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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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Klamotten ab. Sie passte in ihrem Punkoutfit so gut zwischen all die eleganten Leute wie Lakritz auf Sahnetorte.
    »Ach, Silvy«, sagte Vera scheinbar überrascht und schaute ihre Schwester demonstrativ von oben bis unten an. »Du bist für mich eine echte Inspiration. Immer wenn ich dich sehe, fällt mir ein Thema für meinen Vlog ein.« Silvys Augen verengten sich zu Schießscharten. »Und immer wenn ich dich sehe, will ich Graf Dracula anrufen, dass er seine Untertanin endlich abholt«, giftete sie zurück. Vera verzog keine Miene und stopfte sich beide Häppchen in den Mund.
    »Du bist wirklich der einzige essgestörte Blutsauger der Welt«, ätzte Silvy weiter.
    »Besser essgestört als verhaltensgestört«, konterte Vera. »Oder farbenblind.« Sie schnippte gegen Silvys roten Lackgürtel und zwinkerte mir zu. Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Endlich eine Verbündete!
    »Welches Thema willst du denn das nächste Mal machen?«, fragte Lola neugierig.
    »Accessoires sind scheiße«, brachte Vera trotz vollem Mund heraus. Ich musste laut lachen. »Brauchst du noch einen Gastbeitrag dazu? Mir würde dazu auch was einfallen. Zum Beispiel, wie verheerend rote Accessoires aussehen können.«
    »Gute Idee. Lass uns …« Sie bewegte die Finger, als ob sie simsen würde. Ich nickte ihr zu.
    »Und jetzt verpiss dich, Shit-Girl«, fauchte Silvy.
    »Nur zu gerne«, sagte Vera. »Ich bekomme sonst Ausschlag. Ihr wisst schon. Zickenallergie.«
    »Hau endlich ab«, rief Silvy ihr hinterher. »Was für ein Horror!«, sagte sie zu ihren Freundinnen, die ihr sofort beipflichteten. Es wurde Zeit, auch die Biege zu machen. Zum Glück entdeckte ich gerade Justus an der mobilen Cocktailbar.
    »Bis später, Mädels. Und passt auf, dass euch beim Lästern nicht die Zunge abfällt«, sagte ich, ließ die drei stehen und drängte mich zu Justus, der äußerlich ungerührt wirkte, aber an seinem Gesichtsausdruck sah ich, dass er sich innerlich für die Begegnung mit mir wappnete. Obwohl er mich auch gesehen hatte, widmete er sich konzentriert seinem Glas Saft.
    Seit Sonntag hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen. Die längste Zeit, seit wir befreundet waren. Und ich war unsicher, wie es jetzt werden würde. Ob wir es irgendwie schaffen konnten, normal miteinander umzugehen. Ich überlegte, wie ich das Gespräch locker beginnen könnte, und verfiel auf die sicherste Methode. Ein Zitat aus Ice Age.
    »Wenn du den kleinen Johnny nicht ausspuckst, verlassen wir sofort den Spielplatz«, zitierte ich Faultier Sid. Justus lächelte schief. »Ziemlich lahme Angelegenheit hier, was?«, fragte er und stellte sein leeres Glas weg.
    »Es sei denn, man gerät in Silvys Nähe, da ist immer was los.«
    »Ist sie im Hauptberuf immer noch Intrigantin?«
    »Mehr denn je.« Einen Moment schwiegen wir.
    »Geht es dir gut?«, fragte ich und biss mir im selben Moment auf die Lippe.
    »So weit«, wich er aus. Es herrschte wirklich Eiszeit zwischen uns. Und da konnten noch so viele lustige Zitate nicht helfen.
    »Hey Justus«, grüßte plötzlich meine Mutter. »Schön, dich zu sehen.« Sie tätschelte freundschaftlich seinen Arm.
    »Hallo. Toll siehst du aus, Antje«, sagte er ehrlich.
    »Danke. Ich hoffe, es war okay, dass ich Natascha gestern das Essen mitgegeben hab.«
    »Essen?« Justus stutzte. Oh, Mist! Das hatte ich ja ganz vergessen! Den Picknickkorb hatte ich Enzo überlassen, der dessen Inhalt zum Mittagessen verputzt hatte. Ich stellte mich so hin, dass meine Mutter mich nicht sehen konnte, und zog eine Grimasse, um Justus’ Aufmerksamkeit zu wecken. Er verstand sofort. »Ach so, ja klar. Das Essen. Danke.«
    »Und was hat dir am besten geschmeckt?«, fragte meine Mutter.
    Pantomimisch schlürfte ich eine Suppe.
    »Äh. Die Suppe?«, riet Justus. Ich zeigte Daumen hoch. Unsere nonverbale Kommunikation klappte also immer noch.
    »Das habe ich mir gedacht«, sagte meine Mutter.
    »Die war wirklich köstlich …«, fügte Justus hinzu.
    Ich spitzte meine Lippen und sog von innen meine Wangen ein, sodass sie den perfekten Fischmund bildeten.
    »… die Fischsuppe?«
    Ich nickte eifrig.
    »Und der Rest?«
    »War auch gut, aber nicht so gut wie die Fischsuppe.«
    »Du Scherzkeks«, sagte ich. »In das Kokos-Pannacotta hättest du dich reinlegen können, hast du gesagt. Nur bei den Lammkoteletts fehlte etwas Rosmarin.« Das hatte Enzo mir auf dem Rückweg von der Schule verraten. »Und die Gemüsepäckchen waren auch ein bisschen

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