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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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sagte ich. »So sieht man sich wieder.«
    »Ich hab gehört, auf deiner neuen Schule ist ja richtig was los! Erzähl doch mal!«, forderte mich Lola neugierig auf.
    Die glaubten doch nicht im Ernst, dass sie jetzt eine Nähkästchen-Plauderstunde mit mir gewonnen hatten!
    »Keine Ahnung, was da los war. War ja in meiner ersten Schulwoche«, gab ich mich ahnungslos.
    »Oh«, machte Lola enttäuscht, trank ihr Glas leer und nahm sich von dem vorbeikommenden Kellner ein neues.
    »Typisch. Natascha hat wieder mal nichts mitgekriegt«, sagte Silvy zufrieden.
    »Du hast echt keine Ahnung, Silvy. Aber davon richtig viel«, sagte ich. »Wie läuft’s eigentlich in Mathe bei dir?«
    »Gut.« Sie reckte herausfordernd ihr Kinn hoch, genau wissend, dass ich ihr früher immer die Aufgaben erklärt hatte. »Sehr gut sogar«, schob Silvy nach.
    »Echt?«, staunte Lola. »Deine letzte Arbeit hast du aber doch …« Der todbringende Blick aus Silvys Augen ließ sie verstummen. Währendessen hatte Marie mich die ganze Zeit abschätzig begutachtet, meine Schuhe, mein Kleid, und blieb jetzt an meinem Gesicht hängen.
    »Du siehst anders aus«, stellte sie mit zusammengepressten Lippen fest und es klang nicht nett. Meine Güte! Warum machte sie den Mund nicht richtig auf? Dachte sie vielleicht, Luft wäre kalorienhaltig und sie würde dick vom Atmen?
    »Ja, genau«, rief Lola. »Das ist mir auch aufgefallen!«
    »Liegt daran, dass ich nichts mehr mit euch zu tun habe«, sagte ich. »Das entspannt ungemein. Solltet ihr auch mal ausprobieren.«
    »Vielleicht eine kleine Schönheits-OP?«, riet Lola, als wenn ich gar nicht da wäre. »Guckt mal, die Ohren. Standen die nicht noch weiter ab beim letzten Mal?«
    »Da verwechselst du was, Lola«, sagte ich. »Das ist deine Unterlippe, die noch mehr absteht als das letzte Mal.«
    Sie wurde rot und biss sich erschrocken auf die Lippen. Die drei gafften mich weiter prüfend an. Da sollten sie mal schön suchen! Ich würde ihnen nicht verraten, dass es an dem Haarkissen lag.
    »Nee, die Ohren sind es nicht«, sagte Marie und kniff die Augen zusammen, während sie mich weiter musterte. »Hast du …«, fing sie an und vollendete den Satz leiser: »… es etwa getan?«
    Gegen meinen Willen wurde ich rot. Hallo! Haarkissen war das Zauberwort! Die drei kicherten.
    »Habe ich was getan?«, fragte ich zurück, um Zeit zu gewinnen. »Du hast doch immer behauptet, du seiest noch Jungfrau«, höhnte Silvy. »Aber jetzt wohl nicht mehr.«
    »Nee, Silvy, das habe ich nie«, sagte ich. »Ich bin Widder. Aber das kannst du dir vermutlich genauso schlecht merken wie das große Einmaleins.«
    »Ach, wenn du es nicht zugeben willst, dann lass es halt«, giftete Silvy. »Wir machen hier nur Smalltalk, aber anscheinend gibt es bei dir ja nichts Interessantes zu berichten.«
    »Hast du denn einen Freund, Natascha?«, fragte Lola, die ihre Fassung wiedergewonnen hatte, und nippte an ihrem Champagner.
    »Das wiederum ist eine interessante Frage«, sagte Silvy und lächelte gierig. Marie nickte. Die drei glotzten mich an, bohrten ihre Blicke in mich hinein, immer tiefer, wie irgendwelche verdammten Parasiten im Dschungel, die die Haut durchlöcherten und bis in die Organe vordrangen, wo sie sich festsetzten und einen langsam von innen auffraßen. Diese fiesen Tussen! In dem Moment überkam mich eine große Gelassenheit. Enzo, dachte ich. Ja, ich habe Enzo. Und ihr nicht. Ätsch. An meiner zurückgewonnenen Fassung prallten ihre Blicke ab.
    »Wenn du es nicht sagen willst, dann hast du keinen«, behauptete Silvy.
    »Ich sag ja, keine Ahnung, aber davon sehr viel«, gab ich lächelnd zurück. »Und du? Was ist mit dir, Silvy? Endlich jemanden gefunden, der unterentwickelt genug ist, sich auf dich einzulassen? Ach nein, dann müsstest du ja wohl in der Kleinkindabteilung suchen.«
    »Haha«, machte Silvy. »Natürlich habe ich einen Freund. Und der ist in jeder Hinsicht bestens entwickelt.« Sie grinste anzüglich.
    »Wie bitte?«, fragte Lola staunend. »Davon weiß ich ja gar nichts.«
    Silvy sackte ein bisschen in sich zusammen und fuhr sie genervt an: »Ja, Lola. Und genau darüber würde ich mir mal Gedanken machen.«
    »Hä?«, fragte Lola zurück. Aber Silvy beschied ihr mit einer knappen Handbewegung, die Klappe zu halten. Lola sah Marie fragend an, aber die ignorierte sie. Da tauchte Vera neben uns auf, in jeder Hand eines der köstlich aussehenden Häppchen. Ihr bleicher Teint hob sich krass von ihren schwarzen

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