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Gefaehrliche Freiheit - das Ende der Sicherungsverwahrung

Gefaehrliche Freiheit - das Ende der Sicherungsverwahrung

Titel: Gefaehrliche Freiheit - das Ende der Sicherungsverwahrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Asprion
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freundlich, als ihnen klar wird, dass die polizeiliche Aufmerksamkeit nicht ihnen gilt. Ludwig Roser erhält von den Hausbewohnern kleine Hilfestellungen für den Anfang angeboten.
    Es ist Freitagnachmittag, das Wochenende steht vor der Tür. Erst auf meine Frage hin wird Ludwig Roser bewusst, dass er am Wochenende etwas zu essen und trinken haben sollte. Wir gehen zu Fuß zu einem Einkaufszentrum, gefolgt von fünf Polizeibeamten, die jeden Schritt und jede Bewegung beobachten. Nach dem Einkauf gönnen wir uns im Café am Einkaufszentrum noch ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee. Im Einkaufszentrum gibt es mehrere Ausgänge, alle bewacht von Polizisten in Zivil, die mindestens ebenso nervös sind wie Ludwig Roser und ich. Sie sind freundlich und unterstützen uns beim Kauf eines Mobiltelefons, indem sie die Preise in den Geschäften im Einkaufszentrum vergleichen. Irgendwie wirkt die Szenerie im Café wie eine Aufstellung vor dem Showdown in alten Western-Filmen. Spannung und Nervosität sind deutlich spürbar.
    Diese und ähnliche Inszenierungen werden Ludwig Roser auf unabsehbare Zeit begleiten. Mit dem einen oder anderen Polizisten kommt es zu kleinen Unstimmigkeiten, manche nehmen ihren Dienst sehr ernst, zeichnen Telefonate auf, die Ludwig Roser in seinem Zimmer, das die Polizei nicht betritt, führt. Die Polizei hat im Haus einen Raum nebenan bezogen und kann dank der dünnen Wände jedes Wort mithören.
    Bei einem meiner Besuche vor Ort konnte ich mich mit einer Gruppe der observierenden Polizeibeamten über deren Sicht zu ihrer Aufgabe unterhalten. Die Gesprächsteilnehmer waren zum größten Teil schon mehr als vier Wochen im Einsatz. Sie beschreiben den Dienst als unaufregend: „Wir begleiten ihn bei Botengängen, beim Rausgehen oder Reingehen, es ist eine Person, die 24 Stunden überwacht/begleitet werden soll/muss.“ Vom eingeschränkten Bewegungsradius sind sie überrascht: „Wir dachten, dass sehr viel mehr Mobilität erforderlich ist und mehr Bewegung.“
    Persönliche Kontakte seien „relativ ungezwungen.“ Zur Atmosphäre im Umgang meinen sie: „Eine gute Atmosphäre, wie ich es mir eigentlich so nicht vorgestellt habe. Ich habe mir einbisschen mehr Distanz erwartet. Es hat sich alles relativ gut abgespielt, dass man informiert war, was für Bewegungen oder was für Ziele er hat.“ Auf den Umgang mit Polizistinnen angesprochen: „Vonseiten der Kolleginnen, aber auch vonseite der Zielperson, nicht in irgendeiner Form abschätzig oder negativ. Eher so ein bisschen distanziert, noch mehr distanziert wie bei den männlichen Kollegen.“ Der polizeiliche Aufwand wird durchaus kritisch gesehen: „Aus subjektiver Sicht, denke ich, ist der Aufwand sicherlich am Anfang richtig gewesen. Ich denke, dass man mit den Erfahrungen das Personal bei der Polizei mit Sicherheit reduzieren könnte. Ich denke da wäre Spielraum nach unten.“
    Über die Person Ludwig Roser wissen die Bewacher wenig, Informationen haben sie „in dem Fall praktisch keine. Wir haben eine Liste über die Historie der Strafgeschichte, aber was sich in den Jahren getan hat, die ganze Problematik ist uns nicht bekannt.“
    Zu Reaktionen der Umwelt befragt: „Also hier im Haus, doch vielleicht so eine Art Akzeptanz, zwischen Desinteresse und Akzeptanz. Auch dass Leute auf ihn zugehen, ihn auch besuchen oder kontaktieren. Aber ansonsten die Bevölkerung (…) keine Aufmerksamkeit Wir versuchen natürlich auch wirklich, hier so gut wie es irgendwie geht, inkognito zu arbeiten (…). Ich dachte es wird schwieriger (…) dieser Smalltalk, (…) das Vertrauen, das er dann uns gegenüber bringt, uns dann eben sagt, wann er weggeht und rechtzeitig ankündigt. Ich meine, er könnte im Prinzip rausgehen und dann machen, was er möchte. (…) Wenn er jetzt rausgeht, dann gehen wir eben mit. Aber er sagt es rechtzeitig.“
    Auf die Frage, was zu tun wäre: „Wenn es irgendwie die Möglichkeit gäbe, den Leuten nach so langer Zeit in irgendeiner Form die Chance zu geben, dann sollte man da eigentlich mehr locker lassen, ihnen in irgendeiner Form die Freiheiten gewähren, und ihnen diese Würde auch zugestehen, nachdemsie ja auch die Strafe abgesessen haben. (…) So hat er keine Zukunft, das muss man wirklich sehen. Der Zustand muss sich ändern. Das ist auch ganz klar, da sage ich auch ein Lob, so souverän, wie er damit umgeht, Hut ab, wirklich Hut ab. Das muss man ganz klar sagen. Natürlich auch in der Art, wie er mir gegenübertritt.

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