Gefährliche Enthüllung (German Edition)
sich auch wünschte, sie noch einmal zu küssen, er konnte sich das nicht erlauben.
Denn wenn sie ihn berührte, dann würde sie Bescheid wissen. Und wie sollte er ihr erklären, dass er nicht mit ihr schlafen wollte, wenn er sie doch so offensichtlich begehrte? Wenn er vor Verlangen nach ihr zitterte?
Die Badezimmertür öffnete sich, und Annie trat heraus.
Sie trug wieder den zu großen karierten Schlafanzug und bürstete sich das Haar.
Pete konnte ihr nicht dabei zusehen. Er ließ sich auf sein Kissen sinken und schloss die Augen.
Es half nicht.
Annie legte die Bürste auf ihrem Nachttischchen ab, wie sie das jeden Abend tat, und schaltete das Licht aus. Sie schlüpfte unter die Decke, legte sich auf die Seite und zog die Knie eng an den Körper.
„Gute Nacht, Taylor“, flüsterte sie, aber Pete gab keine Antwort.
Ausnahmsweise konnte sie ihn atmen hören, langsam und gleichmäßig, als wäre er bereits eingeschlafen.
Sie seufzte und drehte sich auf den Rücken, um eine bequemere Schlafposition zu finden. Dann lag sie wach, starrte in der Dunkelheit an die Decke und versuchte sich zu entspannen.
Stell dir vor, du bist an einem Tropenstrand, sagte sie sich und schloss die Augen. Vor wenigen Nächten hatte Pete sie auf diese Weise in den Schlaf gelullt. Annie stellte sich vor, wie sie hinauswatete in den warmen Pazifik. Wie das türkis schimmernde Wasser all ihre Probleme von ihr abspülte. Wie sie aus den Wellen stieg und zu dem Strandtuch hinüberging,das auf dem Sand ausgebreitet lag, ihren dummen karierten Schlafanzug abstreifte. Sie stellte sich vor, dass Pete Taylor auf dem Tuch lag, genauso nackt wie sie selbst. Er lächelte sie an, streckte die Hand nach ihr aus und zog sie an sich, küsste sie …
Annie öffnete die Augen. Was zum Teufel tue ich da? Das soll eine Entspannungstechnik sein, keine Foltermethode. Wie konnte sie nur eigenhändig Salz in ihre Wunden reiben und von einem Mann träumen, von dem sie wusste, dass er sich nicht für sie interessierte?
Aber …
Annie spähte hinauf zur Decke. Halt, warte, Augenblick mal.
Ich weiß doch gar nicht, ob er sich nicht für mich interessiert. Ich nehme es nur an. Er hat nie gesagt, dass er nur an Freundschaft denkt. Er hat nie gesagt, dass wir nicht weitergehen sollen.
Verdammt, ich bin Wissenschaftlerin. Ich weiß, wie blöd es ist, Vermutungen anzustellen und dabei von einem ganzen Haufen unbewiesener Annahmen auszugehen …
„Taylor, sind Sie wach?“
Ihre Stimme durchschnitt die Dunkelheit, und Pete wäre beinahe zusammengezuckt. Aber nur beinahe. In letzter Sekunde gelang es ihm, sich zu beherrschen. Sein Atem blieb ruhig und gleichmäßig, als würde er tief und fest schlafen.
Du Feigling, schalt er sich schweigend.
„Taylor?“, fragte sie noch einmal. Dann: „Pete!“
Als sie seinen Vornamen aussprach, wäre es beinahe um ihn geschehen. Aber er schaffte es dennoch irgendwie, sich nicht zu rühren, nicht zu antworten.
Komm schon, Annie, dachte er. Dreh dich endlich um und schlaf ein.
Ihre Bettdecke raschelte, aber nicht weil sie sich abwandte. Sie schlug die Decke zurück. Er konnte ihre bloßen Füße auf dem Holzboden hören. Oh verdammt, sie ist aufgestanden. Sie kommt auf mich zu …
„Pete, wach auf“, sagte sie, ihre Stimme ganz nah in der Dunkelheit.
Er öffnete die Augen und sah, dass sie neben ihm am Boden kauerte. Er konnte im schwachen Licht, das durch einen Spalt in den Vorhängen hereinfiel, so gerade eben ihre Gesichtszüge ausmachen.
„Geh wieder ins Bett“, antwortete er. Überzeugend klang das nicht, nicht einmal für ihn selbst.
Annie setzte sich im Schneidersitz neben ihn. Offensichtlich wollte sie nicht weggehen. Jedenfalls nicht so bald. „Wir müssen reden“, sagte sie.
Pete setzte sich auf und lehnte sich mit dem nackten Rücken an die Wand. So gewann er ein paar Zentimeter Abstand zu ihr, aber sie saß immer noch viel zu nah. Er konnte ihren Duft wahrnehmen und erahnen, wie ihre Halsschlagader zwischen Hals und Schlüsselbein pulsierte. Sein Blick wanderte automatisch zum tiefen Ausschnitt ihrer Schlafanzugjacke. Er zwang sich, wegzuschauen.
„Annie, geh wieder ins Bett“, sagte er noch einmal, diesmal etwas lauter. Ihre Blicke trafen sich und ließen einander nicht mehr los. „Bitte“, fügte er hinzu, aber mehr als ein Flüstern brachte er nicht mehr zustande.
Er wandte den Kopf ab, aber es war zu spät. Annie hatte das kurze Aufblitzen in seinen Augen gesehen, das sanfte Glühen
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