Gefaehrliche Begierde
den Blick, ehe er erkennen konnte, wie liebeskrank sie war. Als der Gentleman, der rechts von ihr saß, sie ansprach, hatte sie keine Ahnung, was er gesagt hatte. Sie lächelte ihn höflich an und tat so, als sei sie interessiert, während ihre Gefühle die ganze Zeit über in Aufruhr waren.
Nick war dankbar, als sie ihre Aufmerksamkeit von ihm abwandte. Ihre Nähe wirkte verheerend auf seine Sinne, und ihre üppigen Brüste, die in dem Empirekleid sehr gut zur Geltung kamen, hatten ihn körperlich so erregt, dass seine Hose zu eng wurde. Am Ende des Essens hatte sich der dumpfe Schmerz bis in sein Herz ausgebreitet.
Lady Harriet Granville kam von der Empore herunter und bat die Gäste ins Musikzimmer, wo Kuchen und Fruchtlikör serviert wurden. Heute Abend wurde nicht getanzt, obwohl Musikanten aus Devonshire im Hintergrund spielten, während die meisten der Gäste sich unterhielten.
»Da sind Sie ja.« Hart Cavendish hatte sie gesucht. »Ich wollte, dass Sie beim Essen bei der Familie sitzen, Alexandra. Hary-O und ich hatten uns so auf Ihre Gesellschaft gefreut.«
»Nicholas und ich haben uns hier auf den billigen Plätzen sehr wohl gefühlt«, neckte sie ihn und wedelte mit dem Fächer.
»Verzeih mir, ich dachte, du seist Christopher«, entschuldigte sich Hart und war erleichtert, dass sie nicht mit dem Mann zusammen war, von dem behauptet wurde, er sei ihr Verlobter.
»Danke, dass Sie mich gerettet haben, die Hattons sind nur Harm und Hazard.« Sie nahm seinen Arm. »Sollen wir ins Musikzimmer gehen?«
Hart biss sich auf die Lippe und war hin und her gerissen. Der Rest des Abends versprach, gähnend langweilig zu werden.
Nick lachte. »Der kleine Satansbraten neckt dich gnadenlos, Hart. Sie weiß verdammt gut, dass wir auf dem Weg zu White sind. Wenn du Kit und Rupert holst, werde ich die Lady zu ihrer Kutsche begleiten.«
Alexandra ging, um ihren Umhang zu holen, und als sie zurückkam, wartete Nick oben an der Marmortreppe auf sie. Die Hand an ihrem Ellbogen, ging er mit ihr die Treppe hinunter in den Hof und auf die schwarze Kutsche zu. Er winkte Todd, auf dem Kutschbock sitzen zu bleiben, und öffnete Alexandra die Tür. »Du bist überhaupt nicht galant. Du willst nur sichergehen, dass ich nach Hause und ins Bett komme.«
»Jawohl.« Er stand vor ihr und blickte auf sie hinunter. In sein Bett. Sie machte keine Anstalten, in die Kutsche zu steigen, und das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich aus. Der Lärm von der Straße trat in den Hintergrund und die Dunkelheit hüllte sie einen Augenblick lang ein. Schnell zog er sie in seine Arme, senkte den Kopf und küsste sie voller Verlangen. Sie öffnete ihm die Lippen und schmiegte sich in seine Arme.
»Auf Wiedersehen, Alex.«
Ehe ihre Gedanken eine klare Form annehmen konnten, war er verschwunden. Benommen stieg sie in die Kutsche und war schon fast zu Hause, als sie begriff, dass er »Auf Wiedersehen« gesagt hatte und nicht »Gute Nacht«.
Hewlett-Packard
10
Das Quartett der Spieler verließ das Devonshire House und nahm eine Mietkutsche zur St. James Street. Whites Club, Nummer siebenunddreißig auf der Ostseite der Straße, lag gegenüber von Brooks und war an den großen Erkerfenstern zu erkennen. Hart Cavendish zahlte den Eintritt und der Portier brachte ihre Zylinder und Stöcke in die Garderobe. Da sie bereits gegessen hatten, gingen sie gleich in den Kartenraum, der überfüllt war mit Männern in Abendkleidung. Die Luft war erfüllt vom blauen Rauch der Zigarren und Zigaretten und dem Klirren der Gläser.
Nick setzte sich an den Tisch, an dem Baccarat gespielt wurde, links neben Lord Sefton, der die Karten austeilte. Er würde der Nächste sein, der den »Schuh« übernahm, die Box, aus der die Karten ausgeteilt wurden. Rupert bot sich sofort als Croupier an, damit er nicht an dem Spiel teilnehmen musste. Das Ziel des Baccharat war es, die Anzahl von neun Punkten zu erreichen, entweder mit zwei oder mit drei Karten. Im ersten Spiel bekam Nick eine Vier und eine Fünf, eine »natürliche« Anzahl von Punkten. Er zeigte sofort seine Karten, und der Kartenausteiler bezahlte ihn. Beim zweiten Spiel bekam er eine Drei und eine Sechs, also wieder eine natürliche Anzahl, und mit einem leichten Schnüffeln bezahlte Lord Sefton ihn noch einmal. Nick entschied sich, die nächsten beiden Spiele auszusetzen, während die meisten der anderen Spieler Karten zogen.
»Das ist das Glück des Teufels, Hatton«, murmelte Lord Sefton, obwohl er keine
Weitere Kostenlose Bücher