Gefaehrliche Liebe
mit dir darüber reden, wie ich mich im Zug benommen hab. Ich meine, im letzten Zug - der, mit dem wir nach Hause gefahren sind. Ich wusste, dass zwischen Gale und dir etwas war. Ich war schon eifersüchtig auf ihn, bevor ich dich überhaupt offiziell kennenlernte. Und es war unfair, dich auf das festzunageln, was in den Spielen passiert ist. Das tut mir leid.«
Seine Entschuldigung überrumpelt mich. Es stimmt, dass er mir die kalte Schulter gezeigt hat, nachdem ich ihm gestand, dass ich ihm in der Arena etwas vorgespielt hatte. Aber das werfe ich ihm nicht vor. In der Arena habe ich auf Teufel komm raus den Liebesengel gespielt. Es gab Momente, in denen ich mir nicht sicher war, was ich für ihn empfand. Ich bin mir immer noch nicht so ganz sicher.
»Mir tut es auch leid«, sage ich. Ich weiß nicht so recht, was mir eigentlich leidtut. Vielleicht, dass ich ihn jetzt möglicherweise wirklich zerstören werde.
»Dir braucht überhaupt nichts leidzutun. Du hast nur versucht, uns beiden das Leben zu retten. Aber ich will nicht, dass wir so weitermachen - dass wir uns im richtigen Leben ignorieren und uns dann zusammen in den Schnee fallen lassen, sobald eine Kamera in der Nähe ist. Ich hab mir gedacht, wenn ich nicht mehr so, hm, verletzt bin, dann könnten wir doch versuchen, einfach Freunde zu werden«, sagt er.
Wie es aussieht, sind alle meine Freunde zum Sterben verdammt, aber wenn ich Peeta zurückweise, rettet ihn das auch nicht. »Gut«, sage ich. Nach seinem Angebot geht es mir schon besser. Ich komme mir nicht mehr so verlogen vor. Es wäre schön gewesen, wenn er damit früher herausgerückt wäre - bevor ich erfuhr, dass Präsident Snow anderes im Sinn hat, und die Möglichkeit, einfach Freunde zu sein, zunichtegemacht wurde. Doch zumindest freue ich mich, dass wir wieder miteinander reden.
»Also, was ist los?«, fragt er.
Ich kann es ihm nicht sagen. Ich zupfe am Unkraut.
»Dann fangen wir mit was Einfacherem an. Ist es nicht komisch, dass ich weiß, du würdest dein Leben für mich aufs Spiel setzen ... aber deine Lieblingsfarbe nicht kenne?«, sagt er.
Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. »Grün. Und deine?«
»Orange«, sagt er.
»Orange? Wie Effies Haare?«, frage ich.
»Ein bisschen gedeckter«, erwidert er. »Eher so wie ... der Sonnenuntergang.«
Der Sonnenuntergang. Sofort habe ich ein Bild vor Augen, den Rand der untergehenden Sonne, den Himmel, der in warmen Orangetönen gestreift ist. Wunderschön. Ich erinnere mich an den Lilienkeks, und jetzt, da Peeta wieder mit mir redet, fällt es mir schwer, nicht mit der ganzen Geschichte von Präsident Snow herauszuplatzen. Aber ich weiß, dass Haymitch das nicht gut fände. Ich halte mich lieber an unverfängliche Themen.
»Übrigens schwärmen ja alle von deinen Bildern. Schade, dass ich sie nicht gesehen habe«, sage ich.
»Ich hab einen ganzen Waggon voll.« Er steht auf und reicht mir eine Hand. »Komm.«
Das fühlt sich gut an, seine Finger wieder mit meinen verschränkt, nicht für die anderen, sondern aus Freundschaft. Hand in Hand gehen wir zurück zum Zug. An der Tür fällt es mir ein: »Ich muss erst zu Effie und mich entschuldigen.«
»Keine falsche Zurückhaltung«, sagt Peeta.
Als wir wieder im Speisewagen sind, wo die anderen immer noch essen, entschuldige ich mich so überschwänglich bei Effie, dass ich denke, es ist zu viel des Guten, doch für sie reicht es wahrscheinlich gerade eben, um meinen Fauxpas wieder wettzumachen. Immerhin nimmt sie die Entschuldigung gutmütig an. Sie sagt, sie verstehe schon, dass ich unter großem Druck stehe. Und dann redet sie nur ganze fünf Minuten davon, dass sich ja einer um den Zeitplan kümmern müsse. Ich bin also glimpflich davongekommen.
Als Effie fertig ist, gehe ich mit Peeta ein paar Wagen weiter und er zeigt mir seine Bilder. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Größere Versionen der Blumenkekse vielleicht. Aber das hier ist etwas vollkommen anderes. Peeta hat die Spiele gemalt.
Manche Bilder wären für jemanden, der nicht mit ihm in der Arena war, nicht sofort zu deuten. Wasser, das durch die Spalten in unserer Höhle tröpfelt. Der ausgetrocknete Tümpel. Zwei Hände, seine eigenen, die nach Wurzeln graben. Andere Bilder würde jeder Betrachter gleich erkennen. Das goldene Füllhorn. Clove, wie sie Messer in ihrer Jacke verstaut. Eine der Mutationen, unverkennbar die blonde mit den grünen Augen, die Glimmer darstellt; knurrend kommt sie auf uns zu. Und
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