Gefährliche Enthüllung (German Edition)
trabte zu ihr zurück. „Mir ist, als hätte ich Sie gebeten, im Haus zu bleiben“, sagte er kalt. Aber als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte, löste sich sein Zorn sofort in nichts auf.
„Es tut mir leid“, sagte sie und zog fröstelnd die Schultern hoch. Ihre blauen Augen wirkten noch größer als sonst. „Ich … ähm. Mir war ein wenig unheimlich allein da drin.“
Pete steckte seine Waffe zurück ins Schulterholster. „Kommen Sie“, sagte er deutlich freundlicher. „Es ist kalt hier draußen. Gehen wir wieder rein.“
Aber Annie wandte sich entschlossen ab und marschierte los, um das Haus herum. „Wir müssen es abschneiden“, sagte sie. „Wir können es nicht da hängen lassen.“
Verwirrt folgte ihr Pete und blieb beim Anblick des toten Tieres im Baum wie erstarrt stehen. Ein gemurmelter Fluch entschlüpfte ihm.
„Ich glaube, es ist ein Kaninchen“, sagte Annie und schluckte hart. „War ein Kaninchen, meine ich. Haben Sie ein Messer?“
„Warten Sie. Wir können es nicht abschneiden.“
„Warum nicht?“
„Das ist ein Beweisstück.“
Annie starrte das gehäutete Tier an und versuchte die Tränen zurückzudrängen, die ihr plötzlich in die Augen stiegen. „Es hängt genau vor meinem Bürofenster“, stieß sie mit zitternder Stimme hervor.
„Ich rufe das FBI an“, sagte Pete sanft. „Sie können hoffentlich jemanden schicken, der sich sofort darum kümmert.“
„Und wenn nicht?“
„Annie, wir dürfen die Ermittlungen nicht erschweren.“
„Ich weiß nicht, was ich schlimmer finden soll“, antwortete sie. Eine Träne rollte ihr die Wange hinunter. Sie wischte sie hastig weg. „Den Umstand, dass jemand dieses Ding da aufgehängt hat, oder die Tatsache, dass ich es nicht abschneiden darf, obwohl ich das möchte.“
„Es tut mir leid“, sagte Pete und trat näher an sie heran. Er streckte die Arme nach ihr aus, wohl wissend, dass er genau das bisher sorgsam vermieden hatte: körperlichen Kontakt jeder Art. Er konnte sie nicht in den Armen halten, ohne den Wunsch zu verspüren, sie zu küssen. Und wenn er sie küsste, war er verloren. Trotzdem griff er nach ihr, um sie zu trösten – nur damit sie aufhörte zu weinen.
Aber sie drängte sich an ihm vorbei und eilte ins Haus zurück.
Er folgte ihr ins Labor, wo sie ihn komplett ignorierte und sich ganz und gar auf ihre Arbeit konzentrierte.
Pete ging ins Büro und rief das FBI an. Dann brachte er Annie das Brot, das er für sie vorbereitet hatte.
Es blieb den ganzen Tag unberührt auf dem Tisch liegen.
Annie lag mit geschlossenen Augen lang ausgestreckt in der Badewanne. Das Wasser kühlte nach und nach ab, und sie überlegte gerade, ob sie einen Teil ablassen und heißes Wassernachlaufen lassen sollte, als es leise an der Badezimmertür klopfte.
„Alles in Ordnung da drin?“, fragte Pete.
Sie seufzte. „Ja. Ich bin gleich fertig.“
„Lassen Sie sich ruhig Zeit“, sagte er, aber schon hörte er, dass sie das Wasser abließ.
Fünf Minuten später ging die Badezimmertür auf, und Annie trat heraus. Sie trug einen karierten Pyjama. Ihre Haut schimmerte rosig, und sie bürstete sich das Haar. Ihr Blick suchte Pete, der an der Schlafzimmertür stand.
„Darf ich jetzt abschließen?“, fragte er.
Sie nickte, setzte sich im Schneidersitz aufs Bett und bürstete weiter ihr Haar. „Wie lange dauert es noch, bis die Bewegungsmelder installiert sind?“, fragte sie.
Pete wusste, was sie wirklich wissen wollte: Wie lange dauert es, bis ich mein Zimmer endlich wieder für mich allein habe? „Mit ein bisschen Glück nur ein paar Tage“, antwortete er.
Sie nickte.
Er verschwand kurz im Bad, wusch sich bei offener Tür, damit er sie hörte, wenn sie ihn brauchte. Sein Handtuch hängte er neben ihr Badetuch auf den Handtuchhalter. Ihr Badetuch war noch feucht, und es roch nach ihr. Das ganze Bad roch nach ihr: frisch, sauber, süß.
Pete schaltete das Licht im Badezimmer aus und ging zurück ins Schlafzimmer. Er setzte sich auf seinen Schlafsack und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand.
Annie legte ihre Haarbürste auf das Nachtschränkchen neben ihrem Bett und schaltete das Licht aus.
Dunkelheit.
Die Dunkelheit hüllte ihn ein, und er wartete geduldig, bis seine Augen sich daran gewöhnt hatten. Im Schutz derDunkelheit zog er sein T-Shirt aus und schlüpfte aus seiner Jeans. Die Nacht zuvor hatte er in seinen Kleidern geschlafen, aber das war ihm viel zu warm geworden. Er legte sich hin und lauschte auf das
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