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Gefährliche Enthüllung (German Edition)

Gefährliche Enthüllung (German Edition)

Titel: Gefährliche Enthüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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das Licht ausschaltete.
    „Taylor, sind Sie wach?“, flüsterte sie schließlich.
    „Ja.“
    Seine Stimme klang weich und volltönend. Sie passte in die samtige Dunkelheit, die sie beide umgab.
    „Das ist eine ganz eigenartige Situation“, fuhr Annie fort. „Erinnert mich an die erste Nacht auf dem College, als meine Zimmerkollegin noch eine Fremde für mich war.“
    Pete konnte hören, wie ihr Bettzeug raschelte, als sie sich im Bett aufsetzte.
    „Mit einem Unterschied: Wir haben uns damals gar nicht erst schlafen gelegt, sondern blieben auf und redeten bis zum Morgengrauen. Das war das erste Mal, dass ich eine ganze Nacht wach geblieben bin.“
    Einen Moment schwieg sie, dann fragte sie: „Bleiben Sie manchmal die ganze Nacht wach, Taylor?“
    Ständig, damals bei der Army. Da waren vierundzwanzig Stunden am Stück ein Kinderspiel gewesen. Viel häufiger mussten sie siebzig, achtzig Stunden durchhalten, und nur Koffein und Nikotin hielten sie wach – und am Leben. Aber laut Peter Taylors Tarngeschichte war er in New York zur Universität gegangen und nie an der Front gewesen. „Ja“, antwortete er leise. Das war schließlich keine Lüge.
    „Ich nehme an, in Ihrem Beruf müssen Sie das immer wieder mal tun.“
    „Ja“, gab er zu. Das kam der Wahrheit noch näher.
    „Wann haben Sie Geburtstag?“
    „Am sechsten Februar.“
    „Wie alt werden Sie dann?“
    „Neununddreißig.“
    „Was ist Ihre Lieblingsfarbe?“
    Darüber musste Pete einen Augenblick nachdenken. „Blau“, antwortete er schließlich. Ja. Blau. Die Farbe des Himmels, die Farbe des Meeres, die Farbe ihrer Augen …
    „Meine Lieblingsfarbe ist rot“, unterbrach Annie seine Gedanken. „Ihr Lieblingssänger?“
    Er schüttelte den Kopf, obwohl sie das im Dunkeln nicht sehen konnte. „Ich habe keinen. Ich höre nicht allzu oft Musik.“
    „Warum nicht?“
    „Keine Ahnung“, gab er ehrlich zu. „Die Beatles gefallen mir …“
    „Ich sage es Ihnen nur ungern“, meinte Annie, „aber die Gruppe gibt es nicht mehr.“
    Er lachte. „Ich sagte, ich höre nicht viel Musik. Ich sagte nicht, dass ich keine Ahnung von der Musikszene habe.“
    „Als Sie noch ein Kind waren“, fuhr Annie fort, „was wollten Sie da werden als Erwachsener?“
    Einen Moment schwieg Pete. „Ehrliche Antwort?“
    „Natürlich.“
    „Ich wollte Priester werden.“
    Annie lachte nicht. Die meisten Menschen hätten gelacht. „Was ist geschehen?“, fragte sie.
    Er setzte sich auf und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Sie konnte ihn im Dunkeln kaum sehen, aber trotzdem meinte sie, seine ruhige Kraft zu spüren.
    „Ich fand heraus, welche Bedingungen mit dem Job verknüpft waren.“ Er lachte leise. „Also änderte ich meine Berufspläne und beschloss, Präsident zu werden.“
    „Präsident der Vereinigten Staaten?“
    „Ja.“
    Sie sah seine Zähne aufblitzen, als er lächelte, und sie legte sich rasch wieder hin. Sie fürchtete sich davor, ihn anzuschauen, fürchtete sich vor der Reaktion ihres Körpers auf seine Nähe.
    „Was ist mit Ihnen?“, fragte er. „Sie haben bestimmt immer schon Archäologin werden wollen, oder?“
    „Hmm, nein“, antwortete Annie, verschränkte die Hände unter ihrem Kopf und starrte in der Dunkelheit an die Decke. „Als ich acht war, wohnten wir ein paar Monate in New York, und mir wurde bewusst, dass die meisten Kinder nicht aus dem Koffer und nicht in Zelten lebten. Ich entdeckte,dass die meisten Kinder keine fünf Sprachen beherrschten und keinen Affen als Haustier hatten. Und ich begann mich heftig nach dem zu sehnen, was im Fernsehen so als normales Familienleben dargestellt wurde. Diese Darstellung hatte zwar nichts mit der Wirklichkeit zu tun, aber … Um es kurz zu sagen, ich wünschte mir nichts sehnlicher, als so zu werden wie Mrs Brady.“
    „Wie Carol Brady, die Mutter in dieser Fernsehserie ‚Drei Mädchen und drei Jungen‘?“
    „Ja. Ich wollte das beschauliche Leben der Vorstadt, viele Kinder und …“
    „Ein Hausmädchen namens Alice“, warf Pete ein.
    Annie lachte. „Einen großen gut aussehenden Mann, der mir einen Kuss auf die Stirn drückt und ‚Schatz‘ zu mir sagt, wenn er zur Arbeit geht. Zum Glück für meine Eltern hielt meine Begeisterung für diesen Lebensstil nur ein paar Monate vor. Ich glaube, danach wollte ich Astronautin werden. Ja, das war, als wir nach Griechenland zogen und dort im Fernsehen Raumschiff Enterprise wiederholt wurde. Wissen Sie, ich kann in sieben

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