Gefährliche Enthüllung (German Edition)
beschützen konnte? Unter keinen Umständen konnte er ihr Leben einem anderen anvertrauen. Niemals.
Für einen Moment schloss er die Augen. Verdammt, ihm tat alles weh.
Er ließ den Kopf in seine Hände sinken und sah wieder Annies Gesichtsausdruck vor sich, als er aus dem Zimmer flüchtete. So viel zum Thema Koitus Interruptus, schoss es ihm durch den Kopf, und er stöhnte gequält auf. Sie muss mich für komplett durchgeknallt halten. So aufzuspringen und davonzustürzen, mitten in einem derart intensiven Moment!
Wieder entrang sich ihm ein Stöhnen. Bestimmt war Annie im Moment nicht sehr gut auf ihn zu sprechen. Er bezweifelte, dass die Benimmbücher in den Buchhandlungen auch Regeln für den gesitteten Beischlaf enthielten. Aber sollte es diese Regeln doch geben, kamen Männer, die eineFrau erst ordentlich heißmachten und sie dann im Regen stehen ließen, bestimmt nicht gut weg.
Andererseits, wenn er mit Annie geschlafen hätte, wenn sie bis zum Letzten gegangen wären, dann hätte er sich jede Chance auf eine gemeinsame Zukunft mit ihr zerstört. Wenn sie herausfand, dass er zur CIA gehörte, dann würde sie annehmen, dass er sie verführt hatte, um auf diese Weise an Informationen über die Kunstdiebstähle zu gelangen. Was ja auch stimmte. Weshalb er auf keinen Fall … Ach, das Ganze war viel zu verwickelt.
Annie erwachte, als sich der Radiowecker einschaltete. Sie blieb mindestens eine halbe Stunde liegen, lauschte der Countrymusic des Senders und wünschte sich, Pete läge neben ihr.
Aber Pete wollte sie nicht.
Eine Träne rollte ihr die Wange hinunter, und sie wischte sie hastig weg.
Warum habe ich nicht auf ihn gehört? Eben diese Frage hatte sie die ganze Nacht lang wach gehalten, und immer wieder war sie zu derselben Schlussfolgerung gelangt: weil ich eine Idiotin bin. Er hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass er nicht mehr wollte als Freundschaft. Aber nein, sie musste sich ihm trotzdem an den Hals werfen. Sie musste ihm unbedingt zu beweisen versuchen, dass er sich irrte. Und jetzt stellte sich heraus, dass nicht er, sondern sie im Irrtum gewesen war.
Das war nicht fair, aber Liebe war niemals fair. Es gab nie eine Garantie dafür, dass zwei Menschen dasselbe füreinander empfanden. Im Gegenteil, auf Gegenseitigkeit beruhende Liebe schien eher die Ausnahme denn die Regel zu sein. Warum sonst sollte es so viele Lieder über gebrocheneHerzen geben? Vier der sieben Countrysongs, die sie an diesem Morgen gehört hatte, drehten sich um das uralte Thema: Du liebst mich nicht so sehr, wie ich dich liebe.
Eine zweite Träne rollte ihr die Wange hinab, und Annie wischte auch sie fort. Was war doch noch gleich Caras Lieblingsspruch? Sieh es von der positiven Seite.
Sie starrte hinauf zur Decke und suchte nach der positiven Seite, als der nächste Song begann. Sieh es von der positiven Seite, dachte sie. Zumindest ist es passiert, bevor ich mich richtig in ihn verliebt habe.
Aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie sich selbst belog.
In der nächsten Nacht lag Pete hellwach in seinem Schlafsack und wartete darauf, dass Annie ihn fragte, ob er wach sei.
Der Tag war ihm endlos vorgekommen. Annie wich seinen Blicken aus und war zurückhaltend höflich, wenn sie ihm nicht aus dem Weg gehen konnte.
Er hatte sie um Entschuldigung gebeten. Sie hatte die Achseln gezuckt, gesagt, er solle es vergessen. Das Ganze sei ihre Schuld gewesen.
Pete runzelte die Stirn. Sie wirkte so leichtfertig, so gelassen. Konnte es sein, dass es ihr wirklich nichts ausmachte? Konnte es sein, dass sie wirklich nur mal ganz unverbindlich mit ihm hatte schlafen wollen?
Nein. Er konnte ihr ansehen, wie verletzt sie war. Obwohl sie sich große Mühe gab, gelang es ihr nicht, den Schmerz zu verbergen. Er schloss seine Augen, als ihn Scham und Reue überwältigten. Sein einziger Trost bestand darin, dass er sich keinen Deut besser gefühlt hätte, wenn er mit ihr geschlafenhätte. Im Gegenteil. Zu Scham und Reue hätten sich dann auch noch massive Schuldgefühle gesellt.
Komm schon, Annie, dachte er, während er auf dem Fußboden ihres Schlafzimmers lag. Rede mit mir.
Aber sie sagte kein Wort.
10. KAPITEL
C ara schaute Annie fragend an. „Warum?“ „Spielt es eine Rolle, warum?“, fragte Annie. „Du erwartest von mir, dass ich in den nächsten drei Tagen fast rund um die Uhr hier im Labor sitze“, gab Cara zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Da werde ich doch wohl fragen dürfen,
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