gegenwart deiner Schwester den Mund hältst. Unter keinen Umständen darf Alexandra wissen, dass wir nicht mehr reich sind. Wenn sie wie eine Erbin denkt und sich auch so benimmt, wird jeder glauben, dass sie eine Erbin ist.«
Besagte »Erbin« verließ Hatton Hall und machte sich auf in Richtung Bath Road, in der Hoffnung, Nicholas auf seinem Weg zurück von Slough dort zu treffen. Als sie am Flussufer vorüberritt, fragte sie sich, was der Grund seines Besuches bei John Eaton war. Vielleicht würde Eaton eine Lösung finden oder ihm Geld leihen. Was auch immer seine Absicht war, ihr Herz schmerzte, als sie an seine Notlage dachte.
Alexandras Gerechtigkeitsgefühl wurde auf eine harte Probe gestellt bei dem Gedanken, dass Nicholas die gewinnträchtige Pferdezucht genommen und an Christopher übertragen worden war. Sie zog die Zügel des Pferdes an, bis es nur noch langsam trabte. Als sie dann Stuten mit ihren Fohlen auf den Feldern der Grange sah, hielt sie entzückt an. Sie stieg vom Pferd, kletterte auf den Holzzaun, der die Weide umgab, und hielt einer gefleckten grauen Stute die Hand hin. Das Pferd kam zu ihr, und Alex lachte laut auf, als das Fohlen seiner Mutter folgte und versuchte zu trinken.
Als die Stute die Ohren spitzte, hob Alex den Kopf und beschattete die Augen mit der Hand. Sie erkannte den Reiter auf dem kräftigen schwarzen Vollblut und ihr Herz hob sich vor Freude. Es war Nicholas. Niemand ritt so gut wie er. Sie winkte ihm, und die Vorfreude, ihn zu treffen, ließ ihr den Atem stocken. Erregung stieg in ihr auf und brachte ihren Puls zum Rasen. Sie konnte es gar nicht erwarten, ihm ihren genialen Plan zu verraten, er würde all seine Schwierigkeiten beseitigen und ihr Leben
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