Gefaehrliche Gefuehle
Innentasche griff und sein Portemonnaie herausholte.
»Schon gut, junge Frau«, sagte er. »Ich habe verstanden. Ist wirklich eine gute Sache, die ich gerne unterstütze.« Er kramte in seinen Scheinen herum, die mir hellgrün entgegenleuchteten, und ich dachte schon, er holt ein ganzes Bündel Hunderter heraus, da zog er einen Zwanzig-Euro-Schein hervor und ließ ihn in meinen Hut fallen.
»Danke!«, rief ich und wollte schon weiter, da sagte er: »Ich brauche aber noch eine Spendenquittung.«
Ich sah ihn einen Moment verständnislos an.
»Wegen der Steuer«, erklärte er.
»Ach so, na klar. Einen Moment bitte.«
Ich musste zu Lola und Marie an den Stand, um mir eine zu holen, was die beiden natürlich genüsslich in die Länge zogen. Und Hedi klebte immer noch an mir. Ich brachte dem Mann die Spendenquittung und sah erleichtert, dass mein Vater eingetroffen war. Eilig lief ich auf ihn zu und nach einer kurzen Begrüßung erklärte ich ihm, dass Hedis übervorsichtig knappe Distanz mir alle Chancen beim Spendensammeln verdarb. Zum Glück fand mein Vater auch, dass es nicht notwendig war, dass sie wie Pattex an mir klebte, und gab ihr die Anweisung, mich im Innengelände frei bewegen zu lassen. Endlich kam ich dazu, meinen Job zu machen. Und endlich lief es besser! Von Freifrau von und zu Mährenbach bekam ich achtzig Euro, die Golfrunde rund um Dr. Alt spendete zweihundertfünfzig Euro. Auf der anderen Seite des Saals machte sich Silvy gerade auf dem Putting Green lächerlich, weil sie versuchte, einen Ball einzulochen, wobei ihr ein dicker Mann half, der von hinten die Arme um sie gelegt hatte und ihre Hände beim Schwungholen führte. Gruselig. Das gab mir die Gelegenheit, bei den Neuankömmlingen weiterzumachen, die durch die großen Schiebetüren hineinkamen und jedes Mal eine Wolke kalter Luft mitbrachten. Ich sackte noch einmal hundert Euro von einem gut gelaunten Ehepaar ein, während Silvy immer noch im Klammergriff des dicken Mannes hing. Und von einer Frau, der ich die gute Arbeit des Kinderkrankenhauses erläuterte, bekam ich einen Scheck. Über eintausend Euro. »Danke«, stammelte ich erstaunt. Sie nickte und wandte sich ab, mit Tränen in den Augen. Ich konnte nur ahnen, dass sie selbst ein krankes Kind hatte. Oder gehabt hatte. Ich seufzte.
Der Zustrom an neuen Leuten ebbte etwas ab und ich musste warten, denn hier drinnen hatten Silvy und ich wohl schon alles abgeklappert. Endlich konnte sich Silvy von dem dicken Mann lösen, zupfte ihr Kleid zurecht, lachte noch einmal überkandidelt, dann strebte sie ebenfalls Richtung Eingang, wo wir uns begegneten.
»Na, geht dir langsam der Arsch auf Grundeis bei dem Gedanken an deine Beichte bei Lukas?«, sagte ich. Sie hatte Gänsehaut.
»Im Gegenteil«, bibberte sie. »Du solltest dich lieber warm anziehen für die vielen Stunden, die du im Krankenhaus Dienst schieben musst!«
»Ich habe schon eintausendvierhundertfünfzig Euro. Und du?«
Silvy warf mir einen hasserfüllten Blick zu. Eine Gruppe Frauen kam schwatzend durch die Tür. Ich sah Silvy an, sie sah mich an, wir gingen gleichzeitig los. Weil ich es peinlich fand, ein Wettrennen auf die Neuankömmlinge zu veranstalten, ließ ich Silvy auf ihren hohen Schuhen vordackeln. Gerade dachte ich, sie würde mir die Frauen wegschnappen, da wurde sie von einer Niesattacke ausgebremst. Haha, dachte ich. Die gehören mir.
»Hallo, die Damen, entschuldigen Sie den Überfall, aber ich habe ein dringendes Anliegen. Ich sammele für einen neuen Anbau für das Kinderkrankenhaus und …« In dem Moment sah ich ihn durch die Glastür. Philipp. Er schlenderte über den Parkplatz in Richtung Eingangstür. Hastig rauchte er seine Zigarette zu Ende und schnipste sie achtlos weg. »Wie meine Freundin schon erläutert hat, ist der Anbau äußerst wichtig«, hörte ich auf einmal Silvy neben mir. »Ich zeige Ihnen hier einmal einen Prospekt …«
Sie zog die Frauen mit sich zum Infostand. Sie hatte mir die Kundschaft geklaut. Aber das war mir im Moment egal.
Die Leute vor Philipp erreichten die Schiebetür. Philipp wäre auch gleich da. In dem Moment kam wieder Leben in mich und ich verdrückte mich zu unserem Infostand, wo ich zwischen all den Menschen nicht auffiel. Ich hörte die hohe Stimme von Silvy quäken, war aber mit meiner ganzen Konzentration bei Philipp. Er blieb im Raum stehen, orientierte sich kurz, wobei sein Blick auch den Infostand streifte, mich aber nicht sah, weil ich hinter dem Stand in die
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