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Gefährliche Ideen

Gefährliche Ideen

Titel: Gefährliche Ideen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Rehn
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Wirtschaftsexperten als wenig erfolgsträchtig oder gar als Totgeburt bezeichnet. Bei der Markteinführung der Videospielserie
Guitar Hero
spotteten viele über die schäbige Plastikgitarre und den simplen Spielaufbau. Seit vielen Jahren wird der angeblich unmittelbar bevorstehende Niedergang und Tod der Coffeeshop-Kette Starbucks vorhergesagt. Und mein ewiges Lieblingsbeispiel: Als der schwedische Unternehmer Ingvar Kamprad Ikea aus der Taufe hob, weil er daran glaubte, dass die Menschen bereit sein würden, Möbel in flachen Kartons verpackt zu kaufen und selbst zusammenzubauen, wurde er von zahlreichen Wettbewerbern verlacht.
    Doch dies ist NICHT identisch mit der Entscheidung von Musikmanagern, die Beatles abzuweisen, oder von Investoren, Google eine Erstfinanzierung zu verweigern. Ganz im Gegenteil! Fast alle jener Fälle, die in der Kreativitätsliteratur als Beispiele törichter Entscheidungen angeführt werden, erweisen sich bei näherer Betrachtung innerhalb ihres jeweiligen Kontexts als durchaus plausibel. Es war völlig rational, die Überlebensfähigkeitvon Apple während der ersten Stolperschritte des Unternehmens anzuzweifeln und den Pilzköpfen aus Liverpool einen Korb zu geben. Tatsächlich war dies womöglich die einzig rationale Entscheidung. Das Problem lag darin, dass es
genau der falsche Zeitpunkt war, um rational zu handeln!
    Der Stolperpfad der Vernunft
    Ratio und Kreativität stehen miteinander in ständigem Konflikt. Dabei wird es auch bleiben, denn rational ist es, nach Maßgabe seines Wissens und seiner Erfahrungen zu handeln, während Kreativität einen Bruch mit historischen Rahmenbedingungen und akzeptiertem Wissen bedeutet.
     
    Ratio und Kreativität stehen miteinander in ständigem Konflikt. Dabei wird es auch bleiben, denn rational ist es, nach Maßgabe seines Wissens und seiner Erfahrungen zu handeln, während Kreativität einen Bruch mit historischen Rahmenbedingungen und akzeptiertem Wissen bedeutet. Da »Rationalität« sich als der eingeschränkte Bezugsrahmen definieren lässt, den wir beim Umgang mit bestimmten Situationen verwenden, und Kreativität als der Bruch von Bezugsrahmen, ergibt sich bereits aus logischen Gründen, dass der Konflikt zwischen beiden unvermeidlich ist. Kreativer zu werden bedeutet daher zwangsläufig, bestimmte Dinge hinter sich zu lassen. Genauer: sich von dem Glauben zu verabschieden, dass der Prozess kontrolliert oder rationalisiert werden könne – es geht vielmehr darum, weniger rational und dafür alberner zu werden.
    Kreativer zu werden bedeutet, sich von dem Glauben zu verabschieden, dass der Prozess kontrolliert der rationalisiert werden könne – es geht vielmehr darum, weniger rational und dafür alberner zu sein.
    Trotz mancher anderslautender Auffassungen bedeutet dies nicht, dass Kreativität mit einer dieser entsetzlichen Brainstorming-Sitzungen synonym ist, in denen die Teilnehmer einfach irgendeinen sinnlosen Quatsch von sich geben und Kritik verboten ist –ein reines Ausweichmanöver, nichtmehr. Eine kreative Denkweise erfordert nicht die völlige Abwesenheitvon Impulskontrolle, sondernmehr die Fähigkeit, die eigene geistige Haltung, das Bedürfnis nach Rationalität und Kontrolle zu hinterfragen. Dazu muss man bereit sein, sich von vorgefassten Konzepten über erfolgreiches Handeln in der Vergangenheit zu trennen. Der Konflikt zwischen Ratio und Kreativität bedeutet, dass die Vorstellung, wonach es einen Großen Plan gibt, einen sicheren Pfad, einen festen Bezugsrahmen, dem man sein Handeln anzupassen habe, unhaltbar wird. Der kreative Impuls ist beängstigend, denn er bedeutet, dass wir ohne Karte navigieren und zwar in einem Land, das noch gar nicht existiert. Aber genau darin liegt auch sein Reiz, und nicht nur, weil es uns Gelegenheit verschafft, jenen, die noch immer an eine geordneteVorgehensweise glauben, eine langeNase zu drehen.
    Der kreative Impuls ist beängstigend, denn er bedeutet, dass wir ohne Karte navigieren und zwar in einem Land, das noch gar nicht existiert.
    Dies bedeutet gleichzeitig, dass derProzess der Ideenschöpfung einemgewissen Ausmaß an Druck und Reibung ausgesetzt werden muss – es genügt nicht, einfach nur Ideen in den Raum zu werfen. Die Tatsache, dass sich der Kreativprozess nicht rational kontrollieren lässt, verleitet viele Menschen zu der Auffassung, dass man alles »möglichst locker« handhaben sollte und ein strukturiertes Vorgehen per definitionem abträglich sei. Doch das Gegenteil

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