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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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Lautstärke Stufe drei. Mindestens.
    »Ruhe«, sagte Frau Hanemann. »Es ist sehr unhöflich, eurer Klassenkameradin nicht zuzuhören.«
    Aber das Getuschel wurde lauter.
    »Nun sagen Sie schon, was los ist«, forderte Hanemann die Mädchen auf.
    »Es kam gerade über Twitter«, sagte Jennifer aufgeregt. »Eine Mädchenleiche wurde gefunden.«
    »Was?«, rief ich. Mein Herz fing augenblicklich an zu pochen. »Wo?«
    »Keine Ahnung. Mehr steht hier nicht.«
    »Ist sie hier gefunden worden? In der Schule?«, fragte ich.
    »Wer ist es denn?«, fragte jemand anders.
    Jennifer drückte auf ihrem Handy herum, um weitere Nachrichten rauszukriegen.
    Plötzlich sagte Diana: »Hoffentlich ist es nicht Laura.«
    »Oh mein Gott«, stöhnte Nora in der ersten Reihe. Das Gerücht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Klassenraum.
    »Wie lange fehlt sie denn schon?«, fragte ich Diana.
    »Schon eine Woche.«
    »Mädchen, bleibt ruhig«, sagte Hanemann. Aber an Ruhe war gar nicht mehr zu denken. »Ich werde mal sehen, was ich rausfinden kann«, murmelte die Lehrerin und verließ den Raum. In unserem Klassenzimmer summte es wie in einem Bienenstock. Alle redeten durcheinander. Dann kam die Hanemann wieder rein. »Und?«, fragte Jennifer. »Was ist passiert?«
    Sie wollte gerade antworten, da knackte auch schon der Lautsprecher in der Zimmerecke. Ein Klingelton kündigte eine Durchsage an. Meinhilde von Cappeln meldete sich: »Liebe Schülerinnen«, sagte sie und ihre Stimme wurde leicht metallisch verzerrt. »Wegen eines unvorhergesehenen Ereignisses bitten wir alle Schülerinnen und Lehrer, jetzt in die Aula zu kommen.«
    Direktorin von Cappeln stand auf der Bühne hinter dem Rednerpult. Sie trug ein schwarzes Kostüm wie zur Bestätigung der schlimmsten Befürchtungen. Als alle eingetroffen waren, begann sie mit einigen einleitenden Worten über das Verbreiten von Gerüchten über das Internet, was ihr schnelles Eingreifen erforderlich gemacht hätte. Sie wollte verhindern, dass wir dadurch verunsichert würden. Als sie eine Pause machte, um sich zu sammeln, waren alle still. Als sie weitersprach, war es, als ob sie mit ihren Worten Beton ausgießen würde, der sich langsam im Raum verbreitet und dort zu einer harten Masse wurde, zu steinerner Gewissheit. »Die Gerüchte sind wahr. Die Schülerin Laura Cheng ist am gestrigen Abend tot aufgefunden worden. Über die Todesursache hat die Polizei noch keine Informationen herausgegeben.«
    Und obwohl eben schon alle davon geredet hatten, war das ein riesiger Schock. Jetzt war es offiziell: Laura war tot. Eine Mitschülerin lebte nicht mehr. Das Entsetzen breitete sich unter den Schülerinnen aus. Einige fingen an zu weinen. »Oh mein Gott, sie ist es wirklich«, stammelte Nora bestürzt.
    »Wie sah Laura aus?«, fragte ich sie. Nora zeigte auf die Wand der Aula. Dort hingen eine Reihe Fotos von verschiedenen Theateraufführungen. Eines zeigte das Porträt eines großen schlanken Mädchens mit glänzenden schwarzen Haaren. Sie hatte dunkle Mandelaugen und trug ein viktorianisches Kostüm.
    »Das ist sie«, sagten Nora und ich gleichzeitig.
    »Was?«, fragte Nora irritiert.
    »Das ist das tote Mädchen aus dem Biolabor«, flüsterte ich atemlos, stand auf und quetschte mich hektisch durch die Reihe, die Mädchen ließen mich irritiert durch und ich rannte einfach aus dem Saal, raste über den Schulhof zu unserem Toyota, riss die Tür auf, Enzo ließ überrascht seinen Krimi sinken.
    »Nanu…«, fing er an.
    »Schnell«, rief ich aufgeregt. »Du musst mich zur Polizei fahren. Die Leiche ist aufgetaucht!«

12
    Dass man mir nicht den roten Teppich ausrollte, hatte ich mir schon gedacht. Aber ein bisschen mehr Interesse an meiner bahnbrechenden Story hätte ich schon erwartet. Die junge Frau mit den streng nach hinten gekämmten Haaren, die mich am Empfang nach meinem Anliegen gefragt hatte, tat allerdings so, als wäre es nicht bedeutungsvoller als Parken im Halteverbot.
    »Ich habe wichtige Informationen in einem Mordfall«, rief ich aufgeregt. Die Polizistin verzog noch nicht einmal ihre Stirn, die übersät war mit kleinen Pickeln, die nur deswegen auffielen, weil ihre Frisur so stirnbetont war.
    »Aha. Um welchen Fall handelt es sich?«, fragte die Polizistin ausdruckslos und am liebsten hätte ich ihr einen Scheitel in ihre gelverklebten Haare gezogen. Mord! Es ging um Mord! Nicht um ein Knöllchen! Kein Wunder, dass sie als Empfangsdame abkommandiert worden war. Sie war bestimmt eine

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