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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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Nevaeh-wie-Heaven-nur-rückwärts.
    ZickZack03 war auf jeden Fall die Anführerin der Hetzkampagnen. Würde gerne mal wissen, wer von meinen netten neuen Mitschülerinnen das war. Am fiesesten hatte sich bisher Coco gezeigt. Bei der würde es mich nicht wundern, wenn die ihr Gift auch im Internet verspritzen würde. Über mich stand noch nichts drin, aber das konnte ja nicht mehr lange dauern. Mal sehen, was die sich einfallen lassen würden.
    Weil mir am Sonntagmorgen die Decke auf den Kopf fiel und ich einen starken Bewegungsdrang verspürte, ging ich in die Küche und klagte meiner Mutter ein bisschen mein Leid, dass es alles so langweilig sei, aber zu meinem großen Erstaunen entließ sie mich nicht aus meiner Strafe, sondern sagte nur: »Langeweile tut nicht weh«, und las weiter ihre öde Feinschmeckerzeitschrift. Ich wurde langsam kribbelig. Ich ging zum Fenster, wo die Kräutertöpfe standen. »Was ist das hier?«, fragte ich meine Mutter.
    »Rosmarin.«
    »Und das da?«
    »Koriander.«
    »Und das da?«
    »Salbei.«
    »Und das da?«
    »Pfefferminze«, sagte sie gedehnt und das sollte wohl heißen, dass ich nicht weiterfragen sollte. Meine Güte, dabei sollte sie froh sein, dass ich mich für so was interessierte. Außerdem hatte sie es sich selbst eingebrockt, dass ich nicht rausdurfte. Ich schnupperte mich durch die Kräuter.
    »Was machst du denn jetzt schon wieder?«, fragte meine Mutter, nachdem ich ein paar Mal hin und her geschnüffelt hatte.
    »Riechen. Was denn sonst?«, gab ich patzig zurück. Natürlich hätte ich niemals im Leben gesagt, dass ich herausfinden wollte, wonach Enzos Rasierwasser gerochen hatte. Nach einer ausgiebigen Duftprobe war ich mir ziemlich sicher, dass es Rosmarin und Minze waren. Interessante Mischung. Ich wollte ein Blättchen von der Pfefferminze abzupfen, riss aber aus Versehen den ganzen Topf um und Blumenerde kullerte auf die Marmorplatte. Meine Mutter stöhnte und legte die Zeitschrift weg. »Natascha. Such dir eine Beschäftigung.«
    »Ist gut«, sagte ich und fegte die Erde zusammen. »Soll ich die Kräuter hier gießen?«
    »Such dir eine Beschäftigung woanders . Ich möchte in Ruhe lesen.«
    Als ob man Kochzeitschriften lesen könnte! Mehr als überfliegen war doch da eh nicht nötig. Ich kam auf die Idee, dass ich in den Fitnessraum gehen und eine Runde auf dem Laufband rennen könnte. Natürlich schlich mir Enzo, diese alte Zecke, der auf dem Flur vor der Küche gewartet hatte, auch diesmal hinterher. Er setzte sich in die Ecke auf einen alten Clubsessel, wieder mit diesem dicken Buch, und tat so, als ob er ganz aufmerksam darin lesen würde. Ich hätte schreien können! Aber ich blieb total cool. Nachdem ich eine Weile auf dem Laufband gesprintet war, schlenderte ich zu dem Sandsack, den meine Mama meinem Paps zum Geburtstag geschenkt hatte. Er hing still in der Ecke und lud mit seiner aufreizenden glänzenden Oberfläche aus Leder geradezu dazu ein, sich ein wenig abzureagieren. Kannst du haben, dachte ich, und schlug, so feste ich konnte, zu.
    »Aua!«, hätte ich am liebsten geschrien. Aber weil dieser Blödmann auf seinem Sessel saß, unterdrückte ich jegliche Schmerzäußerung und biss die Zähne aufeinander. Was war das denn für ein dämlicher Sandsack! Er war doch dafür da, dass man auf ihn einprügelte! Wieso tat es weh, wenn man genau das tat? Ich war so wütend, weil mich der Sack hinterrücks gefoult hatte, dass ich ihm einen Stoß versetzte, der ihn bloß in träge Schwingungen versetzte.
    »Du blödes Ding!«, fluchte ich, drehte mich um und eilte zum Ausgang. Enzo war immer noch in sein Buch vertieft, es war ein dicker Wälzer über heimische Zierpflanzen. Er sollte sich mal selber sehen, wie lächerlich das war: ein Bodyguard in schwarzem Anzug mit weißem Hemd, der ein Buch über Grünzeug studierte. Ich war noch nicht halb durch den Raum, da sagte er, ohne den Blick von seinem Wälzer zu heben: »So geht das nicht mit dem Sandsack.«
    »Ach was, da wäre ich ja gar nicht draufgekommen«, motzte ich ihn an.
    »Du brauchst Handschuhe. Oder zumindest Bandagen«, sagte er und ich suchte vergeblich nach Häme in seiner Stimme. »Dahinten im Schrank sind welche in verschiedenen Größen.« Er schien es ernst zu meinen. Ich blieb stehen.
    »Wenn du willst, zeig ich es dir«, bot er an und fügte süffisant hinzu: »Es sei denn, du hast gerade was Besseres zu tun.«
    »Haha«, machte ich, drehte aber um und ging zum Schrank, in dem tatsächlich

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