Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
Vom Netzwerk:
irritierten Blicke, die zwischen mir und irgendwas hinter mir hin und her wanderten. Ich drehte mich um. Hedi, die Arme vor der Brust verschränkt, ließ mich nicht aus den Augen. Zwei der Damen raunten sich etwas zu und ich meinte, das Wort Sozialstunden herausgehört zu haben.
    »Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment«, bat ich die Frauen, ging zu Hedi und zog sie etwas abseits.
    »Hör mal, Hedi«, sagte ich. »Ich weiß, du nimmst deinen Job sehr ernst, aber könntest du nicht ein bisschen Abstand halten?«
    »Ich sorge nur für maximale Sicherheit«, sagte sie ungerührt. »Eine große körperliche Distanz steigert das Gefahrenpotenzial enorm.«
    »Hedi, pass auf. Ich habe hier eine schwierige Aufgabe. Ich muss dringend mehr Spenden sammeln als diese aufgedonnerte Kuh dort drüben.« Ich rollte mit den Augen, um sie auf Silvy aufmerksam zu machen, die ihre Caprisonnen unbefangen jedem potenziellen Spender unter die Augen hielt. »Sie ist meine ex-beste Freundin. Und wenn sie mich hier und heute abzieht, dann muss ich ehrenamtlich im Krankenhaus arbeiten und mich von ihr rumkommandieren lassen. Das darf einfach nicht passieren!«
    Trotz meiner rührseligen Ansprache verzog Hedi keine Miene. Ich beugte mich noch etwas näher zu ihr und sagte eindringlich: »Aber wenn du so an mir klebst, denken die Leute, du wärst meine Bewährungshelferin. Und das ist ziemlich irritierend. Die Leute sollen aber nicht irritiert sein, sonst zücken sie nicht ihr Scheckheft, okay?«
    Hedi bleibt weiterhin unbeeindruckt und machte sich nicht einmal die Mühe, mir eine Antwort zu geben.
    »Wir sind nicht gerade mitten im sozialen Brennpunkt, Hedi. Hier passiert nichts!«
    »Ha!«, sagte Hedi und das war die temperamentvollste Äußerung, die ich bisher von ihr gehört hatte. »Gerade in vermeintlich sicheren Umgebungen sinkt die Wachsamkeit und eröffnet Angreifern einen großen Handlungsspielraum«, zitierte sie triumphierend aus ihrem Bodyguard-Lehrbuch. Oder wo immer sie diesen Schrott herhatte. Meine Geduld war langsam, aber sicher überstrapaziert. Ich schnaufte genervt.
    »Ich mache nur meinen Job«, fügte sie hinzu. »Wenn Sie damit ein Problem haben, wenden Sie sich bitte an meinen Auftraggeber.«
    »Oh Shit«, entfuhr es mir. Mein Vater wollte mit seinem Pressesprecher erst später vorbeischauen, wenn der Fotograf da wäre. Wenn die mir bis dahin auf der Pelle hing, würde ich haushoch gegen Silvy verlieren. »Dann zieh wenigstens deine Pistole, wenn du merkst, dass einer nicht spenden will«, sagte ich düster. Da tat Hedi etwas Unerwartetes. Sie senkte den Kopf und starrte mich über den Rand ihrer Brille so durchdringend und vernichtend an, dass ich schnaufend die Augen verdrehte. »Schon gut, schon gut. Ich gebe es zu. Das war ein echt blöder Scherz.«
    Sie schob ihre Brille wieder vor die Augen und nickte mir knapp zu. Silvy war gerade am anderen Ende des Saales und kommentierte mit einem affektierten Lachen die Bemerkung eines Mannes, der seine Brieftasche aus der Jacke zog. Sie hatte wahrscheinlich schon tausend Euro gesammelt, während ich noch nicht mal einen Cent aufgetrieben hatte. Mist. Ich wollte wieder zu den Frauen am Tisch, aber die standen gerade auf und sagten mit wenig Bedauern, dass ihre Golfrunde jetzt anfinge. Am Nachbartisch saß ein verkniffen aussehender Typ mit Bart, der in einem Golfmagazin blätterte und einen Kaffee trank. Seine Startnummer ragte aus der Jackentasche, in die er beiläufig das Zuckertütchen von seiner Untertasse steckte.
    »Guten Tag«, sagte ich. »Darf ich Sie kurz stören?«
    Er nickte mir zu. In seinem Bart hing ein Brötchenkrümel.
    »Sie haben da was«, entfuhr es mir. Ich zeigte auf den Krümel. Seine dichten Augenbrauen zogen sich ärgerlich zusammen.
    »Aber Sie können es auch drin lassen«, sagte ich schnell. »Wird die Konkurrenz bestimmt irritieren.«
    »Nee«, sagte er und der Anflug eines Lächelns streifte seinen Mund, »das macht sich nicht gut auf dem Siegerfoto.«
    »Auch wieder wahr«, sagte ich lachend. Er klaubte den Krümel aus dem Bart, begutachtete ihn kurz und steckte ihn dann in den Mund.
    »Guten Appetit«, sagte ich und erklärte ihm eifrig mein Anliegen, dass wir für das Kinderkrankenhaus sammeln würden und es doch toll wäre, wenn sein Name nicht nur heute auf der Siegerliste, sondern auch noch auf der Spenderliste stehen würde und so weiter und so weiter. Ich war charmant und geduldig und nett und ich freute mich, als er in seine

Weitere Kostenlose Bücher