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Gefährliche Enthüllung (German Edition)

Gefährliche Enthüllung (German Edition)

Titel: Gefährliche Enthüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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    Wir setzten uns auf ein paar Felsblöcke, und die Jungs waren endlich einmal still und ließen einfach nur die Landschaft auf sich wirken. Ich saß da und dachte an meine Tante Peg, ihre Mutter. Ich dachte an sie, und schon nach kurzer Zeit begann ich zu weinen. Ich saß einfach nur da, die Tränen liefen mir die Wangen hinunter, und nach und nach bemerkten die Jungs, dass ich weinte. Sie waren schockiert, zutiefst schockiert, denn – wie Tom so gern betonte – Jungs sollten eigentlich nicht weinen.
    Will fragte mich schließlich, warum ich weinte, und ich sagte ihm, ich täte das, weil ich seine Mutter vermissenwürde. Ich sagte ihnen, dass manchmal sogar erwachsene Männer weinen müssen, und wenn Männer weinen dürften, dann dürften Jungs das erst recht. Und sie glaubten mir, weil ich älter war als sie. Schon bald fing auch Chris zu weinen an – das ging bei ihm immer sehr schnell –, dann brach Tom zusammen, dann Will und Eddie, und schließlich weinte sogar Jack. Wir saßen bestimmt eine Stunde nur da und weinten. Dann erzählte ich ihnen, dass dieser Ort, an den ich sie geführt hatte, mein ganz besonderer Zufluchtsort sei, dass sie ihn aber jederzeit aufsuchen dürften, wenn sie das Bedürfnis hätten.
    Wir stiegen wieder den Berg hinunter. Von diesem Tag an gab es fast keine Prügeleien mehr. Am Ende jenes Sommers gab mir mein Großvater den Namen Hastin Naat’aanni, also ‚Mann, der den Frieden herbeiredet‘. Das war der Name eines großen Diné-Häuptlings, der vor mehr als hundert Jahren lebte.“
    Er war so stolz gewesen, so jung und voller Hoffnungen und Träume. Pete brauchte sich nicht zu fragen, was geschehen war, was ihn so verändert hatte. Er wusste es verdammt genau. Die Army.
    „Das ist eine tolle Geschichte“, sagte Annie leise in der Dunkelheit. „Danke, dass Sie sie mir erzählt haben. Ihr Großvater muss ein großartiger Mensch gewesen sein.“
    „Ja“, sagte Pete und schloss die Augen, während er sich erinnerte. „Er war ein reiner Diné. Er muss damals schon über sechzig gewesen sein, aber er hatte noch lange schwarze Haare, die er mit einem Stirnband aus dem Gesicht hielt. Er war Silberschmied und ständig auf Achse. Seinen Schmuck verkaufte er auf Jahrmärkten und Rodeo-Veranstaltungen. Wenn er uns besuchte, errichtete er in unserer Scheune seine Werkstatt. Er wollte mich nicht gehen lassen.“
    „Gehen lassen? Wohin?“
    In den Krieg. Pete öffnete die Augen. Verdammt, was tue ich hier eigentlich? Habe ich allen Ernstes vergessen, wer ich bin und warum ich hier bin? Pete Taylor ist nie in irgendeinem Kriegsgebiet. „An die New Yorker Universität“, antwortete er, froh, dass ihm eine Antwort eingefallen war.
    „Warum gingen Sie trotzdem?“, fragte sie. Ihre Stimme geisterte durch das Zimmer, als wäre sie etwas Lebendiges, nach dem er greifen und das er berühren konnte.
    „Weil ich musste“, antwortete er schlicht.
    „Sie mussten nicht“, widersprach sie. „Niemand muss etwas tun, wenn er es nicht will.“
    „Das stimmt nicht. Es gibt Dinge, die lassen einem keine Wahl.“
    Er musste dringend die Kontrolle zurückerlangen. Sie durften nicht länger über ihn reden, sondern mussten das Gespräch auf sie zurückbringen. Er musste sie dazu bringen, über Athen, England und die Leute zu reden, die sie dort getroffen hatte. Aber wie sollte er das anstellen?
    „Annie.“
    Sie schloss ihre Augen und genoss, wie er ihren Namen aussprach – obwohl sie wusste, dass es besser war, das nicht zu tun. „Mhmm?“
    „Wenn Sie jemals in Schwierigkeiten geraten“, sagte er langsam und suchte dabei nach den richtigen Worten, „dann hoffe ich, dass Sie sich an mich wenden und mir erlauben, Ihnen zu helfen.“
    Schlagartig war es still im Raum. Sämtliche Geräusche, die von Annie ausgingen – unruhige Bewegungen, das Rascheln ihrer Decken, selbst das Geräusch ihres Atems –, verstummten. Fünfzehn Sekunden, zwanzig Sekunden, das Schweigen zog sich endlos in die Länge …
    „Taylor, ich verstehe nicht, was Sie mir sagen wollen“, antwortete sie schließlich. „Warum tun Sie mir nicht den Gefallen und sprechen es einfach aus?“
    Pete musste lachen. Er konnte nicht anders. Junge, diese Frau war einfach zu viel für ihn. „Na schön“, sagte er. „Ich schätze, ich wollte Folgendes sagen: Wenn Sie irgendwas mit dieser Kunstraubsache zu tun haben, wenn Sie zu tief mit drinhängen, dann möchte ich, dass Sie mir das sagen. Ich kann Ihnen nämlich

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