Gefährliche Enthüllung (German Edition)
anging – nun, viel schlimmer konnte es kaum noch kommen, oder?
Sie trug die Totenmaske hinüber auf die andere Seite des Labors, wo eine riesige Lupe an einem ausziehbaren Arm an der Arbeitsplatte befestigt war. Dann schaltete sie eine zusätzliche Lampe ein und betrachtete die Maske eingehend unter dem Vergrößerungsglas.
Pete zog sich einen Stuhl heran und schaute ihr zu.
Annie untersuchte sorgfältig die Gussnähte und nahm jeden Quadratzentimeter der Maske unter die Lupe. Schließlich sah sie wieder zu Pete hinüber.
„Ist sie echt?“, fragte er.
Annie antwortete nicht sofort. Stattdessen hob sie die Maske an ihren Mund und leckte daran. Als sie sah, wie PetesAugenbrauen in die Höhe schossen, lachte sie. „Nun, sie besteht zumindest aus echtem Gold“, erklärte sie.
„Das können Sie am Geschmack feststellen?“
Annie nickte. „Ja, kann ich.“
„Besonders wissenschaftlich kommt mir das nicht vor. Sie haben hier jede Menge technische Ausrüstung im Labor, und Sie benutzen Ihre Zunge!“
„Das war nur ein vorläufiger Test. Wenn ich mehr Zeit habe, untersuche ich die genaue Zusammensetzung der Metalllegierung. Aber ich glaube, um endgültig über die Echtheit zu befinden, muss eine Röntgenfluoreszenzanalyse gemacht werden.“
„Warum?“
Sie hatte die Totenmaske wieder auf die Arbeitsplatte gelegt. Jetzt strich sie sich die langen Haare aus dem Gesicht, fasste sie zusammen und band sie mit einem Haargummi zu einem Pferdeschwanz. Sie trug ihre ausgewaschenen Jeans und dazu einen roten Pullover, dessen weiches Material förmlich dazu einlud, mit den Händen darüberzustreichen. Pete hakte seine Daumen hinter seine Gürtelschlaufen und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was Annie sagte.
„Nun, sie hält jedenfalls einer flüchtigen Erstuntersuchung stand“, sagte sie. „Die Gussmarken sehen alle so aus, als könnte es sich um eine englische Arbeit des neunzehnten Jahrhunderts handeln. Aber ohne schriftliche Belege – Quittungen, Rechnungen, andere Dokumente – gibt es nur eine Möglichkeit, halbwegs sicher auszuschließen, dass sie erst vor einem Monat in Liverpool hergestellt wurde: die Röntgenfluoreszenzanalyse.“
Pete beugte sich vor, um einen genaueren Blick auf die Maske werfen zu können. „Und wie viel Zeit benötigt so ein Test?“
Sie drehte sich zu ihm um und fand sich beinahe Nase an Nase mit ihm. Aus der Nähe betrachtet, waren seine Augen wunderschön: elegant geformt und von dichten schwarzen Wimpern gerahmt. Aber sein Gesichtsausdruck war so verschlossen, so zurückhaltend, dass er ebenso gut eine Statue hätte sein können. Er schien nicht zu merken, dass er längst ihre Privatsphäre verletzte. Dass seine körperliche Nähe viel besser zu einer Umarmung passte als zu einer Unterhaltung.
Sie schluckte und fuhr sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. „Selbst wenn ich die Tests sofort in Angriff nehme, dauert es vermutlich Wochen, bis ich Ergebnisse vorliegen habe. Eine Röntgenfluoreszenzanalyse kann ich nicht selbst durchführen. Damit muss ich ein Fremdlabor beauftragen.“
Erleichterung blitzte in seinen dunklen Augen auf, und Annies Herz machte einen Hüpfer. Er war froh. Er wollte noch eine Weile bleiben. Stärker als je zuvor wünschte sie sich, dass er sie küsste. Küss mich, dachte sie und starrte ihm in die Augen in der Hoffnung, er könne ihre Gedanken lesen.
Aber er rührte sich nicht.
Ihr wurde klar, dass sie die Initiative würde ergreifen müssen. Sie musste ihn küssen. Sie schaute zur Seite und nahm all ihren Mut zusammen. Was kann schon schlimmstenfalls passieren? Er kann mich auslachen. Na und? Also tu es einfach …
Pete richtete sich auf und schob seinen Stuhl zurück, außer Reichweite.
Verdammt, dachte Annie. Der günstige Moment war vorbei. Was zum Donnerwetter stimmte eigentlich nicht mit ihr? Zeigte sie ihm ihr Interesse etwa nicht deutlich genug?Oder liegt es vielleicht an Pete selbst, fragte sie sich bedrückt. Vielleicht hat er einen guten Grund, sich gegen die Verlockung zu wehren, die sich jedes Mal bemerkbar macht, wenn wir in einem Raum zusammen sind. Vielleicht liebt er eine andere. Verflixt, vielleicht ist er sogar verheiratet …
Sie blieb eine ganze Weile an der Arbeitsplatte im Labor sitzen und tat so, als würde sie die Totenmaske untersuchen. In Wirklichkeit dachte sie jedoch sehr intensiv über Pete Taylor nach.
Annie schaltete das Licht neben ihrem Bett aus. Sie hatte vor wenigen Minuten beim
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