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Gefährliche Freiheit

Gefährliche Freiheit

Titel: Gefährliche Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Bevölkerungspolizei immer gesagt hat, dachte er entsetzt. Wenn dritte Kinder zu essen bekommen, müssen die anderen verhungern.
    Luke legte den Löffel weg.
    »Nein, iss«, drängte ihn Adriana. »Für dich gibt es noch Hoffnung.«
    »Aber glaubt ihr …« Luke musste seine Worte mit Bedacht wählen. »Die Regierung hat immer gesagt, wenn die Menschen sich an das Bevölkerungsgesetz halten, ist genug Essen für alle da. Glaubt ihr, dass ihr hungern müsst, weil andere Leute das Bevölkerungsgesetz gebrochen haben? Glaubt ihr, dass euch illegale dritte Kinder das Essen weggestohlen haben?«
    Die Leute sahen ihn an, als hätten sie sich diese Fragen nie gestellt.
    »Wir hungern«, sagte Eli, »weil es der Bevölkerungspolizei egal ist, ob wir leben oder sterben. Sie haben uns das Leben so zur Hölle gemacht, dass es uns ebenfalls egal geworden ist.«

 
16. Kapitel
     
    Als das »Festmahl« vorüber war, hatte sich die Sonne hinter den Horizont verzogen und die Welt draußen vor dem Fenster versank in Dunkelheit. Eli erklärte, dass er vor dem Kamin für Luke ein Lager herrichten würde.
    »Du kannst gern so lange bleiben, wie du willst«, sagte er.
    Luke fühlte seine Lider schwer werden, während er zusah, wie sich die anderen verabschiedeten, um in ihre eigenen Häuser zurückzukehren. Seine Beine waren so erschöpft, dass es wehtat, sich auch nur anders hinzusetzen.
    »Nur heute Nacht«, beschloss er. »Heute Nacht bleibe ich hier.«
    Eli besorgte drei alte Quilts für Luke. »Twila hat sie genäht«, erzählte er und breitete die Decken auf dem Boden aus. »Und den hier hat Aileen gemacht …« Er verschwand für einige Minuten in einem Hinterzimmer und kam mit einem Daunenkissen zurück. »Adriana möchte, dass du das hier nimmst.«
    Luke rollte sich in den Decken zusammen. Es war unendlich bequemer, als auf hartem Felsboden oder verrottendem Linoleum zu liegen.
    »Vielen Dank«, sagte er.
    Eli ging noch nicht.
    »Es ist noch ein wenig Brot da. Iss es zum Frühstück, falls du vor uns aufstehst«, sagte er und gähnte. »Vermutlich wirst du früher aufwachen. Wir schlafen in letzter Zeit sehr viel.« Er zögerte. »Gute Nacht.«
    Nachdem Eli gegangen war, rechnete Luke damit, sofort einzuschlafen. Aber aus irgendeinem Grund wollten ihm die Augen nicht zufallen. Er starrte in die Glut des Feuers und die Gedanken wirbelten durch seinen Kopf.
    Was ist, wenn die Bevölkerungspolizei zurückkommt und mich hier findet? Wenn sie inzwischen herausgefunden haben, dass ich es war, der die Waffe fallen gelassen hat und weggerannt ist?
    Was ist, wenn die heute in Chiutza Recht hatten und die Bevölkerungspolizei wirklich die Macht verloren hat? Sollten die Leute hier nicht davon erfahren? Würde ihnen das nicht Hoffnung machen?
    Was stimmt nicht mit diesen Leuten? Werden sie wirklich sterben? Wie können sie einfach so aufgeben? Warum schicken sie niemanden los, um nach Nahrung zu suchen? Wollen sie wirklich sterben? Aber warum?
    Luke zwang sich, die Augen zu schließen, fühlte sich aber weiterhin unruhig. Er warf sich hin und her, dass die Decken unter ihm verrutschten. Er stand auf und zog sie glatt, legte sich aber nicht gleich wieder hin. Der Mond war inzwischen aufgegangen und sein silbriges Licht lockte Luke zum Fenster. Er stand da und betrachtete die leuchtende Kugel, die so viel schöner war als die hässlichen grauen Hütten des Dorfes, die harten Lehmwege, die kahlen Bäume. Dann entdeckte er Lichter unterhalb des Mondes – eine lange Lichterkette entlang der Straße, die sich auf das Dorf zubewegte.
    Scheinwerfer.
    Luke wich zurück und kauerte sich unter der Fensterbank zusammen, wie er es als kleiner Junge im Versteck seines Elternhauses gelernt hatte. Dann wurde ihm klar, wie sinnlos diese Reaktion war, welche Verschwendung von wertvoller Zeit. Wer auch immer hinter diesen Scheinwerfern steckte, konnte ihn aus dieser Entfernung nicht sehen. Aber sie kamen näher.
    Luke sprang auf, rannte zu Elis Zimmer und hämmerte gegen die Tür.
    »Eli! Adriana! Es kommt jemand! Das muss die Bevölkerungspolizei sein! Ihr müsst fort! Ihr müsst euch verstecken!«
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, ehe die Tür quietschend aufging und Eli, den Bart und das spärliche weiße Haar in wilder Unordnung, blinzelnd vor ihm stand.
    »Hast du mich nicht gehört? Wir müssen die anderen wecken! Wir müssen weg – uns verstecken!«, schrie Luke. Als Eli sich nicht rührte, packte Luke ihn am Arm und zog ihn zum Fenster. »Sieh

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