Gefährliche Enthüllung (German Edition)
da drin?“
„Ein Wäscheschrank“, sagte Annie, öffnete die Tür und zeigte ihm ihre nachlässig einsortierten Stapel Bettwäsche und Handtücher.
Pete deutete auf die zweite Tür. „Und hier?“
„Die Stiege zum Dachboden.“
Taylor öffnete die Tür und schaltete das Licht ein.
„Da oben ist nichts“, protestierte Annie.
Er stieg die staubigen Stufen hinauf. Sie knarrten und ächzten unter seinem Gewicht.
Hier oben auf dem Dachboden hing nur eine nackte Glühlampe. Der Raum war voller Schatten. Und Gerümpel. Ein altes Schaukelpferd teilte sich eine Ecke mit einem defekten Fernseher. In einer anderen Ecke stapelten sich ausgediente Langlaufskier, Skistöcke und ein alter Kinderschlitten aus Holz. Überall standen Kartons voller Bücher,aussortierter Kleidung und anderer Dinge. Teilweise waren die Kartons umgekippt, und ihr Inhalt verteilte sich auf den Holzdielen.
„Hier oben ist also nichts?“, meinte Pete. Seine Augen glitzerten belustigt, während er Annie zusah, wie sie die letzten Stufen zum Dachboden hinaufstieg.
Sie lächelte verlegen. „Nichts Wichtiges.“
Pete wanderte von einem Dachbodenfenster zum nächsten, und seine Belustigung schwand. Kaum merklich begann er die Stirn zu runzeln. „Diese Fenster sind nicht mit Ihrer Alarmanlage gekoppelt“, stellte er ungläubig fest. „Nicht ein einziges davon!“
„Naja, dann wäre das Ganze beinahe doppelt so teuer geworden“, erläuterte Annie. Sie trat an eines der Fenster heran und schaute hinunter zur Straße, die drei Stockwerke unter ihnen lag. „Ausgeschlossen, dass jemand hier raufklettert und durchs Fenster einsteigt. So verrückt ist doch niemand.“
„Ich kenne Einbrecher, die keine Sekunde zögern würden, siebzehn Stockwerke hochzuklettern, um leichter an ihr Ziel zu kommen. Das hier wäre ein Kinderspiel.“
„Nie und nimmer.“ Annie schüttelte den Kopf und spähte nach unten. Der Boden lag so tief unter ihr. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, außen am Haus hochzuklettern. Die Dachziegel waren rutschig, einige sogar lose. Ein falscher Schritt, ein winziger Fehltritt, und man segelte durch die Luft, bis man hart auf dem Boden aufschlug und sich sämtliche Knochen brach.
Pete hob die Arme und stützte sich an einem der grob behauenen hölzernen Dachsparren ab. Annie konnte das Spiel seiner Muskeln unter dem eng anliegenden schwarzen Rollkragenpullover sehen. Er musterte sie. „Ich schätze, Sie sind kein Kletterer“, meinte er leise lächelnd.
„Ein Kletterer?“, fragte sie zurück. Ihr drohten die Knie weich zu werden, nur weil er sie so unverwandt ansah.
„Man ist entweder ein Kletterer oder nicht“, erläuterte er. „Die Nicht-Kletterer fühlen sich am Boden wohler. Sie haben keine Höhenangst, aber sie haben gesunden Respekt vor der Schwerkraft. Zu gesunden Respekt. Und deshalb zweifeln sie daran, dass es Kletterer gibt.“
„Dann bin ich definitiv kein Kletterer“, gab Annie zu.
„Kletterer haben von Geburt an ein Gespür für sichere Tritte und Griffe, und es zieht sie hoch hinaus. Sie wollen dem Himmel ganz nah sein. Ein dreistöckiges Gebäude zählt in ihrer Welt nicht als hoch.“
„Und was sind Sie?“, fragte Annie.
Bevor er antworten konnte, stürzte sie sich kreischend auf ihn. Automatisch versuchte er sie aufzufangen, aber durch den Aufprall verlor er den Halt, und sie landeten beide auf dem staubigen Holzfußboden.
Sein Körper reagierte sofort. Er zog sie in seine Arme und wühlte seine Finger in das feine goldbraune Haar, das zu berühren er sich so oft ausgemalt hatte. Seide, ihr Haar fühlte sich an wie Seide. Weicher noch … Oh Mann.
„Oh Mann“, schrie Annie, stieß sich heftig von ihm ab und stürzte zur Treppe.
Er hörte, wie sie in ihrer Eile stolperte, und dann knallte die Tür hinter ihr zu.
Stöhnend ließ Pete sich wieder zu Boden sinken. Er fühlte sich, als hätte ihn ein Lkw angefahren. Was zum Teufel war eigentlich eben passiert? Sie hatte ihn ohne jede Vorwarnung angefallen, verdammt noch mal!
Und dann sah er es.
Einen kleinen schwarzen Schatten, der zwischen den Sparren des Dachstuhls herumflatterte.
Eine Fledermaus.
Annie hatte Angst vor Fledermäusen.
Sie hatte ihn nicht etwa angesprungen, weil sie sich so unwiderstehlich zu ihm hingezogen fühlte, sondern weil sie sich erschreckt hatte.
Er versuchte sich selbst einzureden, dass er nichts als Erleichterung empfand, aber er konnte kaum das Gelächter unterdrücken, das in ihm aufstieg. Er
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