Gefährliche Gefühle - zu schön zum Sterben
also lieber gelassen warten, bis sich die richtige Gelegenheit ergab, dieses kleine Missverständnis aufzulösen. Mein Vater war bei so was höchstens ein, zwei Tage angespannt. Spätestens nach der Feier von Kerns, wenn ich ein paar Schleimpunkte eingefahren hätte, würde er es erfahren.
»Ich werde es ihm selbst sagen«, informierte ich also meine Mutter. »Sobald es offiziell ist.«
»Ach so. Na klar.« Sie drückte mich noch einmal an sich und flüsterte: »Ich freu mich so für dich. Justus ist wirklich der Richtige.«
7
I ch weià nicht, wer diesen Quatsch mit den Schmetterlingen im Bauch erfunden hat. Ich hatte jedenfalls keine im Bauch, sondern im Hirn. Immer, wenn ich Enzo anschaute, flatterten sie lustig in meinem Kopf herum und ich vergaà total, dass das Gespräch mit meiner Mutter extrem suboptimal gelaufen war. An Denken war überhaupt nicht zu denken. Und es störte mich gar nicht. Im Gegenteil! War das nicht super? Ich brauchte bloà sein schönes Profil mit der geraden Nase und dem etwas eckigen Kinn zu betrachten, dann grinste ich wie ein Blödian, der von dem Wort Problem noch nie was gehört hatte. Hach, war das angenehm! Und wie gelassen er durch den Verkehr kurvte! Die Hand locker auf das Lenkrad gelegt, den rechten Ellenbogen auf der Armstütze zwischen uns, sodass er sich in meine Richtung lehnte. Seine Haare waren am Nacken millimeterkurz und ich streckte wie ferngesteuert meine Hand aus. Es fühlte sich toll an, wie die weichen Haarborsten über meine Handinnenfläche strichen. »Da habe ich mich schon die ganzen Schulstunden lang drauf gefreut«, raunte ich ihm ins Ohr und fuhr mit der Hand auf und ab.
»Du solltest dir eine Katze kaufen, die du kraulen kannst«, sagte er grinsend.
»Was soll das denn heiÃen?«, fragte ich gespielt empört und zog meine Hand zurück. »Gefällt dir das etwa nicht?«
»Doch, na klar. Mach ruhig weiter. Du kannst mich auch Garfield nennen«, neckte er.
»Wir sind eh jetzt da«, brummte ich enttäuscht. »Da vorne ist es schon.«
Enzo bog auf den Parkplatz der Uni ein und stellte den Wagen ab, nahm meine Hand und führte sie wieder an seinen Hinterkopf. Ich musste grinsen und strich über die Haare.
»Miau«, sagte er.
Ich knuffte ihn in die Seite, wo er kitzelig war, öffnete die Tür und stieg aus. »Am besten, ich gehe alleine«, sagte ich. »Ich glaube, dann ist es einfacher, die Mädchen vertraulich anzusprechen.«
»Ist gut«, sagte er. »Die Zeiten, in denen du mir abgehauen bist, dürften wohl vorbei sein.«
»Sei dir da mal nicht so sicher«, gab ich feixend zurück. Wenn er blöde Scherze machen konnte, konnte ich das ja wohl auch. Ich machte mich auf den Weg zum Haupteingang, da rief er mir hinterher: »Hey Natascha!«
»Ja?«
»Du weiÃt es vielleicht noch nicht, aber du kannst mir gar nicht mehr abhauen«, sagte er.
»Ach ja?«
»Ja. Ich würde dir nämlich sogar bis ans Ende der Welt folgen.«
Ich lief zurück und küsste ihn schnell auf den Mund, bevor er protestieren konnte und wieder mit seinem Es-darf-aberkeiner-von-uns-wissen-Quatsch anfing.
»Keine Sorge«, flüsterte ich. »Ich denk nicht dran, dir abzuhauen.«
»Das ist gut. Ach so, und Natascha?«
»Ja?«
»Tu mir einen Gefallen und brich nicht wieder in irgendwelche Zimmer ein, um an Informationen zu kommen, okay?«
»Ich weià gar nicht, was du meinst«, gab ich zurück und klimperte übertrieben mit den Wimpern. »Meine Methoden sind immer absolut ⦠äh ⦠professionell!«
»Sind sie das?«
»Ja, das sind sie. Und moralisch und rechtlich hundertprozentig einwandfrei. Meistens jedenfalls. AuÃer wenn es nicht anders geht. Aber hier wüsste ich nicht, warum es nicht anders gehen â¦Â«
»Natascha?«, unterbrach Enzo. »Mach einfach keine Dummheiten.«
»Niemals.«
»Und halte dich von Ãrger fern.«
»Natürlich, Dummerchen. Ich geh nicht mehr auf hundert Meter an diesen Typen namens Ãrger ran.«
»Aha. Gut zu wissen.«
»Ja, das finde ich auch.«
Er streichelte meine Wange. »Bis gleich.«
»Ja, bis gleich!«
Blöd grinsend ging ich in das Hauptgebäude. Mit jedem Schritt, den ich mich von Enzo entfernte, kam mein Hirn wieder in seinen normalen Zustand (na ja, was ich so als
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