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Gefährliche Geliebte

Gefährliche Geliebte

Titel: Gefährliche Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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du denn nicht an meinen Körper gedacht?«
    »Doch«, sagte ich.
    »Ich möchte wetten, du hast an meinen Körper gedacht, während du masturbiert hast.«
    »Ja. Die ganze Schulzeit hindurch«, sagte ich. Dann korrigierte ich mich: »Na ja, ehrlich gesagt, auch noch vor kurzem.«
    »Genau so war's bei mir. Ich habe an deinen Körper gedacht. Das tun Frauen auch, weißt du.«
    Ich zog sie wieder an mich und küßte sie langsam. Ihre Zunge glitt träge in meinen Mund. »Ich liebe dich, Shimamoto-san«, sagte ich.
    »Ich liebe dich, Hajime«, sagte sie. »Ich liebe niemanden außer dir. Darf ich deinen Körper noch ein bißchen ansehen?«
    »Nur zu«, erwiderte ich.
    Sanft wölbte sie ihre Hand um meinen Penis und meine Hoden. »Er ist so schön«, sagte sie. »Ich würde ihn am liebsten aufessen.«
    »Und was tue ich dann?«
    »Aber ich will ihn wirklich aufessen«, sagte sie. Lange hielt sie meine Hoden in der offenen Hand. Und leckte und sog, sehr langsam, sehr behutsam, an meinem Penis. Sie sah mich an.
    »Darf ich es das erste Mal so tun, wie ich es möchte? Auf meine Art? Darf ich?«
    »Ich habe nichts dagegen. Tu, was immer du möchtest«, sagte ich. »Außer mich aufessen, natürlich.«
    »Ich geniere mich ein bißchen, also sag bitte nichts, okay?«
    »Versprochen«, sagte ich.
    Während ich auf dem Boden kniete, legte sie ihren linken Arm um meine Hüften. Mit der anderen Hand streifte sie Strümpfe und Höschen ab, ohne ihr Kleid auszuziehen. Dann nahm sie meinen Penis und meine Hoden in die rechte Hand und leckte sie ab. Ihre andere Hand glitt unter ihr Kleid.
    Während Shimamoto an meinem Penis sog, begann ihre andere Hand sich langsam zu bewegen.
    Ich sagte kein Wort. Das war offenbar ihre Art. Ich beobachtete die Bewegungen ihrer Lippen und ihrer Zunge, und das träge Auf und Ab ihrer Hand unter dem Rock. Plötzlich erinnerte ich mich wieder an die Shimamoto, die ich auf dem Parkplatz der Bowling-Halle gesehen hatte - erstarrt und weiß wie ein Laken. Deutlich erinnerte ich mich an das, was ich tief in ihren Augen gesehen hatte: einen dunklen Raum, hartgefroren wie ein unterirdischer Gletscher. Eine Stille, so tief, daß sie jegliches Geräusch verschluckte und nie wieder herausließ. Absolutes, vollkommenes Schweigen.
    Es war das erste Mal gewesen, daß ich dem Tod von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, deswegen hatte ich noch keine klare Vorstellung davon, was der Tod wirklich ist. Doch da war er, unmittelbar vor meinen Augen, wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Das also ist das Gesicht des Todes, hatte ich gedacht. Und der Tod hatte zu mir gesprochen und gesagt, auch meine Zeit werde eines Tages kommen. Zuletzt stürze jeder in diese unendlich einsamen Tiefen, diesen Ursprung aller Finsternis, dieses Schweigen ohne jeden Widerhall. Von erstickender, lähmender Angst ergriffen, hatte ich in den bodenlosen dunklen Abgrund gestarrt.
    Diesen schwarzen, gefrorenen Tiefen ausgesetzt, hatte ich ihren Namen gerufen. Shimamoto-san, hatte ich immer wieder gerufen, aber meine Stimme war in dem unendlichen Nichts verhallt. Wie sehr ich auch schrie, nichts veränderte sich in den Tiefen ihrer Augen. Ihr Atmen blieb befremdlich, wie das Geräusch des Windes, der durch Mauerrisse peitscht. Die Gleichmäßigkeit ihrer Atemzüge sagte mir, daß sie sich noch diesseits der Grenze befand. Aber ihre Augen sagten mir, daß sie bereits dem Tod verfallen war.
    Und während ich tief in ihre Augen blickte und ihren Namen rief, wurde auch mein Körper in diese Tiefen hinabgezogen. Als hätte ein Vakuum alle Luft um mich herum abgesaugt, zerrte mich jene andere Welt immer näher. Selbst jetzt spürte ich noch ihre Macht. Sie wollte mich.
    Ich schloß fest die Augen. Und verscheuchte diese Erinnerungen.
    Ich streckte die Hand aus und strich Shimamoto über das Haar. Ich berührte ihre Ohren, legte ihr meine Hand auf die Stirn. Ihr Körper war warm und weich. Sie saugte an meinem Penis, als versuchte sie, nichts weniger als das Leben aus mir herauszusaugen. Ihre Hand, weiterhin zwischen ihren Schenkeln in Bewegung, redete in einer geheimen Gebärdensprache. Kurz darauf kam ich in Shimamotos Mund; ihre Hand unter dem Rock hielt inne, und ihre Augen schlossen sich. Sie schluckte meinen Samen bis zum allerletzten Tropfen.
    »Es tut mir leid«, sagte Shimamoto.
    »Es braucht dir nichts leid zu tun«, sagte ich.
    »Beim ersten Mal wollte ich es auf diese Weise tun«, sagte sie. »Es ist peinlich, aber irgendwie mußte

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